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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Cola an sich auch nicht mehr an. Aber fürs Gewissen ist das Light gut. Ich stopfe mir beim Fahren den Big Mac rein. Eine logistische Herausforderung. Ein Viertel des guten Stückes landet auf meinem T-Shirt und dem Fahrersitz. Ein Big Mac wirkt riesig, ist aber immens schnell verschlungen. Die Pommes folgen. Jetzt habe ich erst richtig Appetit. Unglaublich, da muss irgendein Zusatzstoff drin sein, der erst so richtig hungrig macht. Was soll’s! Dann fahre ich an der nächsten Ausfahrt eben noch mal raus und hole mir eine klitzekleine Nachspeise. Irgendwas Süßes. Am besten Kekse mit Schokolade gefüllt. Fett und Zucker – eine Kombination, die direkt in die Kalorienhölle führt. Noch geächteter als Weißbrot – und das will heutzutage schon was heißen. Je mehr Böses sich im Essen versteckt, umso gieriger bin ich danach.
    Ich nehme direkt die nächste Ausfahrt. Wirklich weit bin ich bisher noch nicht gekommen. Aber das Timing ist perfekt. Ich sollte auch noch tanken, denn mit einem auf Reserve stehenden Tank werde ich, selbst bei verhaltener Fahrweise, wohl kaum bis München kommen. Meine Stimmung ist schon erheblich gestiegen. Ob es an meinem kleinen Nachtausflug liegt oder an meinem Gourmetmenü, weiß ich nicht, aber ich genieße es. Ich tanke voll und fühle mich wild, frei, spontan und lässig. Selbstverständlich weiß ich, dass eine Autofahrt nach München noch nicht als Survival-trip durchgeht, aber verglichen mit meinen sonstigen Aktivitäten (Einkaufen und Putzen, Elternabende, Arbeiten in der Agentur) ist das schon ein irrer Ausflug. Ein bisschen Irrsinn tut mir gut, denke ich. Ich lasse mir Zeit mit der Keksauswahl und entscheide mich für eine Riesenpackung. Schließlich habe ich einige Stunden Autofahrt vor mir. An der Kasse endet meine Fahrt. Ich habe noch genau 18  Euro und 53  Cent in meinem Portemonnaie. Die Kreditkarte und die EC -Karte liegen zu Hause. Ich hatte sie vor meinem nachmittäglichen Stadtausflug vorsorglich rausgenommen. Nicht, um mich vor Shopping-Exzessen zu bewahren, sondern wegen der Diebstahlgefahr. Christoph liegt mir damit ständig in den Ohren. Er neigt zur Vorsicht. Was man nicht dabei hat, kann einem auch nicht geklaut werden! So lautet seine durchaus schlüssige Argumentation. Leider kann man mit dem, was man nicht dabei hat, auch nicht bezahlen. Selbst wenn ich die Kekse liegen lasse, beläuft sich meine Rechnung auf 78  Euro und 80  Cent. Schon ist meine gute Stimmung dahin. Der junge Kerl an der Kasse schaut mich erwartungsvoll an.
    »Wie wollen Sie zahlen?«, fragt er.
    Was mache ich bloß?
    »Ich habe nur noch etwa achtzehn Euro«, sage ich mit ganz, ganz leiser Stimme und würde sehr gerne direkt im Boden versinken.
    Wie peinlich. Hinter mir warten vier Leute, und der Kassierer sieht alles andere als begeistert aus.
    »Wie – Sie haben nur achtzehn Euro?«
    Hinter mir höre ich die Ersten stöhnen.
    »Was denken Sie sich denn, Sie haben allein für 78  Euro 80 getankt!«
    »Meine Karten sind weg. Es tut mir leid. Vielleicht kann ich anschreiben lassen?«, werfe ich mich vor dem pickeligen Kassierer in den Staub.
    »Wir sind hier doch nicht im Tante-Emma-Laden!«, weist er mich zurecht.
    Jetzt muckt einer in der Schlange hinter mir auf.
    »Meine Güte, wir wollen den Abend nicht hier verbringen. Geht’s mal weiter?«
    Der Kassierer mustert mich wie eine Schwerverbrecherin und sagt mit strenger Stimme:
    »Sie bleiben hier stehen, bis wir das geklärt haben. Versuchen Sie nicht wegzurennen, wir haben Ihr Kennzeichen.«
    Das geht jetzt doch einen Tick zu weit. Ich bin ja nun keine vorsätzliche Betrügerin, sondern einfach nur ein Schussel, der seine Karten zu Hause vergessen hat.
    »Also, mal ehrlich, ich will ja bezahlen! Ich habe nur meine Karten nicht dabei!«, rechtfertige ich mich.
    »Habe ich alles schon tausend Mal gehört!«, knurrt mich der Kassierer an. »Das hat mir heute gerade noch gefehlt!«, legt er dann noch mal nach.
    »Mir auch, das können Sie mir glauben«, knurre ich zurück.
    Nachdem er die Schlange hinter mir abkassiert hat, wendet er sich wieder mir zu.
    »Ich muss den Chef anrufen. Der muss entscheiden, was wir jetzt machen«, teilt er mir mit.
    Ich glaube, am liebsten würde er mich an eine Tanksäule fesseln.
    »Rufen Sie halt jemanden an, der Sie hier auslöst«, gibt er mir dann freundlicherweise einen Tipp.
    »Tja, anrufen wäre eine feine Sache, wenn ich denn ein Handy hätte!«, antworte ich leicht genervt.
    So hatte ich

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