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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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dieser vergammelten Nahrung das Feuer in mir zu schüren.
    »Wir kommen hier raus, nicht wahr?«
    »Ja, Dan. Es wird nicht lange dauern. Oder wir lassen uns etwas anderes einfallen.«
    Als wir an dem Abend unsere Handys einschalten, habe ich eine Nachricht. Rhoda hört das Piep-piep und kommt vom Feuer, das sie gerade entzündet hat, angerannt. »Ich hab’s dir ja gesagt, Dan. Das Spiel beginnt! Wir sind drin!«
    Ich möchte sie nicht enttäuschen. Es ist eine weitere SMS von Mom. Aber Rhoda liest es mir vom Gesicht ab und schlurft zurück zum Feuer. Diesmal öffne ich die Nachricht. Daniel, mein Sohn. Bitte. Nur ein Wort. Sag mir, dass es dir gut geht. Bitte. Ich liebe dich, Mom
    Ich wünschte, ich müsste ihr nicht so wehtun. Ich möchte sie anrufen, oder vielleicht wäre eine SMS besser: Es geht mir gut, Mom. Es tut mir leid. Ich liebe dich auch, D . Aber wir haben beide kein Guthaben mehr auf unseren Handys.
    »Kannst du nicht ins Einkaufszentrum gehen und sie anrufen?«, schlägt Rhoda vor.
    »Ja, vielleicht.« Aber das ändert nichts daran, dass ich ihr noch mehr wehtäte, wenn ich nach Hause ginge. Rhoda scheint meine Gedanken zu erahnen. Sie geht wieder zu ihren brennenden Holzscheiten und stochert mit einer Metallstange darin herum. Ich setze mich zu ihr und starre in die Flammen.
    »Was ist mit deinen Eltern?«, frage ich sie.
    »Was soll mit ihnen sein?« Ihre Stimme klingt schnippisch und kühl.
    »Machst du dir keine Sorgen, dass sie dich für tot halten? Oder dass sie glauben, dass du irgendwelchen Ärger hast?«
    Sie stochert eine Weile in den halb verbrannten Brettern herum. »Manchmal«, sagt sie. »Aber wahrscheinlich nicht so oft, wie ich sollte.« Ich verstehe nicht, was sie meint, aber ich nehme ihre Hand. Ihre Antwort besteht darin, dass sie mir den Arm um die Hüfte legt und mich an sich zieht. Sie ist warm und ich küsse ihre Wange. »Alles wird gut, ja?«, fragt sie.
    »Ja«, sage ich und küsse sie noch einmal.
    »Wir müssen aufpassen«, sagt Rhoda, »dass wir bei der ganzen Warterei nicht den Verstand verlieren. Pass auf. Das Spiel geht folgendermaßen: Ich mache den ersten Durchgang. Treibe irgendwas Wertvolles auf. Dann bist du dran. Wir erhalten Punkte abhängig von der Zeit, die wir brauchen, dem Wert des Objekts und der Gefährlichkeit der Mission.« Sie redet wie ein Spieler. In einer anderen Welt hätten wir uns vielleicht im BlastCon-Onlinespielecenter kennengelernt. Wir hätten uns gut verstanden und gegenseitig Grafikkarten zum Valentinstag geschenkt. Wir hätten nebeneinander auf dem Bett gelegen, mit heiß laufenden Laptops, und Monster und Krieger aus allen Ecken der Welt niedergemetzelt. Ein gutes Team.
    Wir hören, wie der Verkehr langsam abklingt, warten eine Weile, essen, schüren das Feuer. Dann macht sich Rhoda auf den Weg. »Wünsch mir Glück!« Sie hat einen Teil ihrer Tatkraft zurückgewonnen, von der in den letzten Tagen kaum etwas zu spüren gewesen ist.
    14 Minuten und 37 Sekunden später kommt sie wieder durch die Verbindungstür gerumpelt. Sie schiebt ein hüpfendes, klapperndes, rollendes gelb-graues Ding vor sich her.
    »Heilige Scheiße, Rhoda, das ist großartig!« Sie hat einen Reinigungswagen der Putzkolonne geklaut, komplett mit zwei quadratischen gelben Eimern voll Wasser, einem Mopp, einem Besen, Handfeger und Kehrblech, diversen Putzlappen und einer Sprühflasche.
    »Und sieh mal hier.« Sie beugt sich vor und holt zwei Flaschen Flüssigseife und eine Packung einlagiges Toilettenpapier aus der gelben Plastikmülltonne des Wagens.
    »Meine Heldin!«
    »Aber, verdammt, fast hätten sie mich erwischt. Dieses fette Arschloch Gelbauge kam gerade aus dem Klo, als ich ins Einkaufszentrum gegangen bin. Ich konnte mich noch rechtzeitig hinter einen Blumenkübel ducken. Und dann musste ich eine Ewigkeit warten, bis die Luft rein war. Sonst wäre ich fünf Minuten schneller gewesen!«
    »Aber dafür erhältst du doppelte Gefahrenpunkte. Für diese Runde bekommst du 10.490.573 Punkte.«
    »Ach, und habe ich den menschenfressenden Delfin erwähnt?«
    Glücklich ziehen wir unsere Sachen aus und waschen uns. Einen der Eimer stellen wir als Trinkwasservorrat zur Seite. Ich schaue ihr zu, wie sie sich einseift, und fühle mich zum ersten Mal, seit wir hier unten sind, wie ein menschliches Wesen.
    Als wir am Abend unsere Handys einschalten, hat Rhoda eine SMS bekommen. Sie liest sie und löscht sie anschließend.
    »Was war das?«, frage ich, etwas verstimmt, dass sie

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