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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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dieses Groß-Gerede!
    Aber zurück zu den Pilzen: Wären das wirklich unglaublich teure Petits aus Südfrankreich, würde ich sie mit Sicherheit nicht mehr kaufen (und hätte sie schon für diese Essensbesetzung niemals gekauft!). Geschmacklich sind sie höchstens Durchschnitt. Wenigstens nicht glitschig. Es gibt ja kaum was Ekligeres als glitschige, glibberige Pilze. Sie schmecken eigentlich nach kaum etwas. Höchstens ein bisschen pilzig.
    »Magst du einen probieren?«, biete ich Christoph an.
    »Ne, lass mal, ich bin ja nicht so der Petit-Typ!«, greift er den Pseudowitz von Gaby auf.
    Ich könnte mit der Langstieligkeit der vermeintlichen Petits kontern und bei den neckischen Wortspielchen mitmachen, schlucke die Pointe aber runter. Ist das schon der Wein, oder wirkt sich das Zusammensein mit L&G so rasant aus?
    Gaby quiekt nahezu: »Du bist so dermaßen unterhaltsam! Christoph, echt, das ist unschlagbar!«
    Man könnte meinen, Hape Kerkeling säße neben ihr. Hape Kerkeling in Hochform. Der ist witzig. Definitiv. Mein Mann ist aber nicht Hape Kerkeling. Auch nicht im Ansatz. Im Moment erinnert er mich eher fatal an Horst Schlämmer, die Kunstfigur von Hape Kerkeling. Ich wäre kein bisschen erstaunt, wenn er gleich »Schätzelein« zu Gaby sagen und ihr dabei das Knie tätscheln würde. Christoph kann durchaus witzig sein, aber sein Hauptwesenszug ist sicherlich nicht »Witzischkeit« – wie Rudi sagen würde.
    Das Motto dieses Abends könnte langsam der Titelsong aus dem alten Kerkeling-Film »Kein Pardon« werden: »Witzischkeit kennt keine Grenzen!«
    Der Wein steigt mir unglaublich zu Kopf. Schon nach dem ersten Glas habe ich das Gefühl, unser Wohnzimmer ist bunter als sonst. Sehr viel bunter. Erstaunlich, wo wir doch weiße Raufaser an den Wänden haben. Und ich fühle mich gut. Richtig gut. Entspannt und wohlig.
    Lukas scheint es ähnlich zu gehen. »Alles irre bunt hier!«, stellt er lachend fest. »Mir ist voll schwindelig!«, ergänzt Gaby.
    Ein Glas später mag ich selbst Gaby und verrate ihr, wie ich sie und Lukas insgeheim nenne: L&G – Langweilig und gewöhnlich! Die Frau hat auf einmal Humor und lacht sogar darüber. Im Gegenzug erzählt sie mir, wie Lukas und sie, Christoph und mich nennen: A- und B- Hörnchen – Angeber und Biedermaus. Ihre Stimme klingt so ganz anders als sonst, und dass ich ein B-Hörnchen bin, ist doch lustig. Die Beiden sind wirklich dermaßen nett. Und so schillernd.
    Aber das ist auch so ziemlich das Letzte, an das ich mich erinnern kann. An das B-Hörnchen und einen strengen Geruch aus dem Backofen. Das B-Hörnchen hat den Lachs vergessen.

3
    Den Rest des Abends schildert mir Christoph am nächsten Morgen.
    »Sag mal, bist du wahnsinnig geworden!«, weckt er mich.
    Ich bin mir keiner Schuld bewusst und dazu noch ziemlich müde.
    »War doch richtig lustig, oder?«, frage ich gähnend zurück. »Wir hatten Spaß, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern, aber der Wein hat dermaßen reingeknallt – ich habe einen totalen Filmriss. War es noch nett?«
    »Nett, Andrea? Nett? Du hast dem Herrn Staatsanwalt und seiner Frau Magic Mushrooms – Zauberpilze serviert. Eine Art LSD in Pilzform. Drogen, Andrea! Halluzinogene Pilze. Ihr wart komplett auf einem Trip. Ihr habt bis zwei Uhr morgens auf dem Teppich gesessen, euch rumgekugelt und irgendwas über Farben gefaselt. Die beiden liegen unten auf dem Sofa. Ich konnte sie ja schlecht nach Hause fahren lassen. Und ich hatte Angst, sie zu fahren und dich hier allein zu lassen. Von wegen Petits aus Südfrankreich, wer hat dir denn diesen Bären aufgebunden? Ich hab im Internet recherchiert – das waren sogenannte spitzkegelige Kahlköpfe. Magic mushrooms, Andrea! Du fällst echt auf alles rein! Petits – lachhaft! Die gibt es gar nicht. Zauberpilze waren das! Wo um alles in der Welt sind die her? Rewe oder Gemüselädchen? Wir werden den Händler verklagen! Das kommt den teuer zu stehen. Da hat er ja eine Dumme gefunden. Stell dir mal vor, die Kinder hätten davon gegessen!« Er macht eine kurze Monologpause, um ordentlich Luft zu holen.
    Ach du Scheiße! Wie komme ich bloß aus der Nummer wieder raus? Händler verklagen! Das hat man davon, wenn man mit einem Anwalt verheiratet ist.
    So langsam dämmert es mir. Was bin ich doch für eine einfältige Vorstadttusse! Jetzt verstehe ich auch, was die Holländer mit »Die Pilze sind magisch« meinten.
    »Wie sollen wir das den Dollingers erklären? Was macht das für einen

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