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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Mischa ein guter Freund sein. Mischa würde das einsehen, erkennen, dass …
    Der Warnton erklang. Das grelle Jaulen raste durch Leóns Ohren und er blieb abrupt stehen. Fieberhaft suchten seine Augen den Boden ab. Jede Sekunde würden die Wände wieder hochfahren. Er musste bereit sein, wenn er an der falschen Stelle stand, würden ihn die Mauern zerschmettern.
    Und da kamen sie auch schon. Lautlos glitten sie aus dem Boden, machten aus der freien Landschaft wieder ein Gefängnis. Er hüpfte wahllos über einige der hochfahrenden Wände. Noch einmal begegneten sich ihre Blicke, während Mischa sich rückwärtsgehend von ihm entfernte.
    In Mischas Augen stand der blanke Hass, aber auch Zufriedenheit. Langsam hob er seine Hand und zeigte León den Mittelfinger.
    Ohne Rücksicht auf seine Schmerzen warf sich León gegen die Wand, die sie trennte. Und auf die Wände – und seine Schmerzen – war Verlass. León wurde vom Abprall zu Boden geschleudert, sein lädierter Körper schrie auf und stumm brüllte León seine Wut und all seine Verzweiflung hinaus. Er hatte Mischa fast erreicht.
    Doch jetzt war er wieder von ihm getrennt, konnte ihm nicht sagen, wie leid ihm das alles tat.
    León war wieder allein.
    Und auf den Wänden erschienen die nimmermüden Zahlen.
    Mischa atmete tief auf, als die Wände sich wieder um ihn schlossen. Das war knapp gewesen. Dieser Irre hätte ihn beinahe erwischt.
    Was hatte er für Fratzen gezogen?, dachte Mischa. Aus dieser sicheren Entfernung hätte er León noch ewig anschauen können. Wie er da hinter der Mauer stand, alle Muskeln angespannt, die sich deutlich unter der Haut abzeichneten. Die Kraft und Ausstrahlung von León elektrisierte ihn.
    Traurigkeit stieg in ihm auf, aber sogleich verwandelte sie sich in Wut.
    Du wirst mich nicht kriegen, León. Bei allem, was mir heilig ist, ich werde die Tore vor dir erreichen, und solltest du es schaffen, mir zu folgen, werde ich in der nächsten Welt auf dich warten. Und du wirst keine Chance haben.
    Mischa beschloss, nur noch an sich zu denken. Alle anderen sollten ihm egal sein. Von León hatte er sowieso nur noch Gewalt zu erwarten und Jeb, Jenna und Mary würden füreinander einstehen und wären sicher bereit, sich gegen ihn zu stellen. Vier gegen einen, dachte Mischa, aber der eine kann etwas, was ihr nicht könnt.
    Erneut waren Zahlen erschienen, doch Mischa meinte immer noch, das Bild seines Vaters im Hintergrund erkennen zu können. Auch von ihm war er im Stich gelassen worden, warum also sollte er sich je wieder auf jemanden verlassen? Nur die Zahlen, die waren beständig. Sie betrogen ihn nicht.
    Mischa folgte ihrem Verlauf auf den Wänden, aber dieses Mal wollte sich die Lösung nicht einstellen. Er begann zu schwitzen. Seine Schmerzen waren vergessen. Er starrte auf die Wand, bis ihm die Augen tränten.
    Nichts!
    Los, Mischa! Was ist dieses Mal anders?
    3 1 3 8 6 0
    Es sind weniger Zahlen als sonst, viel weniger, aber was kann ich damit anfangen? Mit Fibonacci-Zahlen hat das Ganze nichts zu tun. Oder doch?
    Langsam kristallisierte sich eine Lösung heraus. Mischa lachte krächzend auf. Es ging um die Goldene Zahl, um die Zahl Phi, die außergewöhnlichste aller Zahlen. Sie fand sich erstaunlich oft in der Natur wieder. Sie war die Zahl des Goldenen Schnittes und des Goldenen Winkels.
    Mischa überlegte fieberhaft. Die Zahl Phi begann mit einer Eins Komma und hatte unendliche viele Stellen danach, aber wie lautete die Reihenfolge der ersten Stellen nach dem Komma? Dann wusste er es. Die Zahl Phi setzte sich wie folgt zusammen:
    1,618033
    Demnach waren dies die ersten sechs Stellen hinter dem Komma. Die Lösung lautete:
    618033
    Mischa stellte sich vor die Wand und tippte die Zahlen in der richtigen Reihenfolge an. Augenblicklich glitt ein Teil der Wand zur Seite und eine Türöffnung erschien. Mischa ließ die angehaltene Luft entweichen und schritt hindurch. Zu seiner Überraschung befand er sich nun nicht in einem weiteren Raum, stattdessen tat sich ein endlos wirkender Gang vor ihm auf.
    Innerlich jubelte er. Das konnte nur eines bedeuten: Er befand sich in der Nähe der Portale und dieser Gang führte direkt dorthin. Warum sonst sollten ihm keine Wände mit Zahlenrätseln mehr den Weg versperren?
    Ich habe es geschafft. Ich allein. Es ist noch nicht zu Ende.
    Mischa hatte Hunger und unendlichen Durst. Die Zunge fühlte sich in seinem wunden und zugeschwollenen Mund wie ein Fremdkörper an. Noch vor Kurzem hatte er gedacht, er

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