Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
Vom Netzwerk:
freundlich (schließlich sind Gaby und ich seit gestern ganz dicke Freundinnen), »ihr habt hier übernachtet, weil es mit dem Fahren nach all dem Wodka ein bisschen schwierig wurde.« Wie raffiniert von mir. Da habe ich unauffällig schon mal den Wodka untergebracht.
    »Gleich gibt’s Frühstück. Wenn du duschen willst, gebe ich dir gerne ein Handtuch und was du so brauchst!«
    »Wodka«, stöhnt Gaby, »daran kann ich mich null erinnern, aber es war irgendwie lustig.«
    Sie steht auf, streicht sich ihr völlig derangiertes weißes Kleid in Form und guckt auf ihren Mann.
    »Den scheint es ja auch ordentlich erwischt zu haben!«, stellt sie nur fest und streichelt ihm zart über den Kopf. Wie liebevoll denke ich. Diese Geste hat was. So mit halboffenem Mund und leicht sabbernd macht Lukas nicht wirklich viel her. Noch weniger als sonst, um genau zu sein.
    »Ich glaube, ich sollte echt mal duschen. Hast du was zum Anziehen für danach?«, fragt sie freundlich.
    »Klar, aber ich glaube kaum, dass dir das passt. Da fällst du doch raus, so schmal wie du bist!«
    »Mach dich nicht dicker als du bist, du hast doch eine prima Figur!«, antwortet sie.
    Wie konnte ich diese Frau jemals blöd finden? Ein gemeinsamer Pilzabend, eine wunderbare kleine Schmeichelei, und ich bin eingewickelt. Obwohl an meiner »prima Figur« durchaus einiges zu verbessern wäre.
     
    Eine halbe Stunde später sitzen wir am Frühstückstisch. Gaby frisch geduscht und in einem meiner alten Jogginganzüge, Lukas jenseits von gut und böse, völlig verstört und reichlich wortkarg.
    »Alter Junge, was für eine Nacht!«, ist sein einziger Frühstückskommentar. Aber immerhin, sein Appetit ist gut.
    Gestern haben wir ja auch nicht viel zu uns genommen. Nach der Vorspeise scheint das Essen beendet gewesen zu sein. So lassen zumindest der Trocken-Lachs im Ofen und der Nachtisch im Kühlschrank schließen.
    Wir reden wenig und essen viel. Als sich Christoph für den verkorksten Abend entschuldigen will, kommt Bewegung in Gaby.
    »Das war einer der besten Abende überhaupt. Ich hatte lange nicht mehr soviel Spaß! Und, dass wir uns so dermaßen abgeschossen haben, da sind wir wohl selbst dran schuld! Wir sind ja schließlich erwachsen. Mir hat es jedenfalls riesig gefallen.«
    Ob man uns erwachsen nennen kann, wage ich nach gestern allerdings zu bezweifeln – aber wen kümmert das.
    Lukas nickt zu den Ausführungen seiner Frau.
    »Lass uns mal heimfahren! Ich brauch ne Dusche und frische Klamotten.«
    Der Abschied ist um einiges herzlicher als die Begrüßung. Was so ein paar Pilze ausmachen können – unglaublich!
     
    Kaum sind die zwei aus der Tür, geht das Pilzverhör von heute Morgen weiter.
    »Wo, um alles in der Welt, hast du die Dinger her?«
    Auf die Schnelle fällt mir so gar keine gute Ausrede ein. Also bleibe ich einfach mal zur Abwechslung bei der Wahrheit.
    »Die habe ich geschenkt bekommen«, gestehe ich.
    »Was hast du geschenkt bekommen?«, fragt da eine mir bekannte Stimme – meine Tochter Claudia. Oh, Madame hat sich erhoben und sich in die Niederungen der Küche begeben.
    »Nichts!«, antwortet Christoph hektisch und fügt hinzu: »Wir müssen uns mal unterhalten, mein Frollein!«
    Das hätte genauso auch mein Vater sagen können. Wörtlich. Meine Güte, ob das der richtige Ton ist, um mit seiner Tochter ins Gespräch zu kommen?
    »Ich hab Hunger!«, antwortet die nur.
    »Dann lass uns doch beim Frühstück reden!«, schlage ich verbindlich vor. Mit ein paar Kalorien im Bauch wird Claudia vielleicht zugänglicher. Kaum sitzen wir, kommen Rudi und Mark dazu.
    »Wir wollten eigentlich mal nur zu zweit mit Claudia reden!«
    Rudi will sofort wieder aufstehen, aber Claudia drückt ihn zurück in den Stuhl.
    »Das können die ruhig mithören!«, entscheidet sie.
    Kluges Mädchen. Sie ahnt, dass wir uns wahrscheinlich etwas zusammenreißen, wenn die Debatte vor Publikum ausgetragen wird.
    »Nett, dass ich dann doch auch Frühstück bekomme«, äußert sich mein Sohn. »Hier gibt’s ja oft Sachen, die versprochen werden und nachher stellt sich alles als Lüge raus.«
    Meine Güte, ist der nachtragend. Eine kleine iPhone-Schwindelei, und der tut so, als würde er ständig hintergangen. Das Humor-Gen scheint Mark von seinem Vater geerbt zu haben.
    »Also, was ist los?«, fragt Claudia, während sie sich fett Nutella auf ihr Brötchen schmiert. Ich bin erstaunt, dass sie die Diskussion eröffnet.
    »Mama sagt, du willst nicht mehr in

Weitere Kostenlose Bücher