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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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vor allem lange nicht so neugierig wie meine Mutter. Natürlich werde ich mir auch von ihm einen kleinen Vortrag zu den Themen Reiseplanung und Schlampigkeit anhören müssen, aber im Vergleich zu dem, was meine Mutter mir um die Ohren hauen würde, wird das vollkommen erträglich sein.
    »Danke. Sag ihm danke!«, beende ich das Gespräch. Dann teile ich meinem Tankstellenvollzugsbeamten mit, dass er sein Geld bekommen wird.
    »Mein Vater holt mich hier raus!«, sage ich und fange an, mich zu entspannen. Nach München gewollt, bis Weißkirchen-Süd gekommen. Irgendwie auch symptomatisch für mein Leben.
    Während ich warte, leiste ich mir einen Kaffee und die Schoko-Kekse. Nach der ganzen Aufregung habe ich die allemal verdient.
    Es dauert eine geschlagene Stunde, bis sich die Schiebetür der Tankstelle öffnet – und dann steht nicht mein Papa, sondern Christoph da. Er sieht richtig sauer aus. Danke Mama, denke ich. Petzliese!
    »Was ist hier eigentlich los, Andrea?«, lautet Christophs Begrüßung.
    Ich hätte nicht übel Lust, ihn zu ignorieren und einfach auf der Rastanlage zu bleiben. Es gibt doch auch Leute, die auf Flughäfen leben. Stammkunden würden mir Lebensmittel spendieren und mal einen kleinen Cappuccino. Ich hätte genug Lektüre und der Kassenmann würde mit der Zeit auch merken, dass ich eine richtig nette Frau bin. Ab und an könnte ich draußen einen Scheibenwischservice anbieten und so für eine schöne warme Mahlzeit sparen. Rudi würde sicherlich mal vorbeischauen und mir irgendwas Leckeres mitbringen. Ein bisschen frisches Obst oder so. Bei den Kindern bin ich unsicher. Eine Mutter, die auf einer Rastanlage lebt? Das wäre ja an Peinlichkeit kaum zu übertreffen. Vor allem für Kinder, die es schon peinlich finden, wenn ihre Mutter im Auto leise vor sich hinsummt.
    »Andrea, ich rede mit dir!«, schnauzt mich Christoph an.
    »Bitte bezahl meine Tankfüllung, den Rest können wir später besprechen!«, antworte ich. »Ach ja«, füge ich noch hinzu, »danke, dass du gekommen bist. Obwohl ich meinen Vater erwartet hatte!«
    An sich finde ich es selbstverständlich, dass man mich hier rauskauft. Ich hätte keine Minute gezögert, wenn meine Mutter mich angerufen hätte. Vor allem hätte ich mich selbst ins Auto gesetzt und die Aufgabe nicht delegiert.
    »Dein Vater hat sich bei mir gemeldet, weil deiner Mutter das Ganze komisch vorkam«, erklärt Christoph nur kurz und schiebt dem Kassenmann seine Kreditkarte über den Tresen.
    »Sehen Sie«, sage ich patzig, »ich bezahle. Sie haben sich umsonst Sorgen um Ihr Geld gemacht!«
    »Ich habe schon Pferde kotzen sehen!«, kommentiert der Kassenmann meine Bemerkung. Was für ein ausgefallener Spruch. Ha. Gut, er ist ja kein Comedian, sondern ein kleinlicher, unfreundlicher Kassierer an der Tanke. Da darf man, was das Witzlevel angeht, wahrscheinlich nicht zu viel erwarten.
    »Können wir gehen? Du hattest ja genug Zeit, um hier zu schwätzen!«, mischt sich Christoph ein.
    Er hat diesen Komm-Du-Mir-Nach-Hause-Blick wie ein richtig erzürnter Vater! Zum Glück bin ich mit meinem Auto da. Ich muss zusehen, dass ich vor ihm daheim bin und mich dann so schnell wie möglich ins Bett verkrümeln. Ich eile zu meinem Auto, doch Christoph kommt mir hinterher.
    »Meinst du nicht, ich hätte zumindest eine Erklärung für all das verdient?«, fragt er und seine Stimme zischt ein bisschen. Wie bei einer Schlange in Angriffsstimmung.
    »Natürlich!«, sage ich, denn er hat ja durchaus recht. »Ich wollte jemanden besuchen und hatte meine Kreditkarte und meine EC -Karte nicht mit. Wahrscheinlich, weil mir ein gewisser Mann immerzu in den Ohren liegt, dass man so irrsinnig schnell beklaut wird!«
    So, jetzt habe ich mich kurz gerechtfertigt und den Schwarzen Peter gleich mal zurückgeschoben.
    »Glaubst du ernsthaft, das beantwortet meine Frage?«, zischt er wieder.
    Selbstverständlich glaube ich das nicht, bin aber nicht so doof, das zuzugeben.
    »Lass uns heimfahren und später reden, ich bin einfach kaputt durch die Warterei«, versuche ich, das wenig erfreuliche Gespräch zu vertagen.
    Er willigt ungehalten ein und verabschiedet sich mit einem knappen: »Dann bis gleich!«
    Jetzt heißt es fix sein. Ich gebe mir alle Mühe und rase mit Höchstgeschwindigkeit heim, aber muss mich geschlagen geben. Christoph wartet schon auf mich. Hat der sich nach Hause gebeamt?
    »Da bist du aber ganz schön flott gefahren, aber nicht flott genug!«, lautet seine Begrüßung.

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