Lackschaden
noch ein paar Besorgungen für unseren kleinen »Romantiktrip«.
An erster Stelle steht angemessene Badebekleidung. Ein schwieriges Unterfangen. Leider liegen Badeburkas ja nicht im Trend. Wie soll man mit irgendetwas Wassertauglichem gleichzeitig Oberarme und Oberschenkel geschickt abdecken? Nicht mal Ulla Popken kann das. Inzwischen gibt es ja Bikinis, bei denen die Hose eine Art Shorts ist, oder sogar ein Röckchen. Das deckt natürlich ein wenig der Oberschenkel ab, sieht aber immens albern aus, und jeder, der einen in diesen kindischen Röckchen sieht, wird sich fragen: Warum nur trägt sie einen kleinen Rock anstatt einer Bikinihose, und die Antwort wird lauten: Klar, weil sie fett ist.
Wer baden will, muss demnach in die Offensive gehen.
Nach langem Wühlen und Suchen entscheide ich mich – eine unglaubliche Überraschung! – für einen schwarzen Badeanzug. In der Taille gerafft, kein zu hoher Beinausschnitt. Tragbar bis mindestens 80 Jahre. Gäbe es Beerdigungen in Bademode, dieser Anzug wäre absolut tauglich. Eigentlich ein grässlicher Badeanzug. Omamäßig, spießig – aber er passt, und am Bauch wird alles schön fest zusammengeschoben.
Nur so zum Spaß nehme ich einen wirklich heißen Bikini in die Hand. Heiß – jedenfalls wenn ich nicht drinstecke. Eine Art James-Bond-Girl-Bikini, wie ihn Ursula Andres und dann Halle Berry getragen haben. Die Hose hat einen Gürtel und der Bikini ist knallorange. Wenn ich bis zum Urlaub noch 15 Pfund abspecke und täglich, besser rund um die Uhr, auf die Sonnenbank hüpfe, könnte ich damit am Pool wirklich Furore machen. Wehmütig betrachte ich den Bikini. Er ist auch noch im Angebot. Nur 19.90 . Eigentlich darf man so ein Teil gar nicht hängenlassen. Wenn ich ihn nicht nehme, heißt das zwar, dass ich eine Realistin bin, aber auch frei von Hoffnung. Während ich genau diese zwei Punkte abwäge, mischt sich eine Stimme in meine Überlegungen ein.
»Nehmen Sie ihn, Sie werden unglaublich darin aussehen!«
Ich schaue auf, und vor mir steht Herr Reimer vom Elternabend. Der mit den hübschen Armen. Ich merke, wie mir das Blut in den Kopf schießt. Ich habe garantiert eine knallrote Birne. Peinlich. Ich kichere vor lauter Verlegenheit. Wo ist die verdammte Schlagfertigkeit, wenn man sie mal braucht? Aber wem sollte das hier eigentlich peinlich sein? Was macht ein erwachsener Mann in der Bademodenabteilung, die auch noch ganz zufällig sehr nah an der Unterwäschenabteilung liegt? Das wirft kein wirklich gutes Bild auf den schönen Herrn Reimer. Ist er vielleicht einer dieser Spanner, die durch Wäscheabteilungen schleichen und Frauen beobachten? Ab und an einen winzig kleinen, Polyacryl-String-Tanga, vorzugsweise in Knallrot, durch die Hände gleiten lassen?
»Was machen Sie denn hier?«, lautet deshalb meine Frage.
»Ich brauche für die Freizeit noch eine Badehose!«, antwortet er völlig gelassen und mal ehrlich, er sieht wirklich kein bisschen wie einer dieser verklemmten Spanner-Typen aus.
»Sie suchen eine Badehose in der Damenabteilung?«, frage ich doch noch mal nach. Ganz logisch erscheint mir das nicht.
Er lacht und sieht dabei wahnsinnig gut aus.
»Ich habe gefragt, wo es Bademoden gibt, da haben die mich hierher geschickt!«, antwortet er, und es klingt völlig plausibel. »Aber mal zurück zu dem Teil da in Ihrer Hand, probieren Sie es doch mal an, ich sage Ihnen dann, ob es das Geld wert ist!«
Ich muss schon wieder kichern und komme mir vor wie vierzehn. Wo ist meine Souveränität? Ich kann mich doch nicht jetzt – in meinem momentanen körperlichen Zustand – in diesem Bikini zeigen. Absolut undenkbar.
»Ich habe mich schon entschieden. Wenn er Ihnen gefällt, nehme ich ihn!«, umgehe ich die Anprobe. Ich glaube, das war fast ein bisschen geflirtet. Dabei bin ich an sich völlig aus der Übung. Ich kann mich an meinen letzten Flirt nicht mal mehr erinnern.
»Gut so!«, antwortet Herr Reimer und redet direkt weiter: »Dann könnten Sie mir doch jetzt auch behilflich sein. Ich bin immer so unsicher, wenn es um Badehosen geht.« Er grinst.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mann überhaupt Unsicherheiten kennt. Aber die Vorstellung, ihn sehr bald in sehr wenig Stoff zu sehen, gefällt mir. Sogar sehr gut. Ich bin sexuell wirklich ausgehungert, anders kann ich mir das kaum erklären. Am liebsten würde ich »Machen Sie sich schon mal frei!« sagen, aber stattdessen sage ich:
»Warum eigentlich nicht. Ich habe noch eine
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