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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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eine Gänsehaut. Sie versuchte, das Zittern zu ignorieren und sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.
    Atme ein, tief ein. Atme so tief, dass du das andere Ende des Tunnels erreichen wirst.
    Mary sog tief Luft in sich ein, fasste nach dem Rand der Röhre. Sie stützte sich auf Jebs Schulter ab und ließ sich in die Röhre gleiten.
    Noch ein letzter, tiefer Atemzug.
    Dann rutschte sie in die Dunkelheit.
    Sofort umspülte das eiskalte Wasser ihr Gesicht und ihren Körper. Sie streckte die Arme nach vorn und zog sich vorwärts.
    In ihrem Kopf war nur ein Gedanke.
    Wie lange kann ein Mensch die Luft anhalten?
    León war herangekommen und zusammen mit Jeb schaute er in die Röhre, aber das Licht der Taschenlampe durchdrang die Wassermassen nicht und schon nach wenigen Sekunden konnten sie Mary nicht mehr sehen. Als Mary in der Röhre verschwunden war, ließ sich León stöhnend auf den Boden fallen. Er umschlang seine Knie und legte den Kopf darauf. Jeb vermutete, dass er allein sein wollte, also ließ er ihn in Ruhe und leuchtete, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, weiter in die Röhre hinein. Vielleicht würde das Licht Mary ja trotzdem irgendwie helfen, vielleicht gab es ihr die Sicherheit, dass sie da waren.
    »Kannst du sie sehen?«, fragte Jenna neben ihm, Marys Kleider an sich gedrückt.
    »Nein. Nichts.«
    Jenna schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Da drin ist es stockfinster und eiskalt. Wer hätte gedacht, dass Mary solch einen Mut aufbringen würde?«
    Ja, dachte Jeb, sie ist unglaublich mutig. Aber vor allem erstaunte ihn Marys Entwicklung, seit sie in der ersten Welt angekommen waren. Von der verwöhnten Zicke hatte sie sich in eine energische junge Frau verwandelt, die entschlossen war, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
    Plötzlich erklang erneut der schrille Schrei eines Seelentrinkers und Jeb konnte darin eine nur allzu sehr bekannte Stimme ausmachen. Die Stimme, die ihn mit Dunkelheit, Selbsthass und schlechtem Gewissen ausfüllte. Die schwache Stimme seiner sterbenden Mutter. Sie ging ihm durch Mark und Bein. Und er konnte auch an Jennas nervösem Blick über die Schulter und Leóns Zusammenzucken erkennen, dass auch sie von etwas heimgesucht worden waren, das sie am liebsten vergessen würden. Er wagte sie nicht danach zu fragen, aus Angst, seine albtraumhafte Erinnerung selbst in Worte kleiden zu müssen.
    Ja, am liebsten hätte er zumindest dies für einen Moment vergessen, nämlich, was ihnen passieren würde, wenn diese Erinnerungen sie hier finden würden. Würden sie voll und ganz von ihnen verzehrt? Er ahnte, wie nah sie ihnen schon waren. Jeb starrte wie gebannt in die Röhre.
    Bitte beeile dich.
    Es war finster und eiskalt. Das Wasser umströmte Mary, zog und rüttelte an ihr. Sie hatte die Augen geöffnet, um nach einem Lichtschein zu spähen, aber da war nichts. Ihr Gesicht schmerzte und das Wasser brannte in ihren Augen. Doch sie stieß sich mit kräftigen Bewegungen vorwärts, stemmte sich gegen die Wände links und rechts und arbeitete sich weiter vor.
    Mary schätzte, dass sie erst wenige Sekunden durch die Röhre kroch, obwohl es ihr wie eine Ewigkeit vorkam. Auf dem Bauch liegend, die Arme tastend vor sich, schob sie sich mit den Füßen und strampelnden Beinen Zentimeter um Zentimeter nach vorn. Es war zäh und unglaublich kraftraubend. Sie hatte das Gefühl, nicht voranzukommen. Als sie vor der Röhre gestanden hatte, hatte sie es sich wesentlich leichter vorgestellt, sich einen Weg durch das Wasser zu bahnen. Hier drin kämpfte sie um jeden Zentimeter und mit jedem Liter Wasser auch gegen die Zeit.
    Ich werde es nicht schaffen.
    Der Gedanke war schwer und übermächtig und stellte sich ihr regelrecht in den Weg. Auf einmal war da nur noch dieses Bewusstsein, dass sie diese Aufgabe nicht bewältigen konnte. Und es schnürte ihr den Rachen zu. Wie weit auch immer sie bis jetzt gekommen sein mochte, es war viel zu wenig, denn schon machte sich die beginnende Atemnot bemerkbar. In ihren Lungen baute sich Druck auf. Es fühlte sich an, als pumpe jemand ihren Brustkorb auf und der Drang, den Mund aufzureißen und nach Luft zu schnappen, wurde immer größer.
    Es war ein schreckliches Gefühl, ein Gefühl des vollkommenen Ausgeliefertseins, denn es gab nichts, was sie tun konnte. Jetzt umzukehren, war unmöglich. Sie lag verkehrt herum in der Röhre und so stark war der Wasserdruck auch nicht, dass sie sich herausspülen lassen konnte. Nein, es gab nur eine

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