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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Eindruck?«
    »Reg dich erst mal ab. War ja keine Absicht. Und was aus Versehen passiert, ist schon mal lange nicht so schlimm«, erwidere ich.
    Bei allem Unmut – er hätte vielleicht auch erst mal fragen können, wie es mir geht. Prüfen können, ob meine Vitalfunktionen in Ordnung sind. Irgendwie um mich besorgt sein können. Aber ihm geht es mal wieder um etwas anderes. Wie stehen wir da? Wie erklären wir das den Dollingers?
    »Wir müssen gar nichts erklären«, versuche ich ihn ein wenig zu beruhigen. »Die haben doch genauso wenig Ahnung von Magic-Pilzkram wie wir auch. Die denken, das war der Wein. Du behauptest einfach, wir hätten noch Unmengen Wodka gekippt. Ist doch kein Beweis mehr da, die Pilze haben wir ja brav aufgegessen! Und wenn die sich genauso wenig erinnern können wie ich, dann ist die Sache doch geritzt.«
    »Andrea, Andrea, du stellst dir das alles so einfach vor! Was hätte da passieren können. Ihr hättet einen Horrortrip erleiden können. Panik, Angstzustände. Meine Güte, wenn ich mir das nur vorstelle. Und wie sich Gaby und Lukas aufgeführt haben, unglaublich.« Christoph hört sich an wie meine Mutter. Ich muss lachen. Vielleicht Pilzrest, vielleicht einfach nur so. Weil alles so dermaßen verrückt ist. Aber es war lustig. Und Gaby war ausnehmend freundlich.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Gaby so lieb und amüsant sein kann!«, teile ich Christoph meine Gedanken mit.
    »Die hat dich ja fast angebaggert!«, stöhnt er.
    Ach, da liegt das Problem! Christoph war mal ausnahmsweise nicht das Objekt der Begierde Nummer eins.
    »Eifersüchtig?«, frage ich ein ganz klein wenig hämisch.
    »Du bist ja immer noch nicht klar im Kopf!«, meckert Christoph. »Lass uns runtergehen und nach unseren Übernachtungsgästen schauen. Gut, dass Wochenende ist und wenigstens die Kinder nicht in die Schule müssen.«
    Als wir ins Wohnzimmer kommen, sitzt Rudi im Sessel und Karl, sein Hund, schnüffelt an den noch schlafenden Dollingers herum.
    »Hier ging es aber lustig zu!«, bemerkt Rudi nur trocken. »Isch hab eusch noch gegen zwei Uhr in de Früh gehört un korz nach euch geschaut. Von der Treppe aus. Sah ulkisch aus, wie ihr da uff em Teppisch rumgehockt seid. Wie Hippies oder so!«
    Dollingers liegen aneinandergekuschelt auf dem Sofa und schlafen noch immer tief und fest. Jetzt habe ich doch ein schlechtes Gewissen. Nicht, dass sie aufwachen und völlig belämmert sind. Wer weiß, was diese sogenannten Magic Mushrooms für Folgen haben? Gibt es Langzeitschäden? Wird man etwa süchtig? Das wäre besonders für die Dollingers schlimm – schließlich ahnen sie nicht mal, was sie da zu sich genommen haben. Süchtig zu sein und nicht zu wissen wonach, muss sehr hart sein.
    »Wir machen es, wie du gesagt hast, Andrea!«, teilt mir Christoph nur knapp mit.
    »Also die Wodkataktik!«, sage ich und grinse ihn an. Als ich meinen Blick auf die Küche richte, vergeht mir sofort das Grinsen.
    »Du hättest ja wenigstens mal das dreckige Geschirr in die Spülmaschine räumen können!«, blaffe ich ihn an.
    »Hätte ich ja gemacht, aber die Maschine ist voll!«, ist seine bescheuerte Antwort.
    Man glaubt es nicht. Die Maschine ist voll! Na so was! Mit sauberem Geschirr. Schade, dass es nicht von allein in die Schränke fliegen kann. So eine Ausrede bringt wirklich nur ein Kerl fertig.
    »Lass uns Frühstück machen und die Sache mit so viel Anstand wie möglich zu Ende bringen!«, lenkt Christoph von der Spülmaschine ab. »Ich hole Brötchen!« Mit anderen Worten: Ich verkrümele mich, und du räumst den Schweinestall auf und bewachst die Dollingers.
    Meine Küche ist das absolute Grauen. Im Ofen ist der durchgebratene Lachs, reichlich zerfallen (geschmacklich gar nicht übel, nur ein wenig trocken), auf dem Herd das eingebrannte Erbsenpüree und auf der Ablage steht alles voll mit Tellern. Auf einem Salatteller liegt noch ein kleiner Pilz. Ich bin kurz in Versuchung. Dabei habe ich es ansonsten, weiß Gott, nicht mit Drogen. Ich habe viel zu viel Angst vor Kontrollverlust. Aber das gestern Abend war gar nicht übel. Natürlich würde ich das nie öffentlich zugeben, aber ich habe mich einfach richtig wohl gefühlt. Trotzdem verkneife ich mir den Pilz und schmeiße ihn seufzend in den Müll. Noch habe ich meine »Sucht« anscheinend unter Kontrolle.
    Auf der Couch regt sich was. Immerhin die Dollingers leben.
    »Ach du je!«, entfährt es Gaby, »was machen wir denn hier?«
    »Guten Morgen«, sage ich

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