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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Lachanfall packt mich.
    Hoch lebe das Königreich Peter Pans, die Insel der ewigen Kinder!
    Ein Fan von Kriegsspielen im fünften Lebensjahrzehnt.
    Im virtuellen Raum gibt es kein Alter. Der solide Geschäftsmann in fortgeschrittenen Jahren und der bartlose Rotzlöffel, der auf der Arbeit über den PC mit Modem herfällt – hier sind alle gleich.
    Alle haben das Recht, durch ein virtuelles Labyrinth zu hetzen, sich an den Ehrenkodex ihrer Kindheit zu erinnern und zu schreien: »Das gilt nicht!«
    Jeder kann Edelmann und Ritter spielen und darf vergessen, dass das Leben etwas komplizierter ist als die Zehn Gebote.
    »Tut mir echt leid«, sagt Alex. »Ich habe ja nicht gewusst, dass es um Leben und Tod geht.«
    Mein Gott, wie absurd! Nein, nein, es ist alles nur ein Spiel, und ich bin bloß hierhergekommen, um zu pinkeln.
    »Wenn ich irgendwie helfen kann …«, presst Alex niedergeschlagen heraus. »Ich könnte Ihnen die Zeit bezahlen, die Sie verloren haben …«
    »Zeit kannst du nicht kaufen«, halte ich dagegen. Es wäre mir lieber, Alex würde sich auch weiterhin wie ein
junger Entwickler verhalten. »In diesem Moment stirbt derjenige, in den du deine beschissenen Kugeln gejagt hast, an Hunger und Durst!«
    »Das tut mir sehr leid …« Alex erhebt sich und kommt zu mir. Ich beobachte ihn, stehe aber nicht auf. »Aber Sie haben sich nun mal höchst unfein verhalten. Sie haben mich ohne erkennbaren Grund erschossen!«
    Es bringt nichts, mit ihm zu reden …
    »Gut, vielleicht habe ich einen Fehler gemacht.« Seine Stimme erlangt ihre frühere Sicherheit zurück. »Aber Sie müssen doch wohl einsehen, dass Sie angefangen haben. Ich nehme an, Sie sind jünger als ich …«
    Ich blicke an die Decke, betrachte Losers Spiegelbild. Sein versteinertes, totes Gesicht.
    »Trotzdem dürfte Ihnen ebenso klar sein wie mir, dass wir uns in einer nicht-realen, einer inexistenten Welt befinden«, schwadroniert Alex. »Das ist eine gefährliche Illusion. Die Menschen können da leicht die Orientierung verlieren, ihre Moral vergessen, weil sie sich dem Gefühl hingeben, hier sei alles gestattet. Vielleicht war mein Verhalten nicht ganz einwandfrei, aber ich versuche immer, wie ein anständiger Mensch zu handeln. Denn obwohl das Labyrinth nur ein Spiel ist, sind in ihm ewige Ideale verkörpert. Die Ideale des Rittertums, wenn Sie so wollen. Der Kampf zwischen Gut und Böse.«
    Noch so einer! Wie mir diese Typen zum Hals raushängen! Menschen, die aus der Tiefe eine genaue Kopie der realen Welt machen wollen. Vorreiter war da sogar ein Science-Fiction-Schriftsteller …

    »Sie haben mit dem unfairen Verhalten angefangen«, kommt Alex zum Schluss. »Und das … ist eine traurige Feststellung. Denn, lieber Diver, so ist es immer gewesen. Seit die Welt geschaffen wurde. Die ganze Geschichte belegt das!«
    »Was in kochenden Kesseln der Kriege rumfloss, gab ja so viel Proviant unserm Spatzenverstand«, murmele ich.
    Alex verstummt.
    »Hast du deine Rechnung mit mir jetzt beglichen?«, will ich wissen. »Oder hast du immer noch die Absicht, mich umbringen? Nur zu!«
    Ich werfe ihm die Pistole zu und breite die Arme aus.
    »Ich … Das habe ich doch gar nicht so gemeint«, brummt Alex. »Es würde mir völlig reichen, wenn Sie zugeben, dass Sie einen Fehler gemacht haben.«
    »Ich geb’s zu«, sage ich und presse mir den Granatwerfer mit beiden Händen auf die Brust. »Ich gebe es zu. Ich hätte warten müssen, bis du mich erschossen hast. Bist zu jetzt zufrieden?«
    Alex weicht einen Schritt zurück und fuchtelt protestierend mit beiden Händen. Ihm gefällt diese Wendung überhaupt nicht, denn in seinen Augen hat er noch keine Genugtuung erfahren.
    Tiefe, Tiefe, ich bin nicht dein …
    Auf den Displays des Helms war Blut zu sehen.
    In meinem Innern herrschte Stille.
    Weder hatte ich den unglückseligen Spieler aus der Tiefe herausgeholt noch diesen rachsüchtigen Mitspieler abgehängt. Das Netz hatte es verhindert.
    Der virtuelle Raum selbst rebellierte gegen mich.

DRITTER TEIL
Der Mann Ohne Gesicht

00
    Ich bin bei der Geburt des virtuellen Raums dabei gewesen. Ich habe als einer der Ersten das Deep-Programm Dibenkos getestet. Die mystische Angst des einfachen Mannes vor dem Rechner kenne ich nicht.
    Abakusse können nicht intelligent sein.
    Soll Vika ruhig was von einem intelligenten Rechner als Produkt einer Spontanzeugung fabulieren, ich werde das nicht schlucken. Was immer in der Tiefe geschieht, basiert auf

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