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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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»Versprich mir, dass du dich nicht in die Schießerei einmischst! Versprich mir, dass du vorm Saal wartest! Ich will dich hier rausholen und dann nur noch nach Hause.«
    »Ich mache alles so, wie du es gesagt hast«, versichert der Loser. Plötzlich glaube ich ihm doch.
    »Danke«, flüstere ich, bevor ich in den Saal stürme.
    Dann geht die Ballerei los.
    Die Garde des Prinzen der Außerirdischen feuert von dreizehn Balkons auf mich, ich schieße blindlings in die Gegend. Die BFG9000 lässt drei Spiegel auf einmal in Flammen aufgehen. Silbriger Rauch wölkt durch den Raum. Die Kugeln prasseln auf den Schutzanzug ein und werfen mich zu Boden. Im Fallen gebe ich noch einen Schuss ab und wirbele auf den Rücken herum, fast wie in jenem vergessenen Tanz meiner Jugend, dem Breakdance. Noch zwei weitere Schuss – und insgesamt zwölf Spiegel sind hinüber.
    Damit bleibt nur noch einer, der richtige Balkon, mit den beiden echten Monstern. Sie sind überströmt von grünem Blut, denn die BFG hat ihren Schuppenkörpern ordentlich zugesetzt. Meine Rüstung hat zwar ebenfalls gelitten und glüht förmlich, tut’s aber noch.
    Mein allerletzter Schuss, eine Feuerkugel. Das Knistern der Sekundärentladungen. Die Monster schreien im Todeskampf, verwandeln sich in Wirbel aus schwarzer Asche.
    Dann tritt Stille ein.

    Der Spiegelsaal ist niedergebrannt und zerstört, nur der Rechner erhebt sich mit triumphierend funkelndem Bildschirm inmitten der Trümmer.
    »Und dann war alles still«, flüstere ich, als ich mich auf die Knie hochstemme. Danke für die Rüstung, Anatole. »Loser!«
    Ein leises Geräusch aus dem Gang, ein unsicherer Schritt. Plötzlich knallt es zweimal kurz: Da schießt jemand mit einem Karabiner!
    Das braucht mir niemand zu erklären.
    Genauso wenig wie mich jemand trösten muss.
    Ich stürze zur Tür, steige über den blutigen Körper des Losers und stiere in die Unendlichkeit des Gangs.
    Umgeben von gespiegelten Doppelgängern steht Alex da und lässt den Karabiner sinken. An ihm hängen die Reste einer kugelsicheren Weste, sein Gesicht ist blutverschmiert. Der Lauf der Waffe blickt zu Boden, auf sein Spiegelbild.
    »Ich habe keine Patronen mehr«, gesteht er.
    Ich werfe die BFG9000 weg, ziehe die Pistole hinterm Gürtel hervor und ramme sie Alex gegen die Stirn, worauf dieser zurückweicht.
    Ich bin nicht mal wütend.
    Alex wartet schweigend auf den Schuss.
    »Setz dich«, knurre ich und senke die Waffe. »Setz dich, du Arsch!«
    Er lässt sich auf dem Fußboden nieder, ich hocke mich neben ihn, während der Körper vom Loser, der es schon wieder nicht geschafft hat, blind an die Decke starrt.
    »Warum hast du ihn getötet?«

    »Ich … wollte dich umbringen«, antwortet Alex. »Ich war hinter dir her. Und ich hatte Angst, zu spät zu kommen. Da hab ich gar nicht gemerkt, dass er unbewaffnet ist.«
    »Und mich? Warum willst du mich umbringen?«
    »Du hast mich im ersten Level abgeknallt.« Alex grinst schief. »Hast du das schon vergessen, oder was?«
    »Nein. Und das ist alles?«
    »Wir hatten schließlich abgemacht zusammenzubleiben!«
    Womit habe ich bloß eine solche Strafe verdient?!
    »Willst du etwa behaupten, du hättest mich damals nicht genauso umgebracht? Um an ein zweites Magazin zu kommen?«
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt«, gibt Alex gelassen zu. »Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Entscheidung getroffen. Du aber hast mich umgebracht.«
    Ein Lachanfall schüttelt mich. Ich wälze mich auf dem Boden und stoße mit dem Helm gegen das Bein des Losers, hämmere mit der Hand auf den Spiegelboden.
    »Du Mistkerl!«, schreie ich. »Du Schwachmat!«
    Alex wird nicht mal sauer. »Immerhin habe ich dich nicht erschossen!«, entgegnet er bloß. »Im Gegensatz zu dir!«
    »Echt, du tickst nicht mehr richtig!«, gifte ich. »Du aufgeblasener Rächer! Du halbe Portion von einem Zorro! Ich bin ein Diver! Kapiert? Und der Junge, den du da gerade umgepustet hast, steckt seit zwei Tagen in der Tiefe fest! Er hat seinen Timer abgestellt! Wenn ich ihn hier nicht raushole, verreckt er! Und du, mit deinen Komplexen …! Du Idiot! Du Oberidiot!«

    »Du bist ein Diver?«, fragt Alex begriffsstutzig zurück.
    »Ja!« Die ewige Geheimniskrämerei kann mir gestohlen bleiben. »Das Labyrinth geht mir am Arsch vorbei! Ich muss einen Menschen retten! Und du spielst Krieg, du DAU! Wie alt bist du, du Baby?«
    Alex antwortet nicht gleich. Aber immerhin, er antwortet. »Zweiundvierzig.«
    Ein weiterer

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