Laborwerte verstehen leicht gemacht
Epstein-Barr-, Herpes-simplex-Virus; ggf. Zytomegalie-Antigen: Risiko der Verschlechterung einer eventuell bestehenden Infektion
Varicella-Zoster-Virus: Risiko der Verschlechterung einer eventuell bestehenden Infektion
Toxoplasma IgG/IgM: Risiko der Verschlechterung einer eventuell bestehenden Infektion
Es gibt nur wenige Erkrankungen, die ein solches Ausmaß an Laborkontrollen erfordern wie die HIV-Infektion. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Verlauf und Prognose dieser Krankheit nur schwer abschätzbar sind, sodass mehrere Laborparameter gleichzeitig herangezogen werden müssen. Zudem erfordern die Anzahl und die Vielfältigkeit der verschiedenen klinischen Zustandsbilder zahlreiche Laborbestimmungen aus diagnostischen Gründen. Hinzu kommt noch, dass die oft gleichzeitige Gabe verschiedener, teils nebenwirkungsreicher Medikamente eine frühzeitige Erfassung von Kontrollwerten der Organe notwendig macht. Durch diese früh einsetzende medikamentöse Behandlung hat sich AIDS seit seiner Entstehung jedoch auch von einer in wenigen Jahren tödlich verlaufenden Erkrankung hin zu einer eher chronischen Erkrankungmit einer heute viel höheren Lebenserwartung entwickelt. Schließlich muss immer wieder die sog. Viruslast und das Ausmaß der Immunsuppression überprüft werden, um die Behandlungserfolge aber auch um die Behandlungsmöglichkeiten und -spielräume im Auge zu behalten.
INFO
Test mit großer Sicherheit
Der Erfolg einer HIV- bzw. AIDS-Behandlung hängt nicht zuletzt vom Zeitpunkt ihres Beginns ab. Daher wird ein HIV-Test beim Verdacht auf eine mögliche Infektion unbedingt empfohlen. Der HIV-Antikörpertest kann kostenlos und anonym bei den regionalen Gesundheitsämtern durchgeführt werden. Der Test hat eine sehr hohe Sicherheit. In wenigen Fällen ist ein Test falsch positiv, weshalb ein positives Ergebnis einen weiteren, genaueren Test erforderlich macht. Ein negatives Testergebnis hingegen bedeutet mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit, sich nicht mit HIV infiziert zu haben.
Bei dem individuell unterschiedlichen Verlauf der Erkrankung kann es keine absolut gültigen Schemata geben, die jede Situation vollständig erfassen. Deshalb kann hier auch nur eine Auflistung von häufig erforderlichen Kontrollen wiedergegeben werden. Im Einzelfall können die Umstände die Bestimmung ganz anderer Werte erforderlich machen.
Die Bestimmung der Organmarker für Nieren, Leber, Bauchspeicheldrüse und die Werte zur Stoffwechselsituation vermitteln einen allgemeinen Eindruck von der Gesundheitslage des Patienten und seiner Belastbarkeit bei Infektionserkrankungen und medikamentösen Therapien.
Die verschiedenen HIV-Tests können Antikörper gegen das Virus, Virusbestandteile selbst und die Konzentration der Viren (Anzahl der Viren pro Milliliter Blut) nachweisen. Der letzte Wert wird als Viruslast bezeichnet. Sie gehört mit der Zahl der T-Helferzellen zu den wichtigsten Verlaufsparametern bei einer HIV-Infektion.
Die Bestimmung der Zahl der T-Helferzellen erlaubt es, das Risiko für eine sog. opportunistische Infektion abzuschätzen. Das sind Infektionen, die durch Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze verursacht werden, wenn das Immunsystem nicht mehr intakt ist und die Erreger nicht abwehren kann (Zytomegalie-, Epstein-Barr-, Herpes-simplex-Virus, Varicella-Zoster-Virus, Toxoplasmose, Syphilis). Bei einer HIV-Infektion mit einem zunehmenden Immundefekt verlaufen solche Infektionen oft sehr schwer. Vor dem Auftreten dieser Krankheiten gilt ein Patient lediglich als HIV-positiv, jedoch noch nicht als AIDS-Kranker. Seit der Einführung der hochwirksamen antiretroviralen Therapie (HAART) treten opportunistische Infektionen nicht mehr so häufigauf. Dies hängt damit zusammen, dass unter der Therapie die Zahl der körpereigenen Abwehrzellen (CD4-Zellen) auf hohem Niveau bleibt.
Bei beschwerdefreien Patienten ohne antiretrovirale Therapie wird der Immunstatus in der Regel vierteljährlich geprüft. Die übrigen Laborkontrollen richten sich nach klinischem Befinden, Begleiterkrankungen und den Ergebnissen der letzten Kontrolle. Bei einer antiretroviralen Therapie müssen die Kontrollen des Routinelabors aufgrund der medikamentösen Nebenwirkungen und Toxizitäten monatlich durchgeführt werden. Entscheidend für die Häufigkeit und den Umfang der Kontrollen sind jedoch auch die Art und die Dauer der antiretroviralen Therapie. Zu Beginn sind zwei Bestimmungen von
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