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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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finden jemanden, der dir hilft. Da draußen muss es Krankenhäuser oder zumindest Ärzte geben, du musst nur durchhalten, León. Versprich mir das. Versprich mir, dass du nicht aufgibst.«
    »Das weißt du doch.« Ein Blick von ihm genügte und Mary wusste, dass León es genau so meinte, wie er es sagte. León würde nicht aufgeben, solange er noch weiterkämpfen konnte.
    Mary sah aus den Augenwinkeln, dass sich Jenna und Jeb Zeichen gaben weiterzugehen. Jenna wandte sich zu ihnen um und sagte: »Dann weiter. Wir müssen hier raus.«
    Mary schaute León an. »Leg deinen Arm um mich, ich werde dich stützen.«
    »Besser nicht«, erwiderte León. »Das bereitet mir nur noch mehr Schmerzen. Im Augenblick ist es okay, lass uns einfach weitergehen.«
    »Aber wenn es dir schlechter geht, sagst du es uns. Wir können dich tragen.« Sie blickte zu Jeb und Jenna, die beide nickten.
    »Ja. Ich sag euch Bescheid, wenn ich Hilfe brauche.«
    Jeb und Jenna wandten sich als Erste um und stiegen in das kalte Wasser. León ließ sich vorsichtig in den Kanal hinabgleiten, Mary folgte ihm unmittelbar nach. Jetzt, da León da war, konnte es ihr alles nicht mehr schnell genug gehen.
    Eine Weile stapften sie zu viert durch das Wasser. Die Kälte tat ihm gut, vertrieb sie doch ein wenig die Schmerzen aus seinem Körper, lenkte sie an eine andere Stelle. Doch León fühlte, dass er immer schwächer wurde.
    Jeder Schritt kostete ihn Kraft, die er nicht hatte, aber er biss die Zähne aufeinander und marschierte stumm weiter. Mary sollte nicht merken, dass es ihm zusehends schlechter ging. Sie würde sich bloß Sorgen machen und versuchen, ihm zu helfen. Aber ihm war nicht mehr zu helfen.
    León wusste, er würde dieses Labyrinth aus Tunneln und Kanälen nicht mehr verlassen. Warum auch? Er glaubte nicht daran, dass es an der Oberfläche die Gelegenheit und die Zeit gab, nach einem Arzt zu suchen. Eine Gang auf der Suche nach Rache war hinter ihnen her und auf den Straßen herrschte Krieg, dazu kamen noch ihre ewigen Verfolger aus den ersten Welten, die Seelentrinker, auch wenn sie seit geraumer Zeit nichts von ihnen gehört hatten. Sie konnten von Glück reden, wenn sie überhaupt die Portale erreichten. Er dachte an Mischa und seine Rippenverletzung, die so spontan verheilt zu sein schien. Könnten die Portale ihn retten? Aber es würden nur drei Tore sein. Es war klar, dass die beiden Mädchen hindurchgehen sollten, und dann würden er und Jeb um das letzte Tor kämpfen müssen. Mit Losen wäre es diesmal nicht getan und in seiner jetzigen Verfassung war er kein Gegner für Jeb, und selbst wenn es ihm gelingen sollte, Jeb zu bezwingen – würde ihm das weiterhelfen oder würde er schlicht und einfach in der nächsten Welt verbluten?
    Außerdem war das nie sein Plan gewesen. Diese Welt erinnerte ihn so sehr an sein früheres Leben, an sein erbärmliches Dasein im Barrio, er konnte und wollte nicht zurück. Durch Mary hatte er erkannt, um was es wirklich im Leben ging. Um Liebe. Fürsorge. Um Nähe. Um Geben und Nehmen. Dort wo er herkam, zählten diese Dinge nicht.
    Nein, ich will dieses Leben nicht mehr. Ich kann mir aber auch kein anderes vorstellen.
    Er wandte kurz den Kopf, blickte Mary im Schein der Lampe an und lächelte.
    Du sollst leben. Bitte erinnere dich an mich. Erinnere dich an den tätowierten Jungen, der kam, um dich zu retten.
    Mary erwiderte sein Lächeln. So viel Hoffnung lag darin. Sie würde ihn nicht aufgeben, wollte glauben, dass es für ihn noch eine Chance gab, aber er wusste es besser.

S chon seit geraumer Zeit war der Tunnel, durch den sie stapften, nach und nach weiter geworden. Schließlich konnten sie sogar aus dem eiskalten Wasser steigen und auf dem schmalen Steinpfad neben der Rinne gehen. Und nun öffnete sich der Tunnel vor ihnen zu einem weiten hohen Raum. Decke und Wände bestanden nach wie vor aus rauem Fels, aber der Boden wurde zu einer aus Ziegelstein gepflasterten Plattform, die sie über eine schmale Treppe erreichten. Vor ihnen lag das Ziel ihrer Flucht.
    Das Wasser floss aus einem breiten Rohr, das direkt aus der Wand kam, in die Rinne herab. León und Jeb leuchteten sorgfältig die Umgebung ab.
    Schließlich sah León sie.
    Am Ende der Plattform. Rechts von dem großen Rohr.
    Eine schwere Metalltür.
    Sie waren gerettet.
    Dies musste der Zugang zum alten Wasserwerk sein, den Jenna auf der Karte ausgemacht hatte. León hatte nicht gedacht, dass der Weg dahin so weit sein würde. Aber jetzt hatten

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