Lackschaden
sondern weil ich kurz davor stehe, erwischt zu werden und das dann einige beschämende Diskussionen nach sich ziehen könnte.
Natürlich weiß ich, dass mein Verhalten nicht wirklich erwachsen war, aber manchmal kommt es darauf auch nicht an. Was heißt außerdem schon erwachsen? Wut ist doch in jeder Altersklasse erlaubt und letztlich war mein Motor bei diesem kleinen Delikt ja Wut. Unendliche Wut auf einen richtig arroganten Kotzbrocken, der immerhin auf einem Frauenparkplatz geparkt hat. In diesem Fall sogar auf meinem!
Hier ist mir Fritz noch gar nicht besonders unangenehm aufgefallen. Sehr viel habe ich von ihm allerdings auch noch nicht mitbekommen. Seine Frau scheint ähnlich arrogant. Wo steckt die eigentlich? Sehr begeistert von der Reisebegleitung ihres Mannes ist sie offensichtlich auch nicht.
Die Einzige, die sich mal wieder wie Bolle amüsiert, ist Gaby. Lukas und sie kriegen sich vor Begeisterung gar nicht mehr ein über meinen kurzen Busenblitzer.
»Mach’s noch einmal, Janet!«, ruft mir Lukas quer durchs Becken zu.
Ich verstehe die Anspielung sofort. Justin Timberlake und Janet Jackson. Bei irgendeinem Superbowl-Event hat er ihr einen Teil des Kostüms runtergerissen, und ihre rechte Brustwarze (gepierct!) war zu sehen. Was für ein Ereignis: Ein Stückchen Brust mit Metall! In Amerika eine Aufregung, die wochenlang für Schlagzeilen gesorgt hat.
Was für ein Idiot Lukas doch ist. Ein höflicher Mensch hätte einfach so getan, als wäre gar nichts gewesen.
»Janet!«, quiekt nun auch Gaby lauthals. Auch sie hat den vermeintlichen Witz inzwischen kapiert. Immerhin haben wir jetzt die Aufmerksamkeit aller Badenden. Was für ein Heidenspaß! Und alles wegen einer Brust! Dabei liegen am Pool ausreichend Frauen, die gleich zwei Exemplare stolz zur Schau stellen und das nicht nur für Sekunden, sondern dauerhaft. Aber das, was man immer sehen kann, ist lange nicht so spannend wie das, was man eigentlich nicht sehen soll.
»Janet geht raus aus dem Wasser!«, informiere ich Gaby und Lukas, und sie bekommen einen erneuten Lachanfall. Haben die ein kleines Pilzgericht zu Mittag gegessen?
»Reg dich nicht auf!«, höre ich da von rechts. Lieselotte meine Aquagymnastikbekannte schwimmt auf mich zu.
»Und wo ist dein Herr Chappi?«, frage ich sofort.
Sie schaut irritiert.
»Der Mister Hundefutter. Kurt!«, erkläre ich meinen, auch nicht besonders originellen, Scherz.
Ich scheine mich witzniveaumäßig an meine Begleiter anzupassen.
»Ach, der Kurt!«, stöhnt sie. »Der hat mir etwa eineinhalb Stunden lang die verschiedenen Zusammensetzungen der diversen Hundefuttermischungen erklärt, und ich habe drei oder sogar vier Aperol in der Zeit gekippt. Der identifiziert sich so mit seiner Firma – echt, das kannst du dir nicht vorstellen. Ich hatte schon Angst, dass er Kostproben dabei hat und ich probieren muss. Manchmal hat er auch so geguckt, als wäre ich so ne Art persönliches Leckerchen.«
»Also wird das nichts mit Kurt und dir?«, erkundige ich mich mitleidig.
Sie lacht: »Wer weiß. Je nachdem, wer hier noch so ist. Wenn er nichts redet geht er ja.«
»Vielleicht kann er auch Platz und Sitz und holt Stöckchen! Und gibt Laut, wenn es drauf ankommt!«, ergänze ich.
»Das kann durchaus ein Vorteil sein«, lacht Lieselotte. »Immerhin hat er eine gute Figur, so einigermaßen, und ein bisschen Spaß hätte ich gern mal wieder. Solange er beim Sex nicht bellt!«
Sie schüttelt ihre nasse Mähne, und ich staune. Über die Beliebigkeit und auch die Trostlosigkeit. Ist man irgendwann wirklich so weit, dass man einen Mann wie Kurt in Betracht zieht? Selbst, wenn man ihn nur stumm ertragen kann? Was für eine Aussicht!
»Wer ist der denn da? Der würde mir optisch richtig gut gefallen«, unterbricht sie meine Gedanken und zeigt mit einem Kopfnicken in die Richtung von Christoph und Fritz.
Meint sie etwa meinen Mann?
»Welcher von beiden denn?«, frage ich nach.
»Mal ehrlich, Andrea, die sind doch beide nicht übel. Der lange Dunkelblonde hat was, aber der mit der blauweißen Badehose, den finde ich echt richtig lecker!«
Einerseits bin ich beruhigt, dass sie Fritz vorzieht, andererseits auch ein wenig gekränkt. Zweiter Platz bei zwei Konkurrenten. Mein Mann oder Fritz. Also mal ehrlich! Bei allen Defiziten, die Christoph hat, ist er doch noch um Klassen besser als ein Fritz. Fritz ist doch so ein typischer Upper-Class-Möchtegern-Gockel. Christoph insgeheim leider auch ein wenig, aber
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