Laborwerte verstehen leicht gemacht
über die Galle in den Darm oder über die Niere ausgeschieden werden. Außerdem schädigen viele dieser sog. Zytostatika (»Zellwachstumshemmer«) die Organe direkt. Es gibt so etwas wie »Standardprogramme« der Laborwerte, welche die wichtigsten Nebenwirkungen der Behandlung zu kontrollieren helfen. Werden dabeijedoch krankhafte Werte festgestellt, sind häufig weitere Bestimmungen notwendig, um das Ausmaß der Schädigung genauer zu ermitteln. Doch können diese hier nicht alle aufgeführt werden. Schließlich gibt es bei den einzelnen Zytostatika mitunter Besonderheiten zu berücksichtigen. So kann z. B. die Gabe von 5-Fluorouracil auch bei eingeschränkter Nierenfunktion problemlos erfolgen, während z. B. vor der Gabe von Cisplatin die Bestimmung der Kreatinin-Clearance als Maß für die Nierenleistung unerlässlich ist.
Vor einer Chemotherapie werden das kleine und das große Blutbild sowie der Hb-Wert bestimmt. Während der Therapie müssen die Blutzellen und der Hb-Wert regelmäßig kontrolliert werden.
Auch im Hinblick auf die Leber muss vor Beginn einer Chemotherapie ihre Belastbarkeit anhand von Laborwerten beurteilt werden. Dazu werden die Werte ALT, Gamma-GT, AP und Bilirubin bestimmt. Wenn die Möglichkeit besteht, dass einmal eine Virushepatitis (→ Hepatitis) durchgemacht worden ist, muss ermittelt werden, um welche Form es sich gehandelt hat, weil hiervon auch die Dosierung mancher Zytostatika abhängt.
Um einen Eindruck von der Nierenfunktion zu erhalten, werden vor Beginn einer Chemotherapie die Elektrolyte, das Kreatinin, die Harnsäure und der Harnstoff bestimmt. Bei bestimmten Therapien kommt auch noch die Ermittlung der Creatinin-Clearence im 24-Stunden-Sammelurin hinzu.
Die LDH ist zwar nicht tumorspezifisch, doch kann sie bei bestimmten Tumorerkrankungen recht gut mit der Aktivität einer Krebserkrankung in Zusammenhang gebracht werden, sofern andere Ursachen der LDH-Erhöhung ausgeschlossen werden können. Wenn eine Behandlung erfolgreich verläuft, fällt auch der LDH-Wert im Allgemeinen rasch ab und mitunter auch bis in den Normalbereich.
Weil bei der Chemotherapie einer Krebserkrankung sehr viele Tumorzellen (und auch andere Zellen) abgetötet werden, fallen auch deren Bestandteile gehäuft an und stellen die Entgiftungsorgane Leber und Niere vor zusätzliche Aufgaben. Der Abbau der großen Mengen von Material aus den Zellkernen lässt die Harnsäure ansteigen und kann zu den Symptomen einer → Gicht führen.
Digitalispräparate
L ABORUNTERSUCHUNGEN
Elektrolyte (Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium): können bei zu hohen oder zu niedrigen Werten die Konzentration und Wirkung von Digitalis steigern oder schwächen
Digitalisspiegel: zur Kontrolle, auch bei möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Digitalispräparate (= Herzglykoside) gehören zu den ältesten Medikamenten, die zur Behandlung von Herzerkrankungen eingesetzt werden. Sie werden aus der Heilpflanze Fingerhut gewonnen. Ihre einerseits giftige und andererseits herzkräftigende Wirkung führt dazu, dass die ideale Dosis recht genau kontrolliert werden muss. Die vorsichtige Einstellung einer Digitalismedikation kann sich über einen ganzen Monat erstrecken. Die Bedeutung des Natrium- und Kaliumspiegels im Zusammenhang mit der Gabe von Digitalispräparaten kommt durch deren Wirkung auf die Natrium-Kalium-Pumpe zustande. Diese »Pumpe« (ein Eiweiß in der Zellmembran, das wie eine Pumpe arbeitet) soll eigentlich Natrium aus der Zelle heraus und Kalium in die Zelle hinein pumpen. Durch ihre Hemmung steigt die Natriumkonzentration in der Zelle, wodurch sich auch die Kalziumkonzentration erhöht. Das erhöhte Kalzium steigert die Kontraktionskraft des Herzens. Die Leitungsgeschwindigkeit der Erregung im Herzmuskel wird überdies durch Digitalis abgebremst. Im Zusammenspiel mit der ausschwemmenden Wirkung von harntreibenden Medikamenten (Diuretika), die oft gleichzeitig bei einer Herzinsuffizienz gegeben werden, kann es zu unbeabsichtigten Konzentrationserhöhungen des Digitalispräparates im Blut kommen.
Verändern Sie nie, auch nicht bei Nebenwirkungen, ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt die Dosis. Wenn Sie Digitalis »nach Bedarf« nehmen, kann es rasch zu Überdosierungen kommen.
Erwünschte und unerwünschte Digitalisspiegel
Digitoxin
therapeutischer Bereich
12–25 μg/l
toxischer Bereich
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