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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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werde ich abends nicht benötigt. Wie bitter das klingt. Ist es denn tatsächlich so oder bin ich einfach nur furchtbar mies drauf? Beides denke ich. Es ist beides. Gebraucht werde ich für Dienstleistungen. Als Gesprächspartnerin eigentlich nur von Rudi. Der Rest meiner Familie scheint froh zu sein, wenn er ungestört vor sich hinleben kann.
    Was erwarte ich? Einerseits möchte ich selbständige Kinder haben und andererseits? Nein, keinen Dank – soweit würde ich nicht gehen. Manchmal erhofft man ihn sich zwar insgeheim schon, aber dass das an ein Wunder grenzen würde, ist selbst mir klar. Vielleicht erwarte ich mehr Emotionalität. Gefühle. Liebesbekundungen. Vierjährige sagen nahezu stündlich wie sehr sie einen lieben. Muss das dann für den Rest des Lebens reichen? Sollte man sich die verbalen Liebkosungen auf Band aufnehmen, um sie an schlechten Tagen abzuspielen?
    Sollte ich Herrn Reimer anrufen und mit ihm anstatt Kaffee ein paar Mojitos trinken gehen? Mein trotziges, gekränktes, schwächelndes Ich schreit: Ja, her mit den Mojitos! Her mit Herrn Reimer!
    Rudi kommt zum Auto.
    »So, hier is fast all des, was du haben wolltest«, sagt er und drückt mir die Handtasche und den Schlüssel in die Hand. »Des Handy hab isch leider net gefunden.«
    Soviel zur Idee, Herrn Reimer anzurufen. Wäre ja eh Quatsch gewesen. Vor allem so verheult und so ziemlich ungeschminkt. Man möchte beim ersten Date ja nicht wie die letzte Vogelscheuche aufkreuzen. Und ich glaube auch nicht, dass es irre sexy wirkt, wenn man einem Mann bei einer Verabredung erst mal stundenlang was vorjammert.
    Ich bedanke mich brav bei Rudi, immerhin hat er sich bemüht und ahnt wohl auch nicht, dass ich ohne Handy reichlich angeschmiert bin. Dummerweise habe ich keine Ahnung, wo mein Handy sein könnte, deshalb lehne ich auch dankend ab, als Rudi anbietet, noch mal reinzugehen, um zu suchen.
    Allerdings gibt es hier weit und breit keine Telefonzelle, und ich bin ehrlich gesagt nicht mal sicher, ob überhaupt noch welche existieren. Aber hinzu kommt, dass ich außer der Nummer meiner Mutter keine Telefonnummer auswendig kann. Nicht mal die von Christoph.
    Ich werde essen gehen, entscheide ich mich spontan. Mir den Bauch vollschlagen und dann wieder nach Hause fahren. Ich habe irgendwie auch keine Lust auf ein Problemgespräch. Außerdem bin ich unschlüssig, mit wem.
    Mit Heike wäre schön. Aber Heike, meine kleine Heike, lebt in München. Ein Telefonat mit Heike könnte alles wieder etwas ins Lot rücken. Heike hat einen scharfen Verstand, und vor allem sind wir schon so lange befreundet, dass ich mir auch was von ihr sagen lasse. Normalerweise neige ich, wie die meisten anderen, dazu, ordentlich zu jammern und will an sich nicht mehr, als ausgiebig bedauert zu werden. Auf Ratschläge oder Kritik an meiner Person oder meinem Verhalten bin ich nicht scharf. Bei Heike halte ich das aus. Wenn sie findet, dass ich etwas falsch gemacht habe, dann sagt sie es. Ohne Beschönigung. Aber Heike ist unglaublich beschäftigt. Mal davon abgesehen, dass ich ja nicht einfach nach München fahren kann. Eben mal so, als wäre es um die Ecke. Obwohl, ich könnte mir beim Fahren den Bauch vollschlagen und wenn ich durchfahren würde, wäre ich in höchstens vier Stunden da. Gegen Mitternacht. Nicht gerade höflich, aber Heike kann einiges ab. Und wenn ich heute Nacht gegen vier Uhr zurückfahre, bin ich so um acht wieder zu Hause. Soll sich Christoph doch mal richtig Sorgen machen. Hinterhertelefonieren kann er mir ja nicht. Kein Handy zu haben, hat auch Vorteile. Das ist eine Schwachsinnsidee, rüge ich mich selbst. Eine Endlosfahrerei, nur um mal vier Stunden mit der besten Freundin zu verbringen. Außerdem – wer weiß, was sie morgen vorhat. Ein normaler Mensch schläft ja nachts, um tagsüber frisch und ausgeruht seine Geschäfte zu erledigen. Wenn sie überhaupt zu Hause ist. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ihre Lebensgefährtin begeistert sein würde. Andererseits – Manchmal muss man auch was Verrücktes machen, und ich habe ansonsten ja keine Pläne für heute Abend.
    Ich starte den Wagen und fahre Richtung Autobahn. Ich kann es mir ja immer noch anders überlegen. Ich drehe das Radio laut und singe ein bisschen mit.
    Kurzentschlossen fahre ich noch schnell bei Mac Drive vorbei und gönne mir ein Big-Mac-Menü, mit großer Pommes und großer Cola. Allerdings Cola Light. Ich weiß, bei den Kalorien, die in einem Big Mac stecken, kommt es auf die

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