Laborwerte verstehen leicht gemacht
erforderlich werden oder zum anderen Wirkstoffspiegel direkt bestimmt werden, wie etwa beim Lithium. Lithium wird zur Dauertherapie von Patienten mit Depressionen und bipolaren Störungen (manisch-depressive Patienten) eingesetzt. Der Effekt einer Lithiumbehandlung stellt sich erst nach etwa 10 Tagen ein. Dies ist jedoch im Vergleich zu den trizyklischen Antidepressiva recht schnell, da diese ihre Wirkung erst allmählich über Wochen aufbauen, während sich die Nebenwirkungen bereits von Beginn an bemerkbar machen können. Da Lithium nur eine geringe therapeutische Breite besitzt, d. h. seine Wirksamkeit nur in einem relativ engen Bereich um den idealen Lithiumspiegel herum besteht, sind häufige Spiegelbestimmungen erforderlich. Wegen dieser geringen therapeutischen Breite und der bei Überdosierung bald auftretenden giftigen Wirkung sind Zusatzuntersuchungen erforderlich, wenn harntreibende Mittel (Diuretika) gegeben werden, weil diese durch die vermehrte Wasserausscheidung zu einer erhöhten Konzentration von Lithium im Blut führen, was dann bald zu Vergiftungserscheinungen führen kann. Auch ein stabiler Wert im oberen Normbereich sollte häufiger kontrolliert werden.
Ist die Tagesdosis einmal festgelegt, wird die Kontrolle des Wirkstoffspiegels Schritt für Schritt auf spätestens alle 3 Monate verlängert. Zusätzliche Untersuchungen sind erforderlich nach einer Dosisänderung, im Krankheitsfall, bei Anzeichen für einen Rückfall mit manischen oder depressiven Phasen, nach deutlichen Veränderungen des Natrium- oder Flüssigkeitskonsums oder wenn Anzeichen einer Lithiumtoxizität vorliegen.
Die Blutentnahme sollte zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse stets 12 Stunden nach der letzten Dosiseinnahme erfolgen (± ½ Stunde).
Grenzwerte des Lithiumspiegels
Lithium
antimanische Wirkung
1,0–1,2 mmol/l
Rückfallvorbeugung
0,6–0,8 mmol/l
Eine Niereninsuffizienz kann eine Lithiumvergiftung zur Folge haben.
Wechselwirkungen bestehen zwischen Lithium und bestimmten harntreibenden Medikamenten, nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) oder Methyldopa.
In der Schwangerschaft ist Lithium kontraindiziert (embryotoxisch).
Lithium sollte in Retardform und mit der Hauptdosis abends verabreicht werden.
Bei älteren Patienten können niedrigere Dosen notwendig sein, da sie gegenüber den neurotoxischen Wirkungen empfindlicher sind.
NSAID (Non-steroidal anti-inflammatory drugs = nichtsteroidale Antiphlogistika)
L ABORUNTERSUCHUNGEN
Blutbild: wegen möglicher Leukopenie und Thrombozytopenie
ALT: wegen möglicher Leberschädigung; regelmäßige Bestimmung bei längerer Diclofenacbehandlung
Kreatinin: wegen möglicher Nierenschädigung
Unter diesem Begriff werden all die Schmerz- und Entzündungsmittel zusammengefasst, die nicht auf der Basis von Steroiden, also Glukokortikoiden – sprich Kortison – beruhen. Die NSAID hemmen die Synthese von Prostaglandinen, die als Gewebshormone das normale Entzündungsgeschehenantreiben. Weil diese Prostaglandine aber auch an der Intaktheit der Magenschleimhaut mitwirken, gehen die Entzündungs- und Schmerzhemmung mit der Magen-Darm-Schädigung Hand in Hand. Hier gilt es, stets die richtige Balance zu finden. Seltenere Nebenwirkungen sind Blutbildveränderungen, Leber- und Nierenschäden.
Trizyklische Antidepressiva
L ABORUNTERSUCHUNGEN
Wirkstoffspiegel: zunächst nach 1–2 Wochen, dann nach 4 Wochen
Die Wirkstoffgruppe der trizyklischen Antidepressiva (Nortryptilin, Imipramin, Desipramin, Doxepin) ist trotz zahlreicher Nachteile aus der Behandlung depressiver Zustände nicht wegzudenken. Die Bestimmung eines Wirkstoffspiegels erscheint sinnvoll, weil der Wirkungseintritt teilweise erst nach Wochen erfolgt und eine nebenwirkungsreiche Überdosierung schwierig zu erkennen ist, jedoch eine feste Beziehung zwischen der Wirkstoffkonzentration und der Wirkung besteht. Es gibt außerdem zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, was Laborkontrollen und auch Wirkstoffspiegelbestimmungen der anderen Substanzen nach sich ziehen kann. Die Kombination mit bestimmten Medikamenten kann einen viel schnelleren Abbau der trizyklischen Antidepressiva bewirken, und umgedreht können andere Medikamente den Abbau so verzögern, dass es zu erheblich erhöhten Wirkstoffspiegeln kommt.
Nach 1–2 Wochen ist eine erste Wirkstoffmessung angebracht. Dann kann entschieden werden, ob die Dosis
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