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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Mutter saß. Sein Vater!
    Es war der Teil seines früheren Lebens, an den er sich schon in der ersten Welt erinnert und von dem er Jenna erzählt hatte. Was er sah, war eindeutig. Es waren die letzten Augenblicke im Leben seiner Mutter, kurz nachdem er aus dem Raum gestürmt war, weil er ihr Sterben nicht hatte ertragen können.
    Jeb legte beide Handflächen auf die Glasscheibe. Der Kopf sackte nach vorn, seine Stirn legte sich an das kühle Glas. Tränen liefen ihm über das Gesicht, er schmeckte Salz. Er war hier, endlich, aber seine Mutter bemerkte es nicht einmal.
    Jeb sah, wie sich sein Vater vorbeugte, mit der Hand sanft über das Gesicht der Sterbenden strich. Er sagte etwas und Jeb konnte es von den Lippen lesen. Ich liebe dich. Hab keine Angst. Ich bin bei dir.
    Seine Mutter erwiderte etwas. Ich liebe dich auch .
    Dann ein Wort. Jeb.
    Ich bin hier, wollte Jeb brüllen. Schau her, Mom. Ich bin bei dir. Aber sein Mund blieb stumm.
    Sein Vater antwortete etwas, das Jeb nicht verstand, aber das Gesagte schien seine Mutter zu beruhigen.
    Es ist so weit, las er von ihren Lippen. Ich muss gehen .
    Sein Vater beugte sich noch einmal vor und nun sah Jeb, dass er hemmungslos weinte. Mit beiden Händen umfasste er das Gesicht seiner Frau und küsste sie ein letztes Mal. Ein Lächeln erschien auf den Lippen seiner Mutter, dann wurden ihre Züge weich und alle Anspannung wich aus ihrem Körper.
    Jeb beobachtete, wie sein Vater ihre Augen schloss, ihre Hände faltete, dann legte er seinen Kopf auf die Brust der Toten. Sein Oberkörper bebte. Fast glaubte Jeb, das Schluchzen zu hören. Kraftlos ließ er sich zu Boden sinken.
    Auch dich habe ich allein gelassen.
    Bitte verzeih mir.
    Er fühlt sich elend. Die einzige Erinnerung an sein früheres Leben, die ihm geblieben war, machte ihn traurig. Enttäuscht war er. Vor allem von sich selbst.
    Es ist alles sinnlos.
    Dieser Kampf ums Überleben.
    Wofür?
    Seine Mutter war tot. Seinem Vater hatte er in diesem Moment nicht beigestanden. Wenn er jemals in seine Welt zurückkehren sollte, gäbe es nichts. Niemanden, der auf ihn wartete. Vielleicht war er zu Recht hier. Vielleicht war das die Buße für sein Versagen. Wenn dem so war, dann wollte er die Bitterkeit bis zum letzten Tropfen auskosten.
    Ich werde nicht mehr kämpfen.
    Dieser Entschluss ließ ihn augenblicklich ruhig werden. Das Zittern im ganzen Körper ließ nach.
    Ich werde nicht mehr kämpfen.
    Irgendwie sorgte dieser Gedanke für so etwas wie Frieden in ihm. Seit einer gefühlten Ewigkeit war er endlich wieder Herrscher über seinen Körper und seine Gedanken.
    Jenna?
    Was wird aus dir?
    Seine Augen schlossen sich. Die Antwort war wie ein Stein, den man in einen Teich warf. Immer weitere Kreise zogen sich über das Wasser.
    Sie hat etwas Besseres verdient.
    Doch bevor dieser Gedanke zur Gewissheit werden konnte, trieb Jebs Geist davon. Dorthin, wo es keine Schmerzen gab.

A ha«, meinte Mischa, der vor der nächsten Wand stand, während seine Augen über die Zahlen flogen. »Mal etwas Neues. Das sind Palindromzahlen. Weißt du, was das ist?«
    León verzog das Gesicht. Mischas Klugscheißerei ging ihm schon seit geraumer Zeit auf die Nerven. In jedem der vielen Räume, die sie durchquert hatten, musste er sich einen Vortrag über die Genialität der mathematischen Aufgaben anhören. Und im Stillen schwang da natürlich das Loblied auf die Genialität von demjenigen mit, der sie lösen konnte. Zum Kotzen.
    Er hatte erfahren, dass die Summe der Quadrate zweier benachbarter Fibonacci-Zahlen ohne Ausnahme stets eine Fibonacci-Zahl war. Irgendwas hatten auch Primzahlen damit zu tun. Mischa hatte etwas von einer goldenen Zahl gefaselt und von einer Annäherung an die Genauigkeit von irgendwas gesprochen. León hatte kein Wort verstanden und es war ihm auch völlig gleichgültig. Für ihn allein zählte, dass Mischa in der Lage war, nicht sichtbare Türen zu öffnen. Mehr interessierte ihn nicht. Mehr brauchte er nicht.
    »Weißt du es?«, fragte Mischa.
    »Was?«
    »Was eine Palindromzahl ist.«
    »Nein. Und ich will es auch nicht wissen.«
    Doch Mischa fuhr unbeirrt mit seinem Geplapper fort. »Palindromzahlen sind natürliche Zahlen, die von vorne oder hinten gelesen den gleichen Wert haben. Zum Beispiel 421124, von …«
    Mierda! León hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten oder, besser noch, Mischa gezeigt, wie man jemanden dazu bringen konnte, die verdammte Klappe zu halten. Aber sosehr er hasste, es sich

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