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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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wird anderes erwartet: Verklärung, Romantik, ewige Liebe und all das. Nur leider gibt es eben auch einen Alltag fernab von all der vielbeschworenen Romantik. Alltag bietet viel Raum für die kleinen und großen Demütigungen und Niederlagen. Dass da langfristig eine gewisse Bitterkeit entstehen kann, finde ich nicht verwunderlich. Aber es war ja eh nur eine theoretische Überlegung, denn Christoph ist nicht sehr, sehr reich. Er ist überhaupt nicht reich und kommt auch nicht aus wohlhabender Familie. Wieso also etwas ertragen, wenn es einem noch nicht mal materiell was bringt? Würde ich meine Seele echt verkaufen, wenn Christoph stinkreich wäre? Würde ich dann über die Situation anders denken? Eine Trennung vielleicht nicht mal in Betracht ziehen? Ich ekle mich einen Moment vor mir selbst. Bin ich eine, die so käuflich ist? Macht sehr viel Geld eine Situation wie meine, eine Ehe in der man sich nicht wohl fühlt, denn wirklich besser? Vielleicht angenehmer. Aber emotionaler Geiz ist wahrscheinlich auch bei sonstiger Großzügigkeit schwer auszuhalten. Ein gewisses Schmerzensgeld verschönt die Lage, eine Art Blasenpflaster, bei dem die Blase bleibt, man sie aber weniger sieht und spürt. Wo ist mein Blasenpflaster? Meine Linderung? Meine Medizin, die mich mit der Lage versöhnt? Könnte ein Herr Reimer zum Blasenpflaster werden? Würde mich guter Sex ein bisschen beruhigen? Muss guter Sex zwangsläufig mit dem eigenen Mann stattfinden? Vor allem, wenn der nicht will – offensichtlich nicht will.
    »Wer nicht will, der hat schon!«, hat mein Vater gerne gesagt. Gilt das nicht auch auf diesem Gebiet? Warum sich also verzweifelt an solch unwilligen Männern abarbeiten? »You can’t ride a dead horse!«, hat mal eine amerikanische Bekannte von Sabine zu diesem Thema beigesteuert. Aber genau das versuche ich allabendlich. Ich will einen toten Gaul reiten. Warum suche ich mir nicht einen lebendigen?
     
    Mittlerweile schwimme ich wirklich schon über eine gute Stunde und fühle mich als hätte ich zu lange in der Badewanne gelegen. Schwammig und aufgeweicht. Außerdem habe ich Mörderhunger. Schwimmen macht irrsinnig hungrig, schon deshalb ist diese Sportart für mich zum Abnehmen absolut ungeeignet. Inzwischen kann ich wenigstens beruhigt aus dem Wasser kommen. Niemand aus meiner nervigen Reisegruppe ist in Sicht. Ich bräuchte nur noch eine Tarnkappe, um ungestört Urlaub machen zu können. Ich trockne mich ab und ziehe mein Kleid über. Meine Arme sind richtig zittrig. Das Schwimmen hat mich angestrengt. Ich brauche irgendein Häppchen Nahrung.
    Wie gesagt: Das ist das Schöne am Clubleben. Niemand muss je Hunger leiden. Rund um die Uhr werden die kulinarischen Bedürfnisse befriedigt. Heute stehen Mini-Burger auf dem Programm, und es gibt eine schöne Gazpacho und winzige Crêpes gefüllt nach Wunsch. Ich nehme alles. Ich kann mich ja nachher beim Abendessen ein wenig zurückhalten. Außerdem habe ich ja Sport getrieben. Als ich mir den Teller so richtig vollgeladen habe, entdecke ich meine Reisegruppe.
    »Unser Biber hat aber ordentlich Kohldampf, der wilde Nager!«, tönt es von dort.
    Ich hätte ihm das gesamte Auto zerkratzen müssen! Ich muss mich sehr anstrengen, damit man mir meine Verachtung nicht ansehen kann. Was soll das Tiergetue? Dieser hämische Unterton? Als ich zum Tisch komme, mir einen Platz suche, macht er weiter.
    »Na, hat der Biber auch für seinen Freund, seinen Seelenkumpel, den Jaguar, was mitgebracht?«
    Alle lachen, obwohl dieser Satz für die anderen völlig sinnfrei sein muss. Scheint hier aber keine Rolle zu spielen. Auch mein Mann lacht aus vollem Hals. Stattdessen hätte er mir mal den Teller abnehmen und einen Stuhl besorgen können. Dazu ist er aber eindeutig zu abgelenkt. Er sitzt stolz da, eingerahmt von Lieselotte und Katharina.
    Wie unglaublich blöd Menschen sein können: Lachen, ohne überhaupt zu kapieren, worum es geht. Die können mich alle mal. Ich setze mich widerwillig, erhebe meinen Blick und fixiere Arschgesicht Fritz und dann platzt es aus mir heraus.
    »Jetzt hör mal ganz genau zu, Fritz. Der Nager, dein vielzitierter Biber, kann sehr, sehr sauer werden. Und so ein Biber hat ausgesprochen scharfe Zähne. Er kann nahezu alles zerstören. Alles. Und so ein Biber ist absolut hemmungslos! Der fürchtet sich vor nichts, auch vor keinem Jaguar. Hast du das verstanden? Und nerv’ nicht, ich will essen.«
    Alle am Tisch sind fassungslos und gucken, als hätte mir die

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