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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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sagte: »Ich mache das, was ihr macht.«
    León hatte sich bereits von der Gruppe gelöst und ging mit großen Schritten auf die Hofeinfahrt zu. »Okay. So wie es aussieht, ist da vorne eine Straße. Lasst uns schauen, was dort ist.«

A n der Einfahrtsmündung angekommen, lugten sie vorsichtig um die Ecke der Mauer. Vor ihnen lag eine breite Straße. Nach rechts hin verlief sie sich in die Ferne, tauchte zwischen den klobigen, scheinbar leer stehenden Gebäuden ein, die links und rechts standen und wirkten wie zurückgelassene Bauklötze.
    Trostlos, nüchtern und in schlechtem Zustand reihten sie sich an der Straße. Größtenteils schienen es Wohnblocks zu sein, aber manche hatten kleine Läden im Erdgeschoss, deren Fenster vergittert und deren Türen durch Metallgitter geschützt waren.
    Erneut peitschte ein trockenes Knallen durch die Straßen, dessen Herkunft sie aber nicht ausmachen konnten. Mary drängte sich näher an León, der beschützend seinen Arm um sie legte. Sie hatten noch kein persönliches Wort miteinander gesprochen. All das würde warten müssen.
    Der Wind wehte Papierfetzen durch die Luft, ließ alles noch verfallener aussehen, als es ohnehin schon war. Menschen konnten sie auch jetzt nicht entdecken, aber in der Ferne lief ein abgemagerter Hund über die Straße. Mary stieß ein Zischen aus, als sie den Hund erblickte. Die Fensterscheiben von Autos und ihr Metall blitzten in der grellen Sonne. Es sah so aus, als ob die Halter der Fahrzeuge sie fluchtartig verlassen hatten. Ein alter, verrosteter Wagen brannte langsam vor sich hin, schickte dichte schwarze Qualmwolken zum Himmel.
    Was war hier geschehen?
    »Okay, ich mache mir ein Bild der Lage«, sagte Jeb. »Ihr bleibt hier, wartet, bis ich zurückkomme.«
    »Bist du schon so weit?«, fragte Jenna. »Soll nicht …«
    »Nein«, unterbrach er sie. »Ich packe das. Seit wir hier aufgetaucht sind, spüre ich, wie meine Kraft zurückkehrt.«
    »Was erzählst du da? Was ist mir dir?«, fragte León.
    Jeb schüttelte den Kopf. »Später. Bleibt hier, versteckt euch. Ich bin bald zurück.«
    Jeb wandte sich nach links. Hier bot sich ein ähnlich trostloses Bild, nur dass sich kein Fahrzeug auf der Straße befand. Leer, aber mit Müll und Papier bedeckt lag sie vor ihm. Als er seinen Blick die Straße entlangschweifen ließ, entdeckte er einen einzelnen Mann, der mit einem Schild in der Hand vor einer Absperrung stand. Was oder wer sich hinter der Absperrung befand, konnte er von seiner Position nicht ausmachen, aber das davor war ein Mensch. Kein Jäger, kein Seelentrinker, einfach nur ein normaler Mensch. Vielleicht konnte er ihnen helfen.
    Vorsichtig, immer in Deckung der Häuser bleibend, ging Jeb näher. Je näher er kam, desto mehr Einzelheiten konnte er ausmachen.
    Der Mann war hager, wirkte ausgemergelt und nicht besonders groß, nicht größer als Mary. Sein Gesicht war braun gebrannt, eingefallen, die Haare grau, durchsetzt mit dunklen Strähnen. Ein fadenscheiniger, ehemals schwarzer, jetzt aber ausgeblichener Anzug schlotterte um seinen Körper. Regungslos, verloren stand er auf der Straße, den Holzstiel seines Plakates fest umklammert.
    Die Straßensperre war eine einfache Holzbarrikade, um die man Stacheldraht gewickelt hatte. Metallplatten schützten einen Teil der Konstruktion. In den Lücken sah Jeb Gewehrläufe herausragen, deren Mündungen allesamt auf den alten Mann gerichtet waren.
    Ein Luftzug wirbelte Papierfetzen auf, ließ sie um den Alten herumtanzen, der nun ein altes Kirchlied anstimmte. Jeb kannte es, es handelte von der Liebe Jesu zu den Menschen und der Unsterblichkeit der Seele. Seine Mutter hatte es oft vor sich hin gesummt, wenn sie Wäsche gewaschen und gekocht hatte.
    Jeb verspürte ein Glücksgefühl, als er sie nun deutlich vor sich sah. Er fühlte, dass er angekommen war und bald zu Hause sein würde. Ihr müdes Lächeln, mit dem sie ihn anblickte und stumm um Verzeiung für das Leben bat, das sie ihm angetan hatte. Dabei war es nicht ihre Schuld, sondern die seines saufenden, arbeitslosen Vaters, der lieber das Geld in die nächste Kneipe trug, als dafür zu sorgen, dass sie genug zu essen hatten und endlich aus diesem verdreckten Wohnwagen herauskamen, in dem sie seit seiner Entlassung hausten.
    Jebs Erinnerungen wurden von einer lauten, blechernen Stimme unterbrochen, die über ein Megafon eine Durchsage machte.
    »Räumen Sie die Straße! Verlassen Sie sofort diesen Platz oder wir werden das Feuer eröffnen.

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