Lackschaden
verbracht haben. Wie vernünftig von Frau Üzgür.
Ich unterstütze sie und sage: »Fünfzehn Euro klingt doch gut.« Dabei schaue ich auf Herrn Reimer. Jetzt habe ich doch glatt ein ganz klein bisschen geschleimt.
Er strahlt mich an. Wirklich ein sympathischer Mann. Was macht der eigentlich sonst so? Ist der hauptberuflich Pädagoge? Freizeitaufseher? Ist er verheiratet? Einen Ring hat er jedenfalls nicht. Wie kann so ein Mann noch ungebunden sein?
Aufregende Kurzdebatten über Bettzeug, Handtücher und die Frage nach der Zubettgehzeit lenken mich von Herrn Reimer ab.
Nach zwei-dreiviertel Stunden ist es geschafft. Wir bekommen eine Art Pack-To-Do-Liste (auf der auch die Handynummer von Herrn Reimer steht – Für Notfälle!) und dürfen gehen. Ich stehe noch ein bisschen mit anderen Müttern vor der Tür, aber weniger um mich zu unterhalten, als um einen letzten Blick auf Herrn Reimer zu werfen. Ein echt erfreulicher Anblick. So ein wenig Schwärmerei erwärmt das Herz. Da sieht man mal – auch Elternabende können was für sich haben.
Bei meinem nächsten »Notfall« werde ich ihn jedenfalls bestimmt anrufen.
6
Noch zwei Tage und dann beginnen die Ferien. Endlich! Ich liebe Ferien. Nicht, weil ich dann meine Kinder rund um die Uhr um mich habe (das ist sogar, ehrlich gesagt, ein kleiner Nachteil an Ferien), sondern – viel profaner – weil ich ausschlafen kann.
Donnerstagabend sitzt Rudi strahlend beim Essen. Ein ungewohnter Anblick.
»Rudi, du siehst so glücklich aus, was ist los?«, frage ich begeistert.
»Moin wird die Tür abgeholt, ich war heut im Baumarkt. Un hab noch e Überraschung aus em Baumarkt!«, antwortet er und schaut erwartungsvoll in die Runde.
Christoph verzieht das Gesicht.
»Eine Überraschung, aus dem Baumarkt. Die letzte war nicht ganz nach meinem Geschmack! Was ist es denn diesmal? Neue Fenster, vielleicht mit Butzenscheiben?«
Rudi ist klug genug die ironische Bemerkung zu ignorieren.
»Isch hab mich emal schlau gemacht, da war en Schild ›Aushilfe gesucht‹, un da hab isch nachgefracht, und die Claudia kann sich moin vorstelle. Herzscher«, er dreht sich zu Claudia, »isch hab en Job för disch. Es gibt acht Euro die Stund. Des is doch gar net ema schlecht!«
Claudia schluckt. Sie selbst hat sich bis heute nur sehr halbherzig um eine Arbeitsmöglichkeit gekümmert. Und sehr halbherzig heißt übersetzt – gar nicht.
»Danke, Opa«, sagt sie trotzdem, vielleicht weil selbst sie sieht, wie verzückt ihr Großvater ist.
»He«, lacht Mark, »Claudia im Baumarkt, das ist ja megawitzig. Haben die auch Make-up?« Er kann sich kaum halten vor Lachen.
»Wenn du noch einmal so dämlich lachst, Zwerg«, kontert die Angegriffene, »dann bring ich ne Kettensäge aus dem Baumarkt mit und mach dich noch einen Kopf kürzer als du eh schon bist!«
Ein wunder Punkt meines Sohnes. Er gehört eher zu den Kleinen in seiner Klasse. Für Männer, selbst für angehende, eine schwierige Sache.
»Lass das, Claudia. Das geht unter die Gürtellinie!«, mischt sich Christoph ein.
»Ja, aber, das ist ja prima Rudi, toll. Wie aufmerksam von dir. Wann soll sie morgen da sein?«, wechsle ich das Thema.
»Ich fahr mit ihr am Nachmittag, wenn se von der Schule kommt einfach ema hin. Die habe gesagt, ab drei könne mer komme.« Er zwinkert seiner Enkelin zu. »Des wird. Isch hab mich so nett mit dem Abteilungsleiter von dene Türe un Schlösser unnerhalte, der tut mir den Gefalle. Isch glaub der mag misch.«
»Na, dann haben wir ja voraussichtlich ein Problem weniger!«, zeigt auch Christoph so etwas wie Freude.
»Ein Problem – danke, Papa. Das bin ich wohl für dich – ein Problem. Das Problem geht dann mal hoch! Dann hast du ja erst mal keins mehr!«, zischt unsere Tochter.
Christoph ist wirklich nicht wahnsinnig geschickt. Er sollte doch inzwischen wissen, dass seine Tochter ein wenig empfindlich ist. Demonstrativ räumt sie ihren Teller ab und stapft in den ersten Stock.
»Meine Güte!«, ist der einzige Kommentar von Christoph. »Dauert das noch lange?«, will er von mir wissen. Als könnte ich, wie ein Pubertätssuchhund, den Hormonpegel erschnuppern und genau sagen, wann die Pubertät abgeschlossen ist.
»Woher soll ich das wissen?«, frage ich erstaunt zurück.
»Du warst doch auch mal so alt!«, ist seine prompte Antwort.
»Ist aber schon etwas her!«, antworte ich.
»Das ist offensichtlich!«, beendet er die Debatte mit all seinem Charme.
Am Nachmittag mache ich
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