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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Antwort. Komischerweise war ich mir sicher, er würde Ja sagen. Dieses Das-Kann-Ich-So-Einfach-Nicht-Beantworten macht mir klar, dass wir ein wirkliches Problem haben. Ich dachte, er sagt »Ja, natürlich« und im Laufe des Gespräches »Es tut mir so leid« und dann wird alles wieder gut. Ein Trugschluss. Auch ich bin für mich, was die Antwort auf diese Frage angeht, unsicher, war aber bis jetzt davon überzeugt, dass er mich liebt.
    »Was soll das heißen?«, frage ich nach und meine große Selbstsicherheit vom Poolauftritt schwindet im Affenzahn. Ich rausche mental von der Sonnendachterrasse runter in den dunklen Keller. Wenn man sich noch liebt, lässt sich alles richten, so mein naiver Glaube. Wenn allerdings diese Basis wegbricht – was dann?
    »Tja, was das heißt: Ich weiß es nicht, heißt, ich weiß es nicht. Wir sollten doch zumindest ehrlich miteinander sein, oder?«, antwortet mein Mann.
    Auch seine Stimme klingt traurig.
    »Du weißt nicht, ob du mich liebst?«, frage ich noch mal nach, weil ich irgendwie hoffe, mich verhört zu haben. Das kann doch nur ein gigantisches Missverständnis sein.
    Mein Handy klingelt. Ausgerechnet jetzt.
    »Entschuldige«, sage ich und schaue aufs Display. Claudia.
    »Es ist Claudia. Ich muss da mal rangehen«, entschuldige ich mich und drücke auf die grüne Taste.
    »Mama«, hält sich Claudia nicht mit langen Begrüßungsarien auf, »relax, ich bin bei Nina und schlaf hier und morgen gehe ich zum Kackbaumarkt. Chill. Alles okay.«
    An sich entscheide ich, was okay ist.
    »Moment mal«, hake ich deshalb nach, »wieso musst du denn bei Nina schlafen? Es ist uns erheblich lieber, du schläfst daheim. Und was ist das für ein Referat, das du da angeblich machst?«
    »O Mann, ihr rafft echt nichts«, beschwert sich unsere Tochter. »Ich bin sechzehn, nicht elf. Ich übernachte bei meiner Freundin, nicht unter der Brücke. Ihr seid so Megaspießer.«
    Von Claudia kann ich noch was lernen. Die zückt direkt die ganz großen Kaliber und haut gleich mal ein paar Beleidigungen raus. Ich habe keine Lust auf Diskussionen.
    »Gut«, entgegne ich, »danke für den Megaspießer. Du kannst bei Nina schlafen, obwohl du gerade wirklich unverschämt warst, aber ab morgen bist du abends daheim. Solange du das Praktikum machst, schläfst du bei uns. Haben wir uns verstanden?«
    Ich schaue zu Christoph, und er nickt. Immerhin. Da ziehen wir, wie man so schön sagt, mal an einem Strang.
    »Hab’s kapiert«, informiert mich Claudia mit einer schönen Motzstimme.
    »Geht es euch denn sonst gut? Was macht Opa?«, versuche ich, noch so was wie eine normale Unterhaltung zu führen.
    »Ja, alles gut«, ist die knappe Antwort von Claudia. »Okay, also bis irgendwann!«, ist ihre Verabschiedung.
    Keine Rückfrage, ob es uns gutgeht. Wie das Hotel ist, das Wetter oder das Essen. Schlicht kein Interesse. Das ist ein unglaubliches Teenagerphänomen. Sie interessieren sich nur für sich und ihren winzig kleinen Kosmos. Keinen Blick über den Tellerrand. Egomanie in Reinkultur. Hoffentlich verwächst sich das bald! Christoph macht mir ein Zeichen.
    »Papa will dich noch sprechen«, sage ich, aber da macht es schon klick. Claudia hat das Gespräch beendet.
    »Sie hat aufgelegt!«, sage ich und kann mich nicht mal richtig aufregen. »Soll ich noch mal anrufen?«, frage ich Christoph.
    »Ne, lass mal, die redet ja eh nicht!«, antwortet Christoph, und es hört sich resigniert an.
    Wir schweigen beide. Das, was gesagt wurde, steht zwischen uns. Es ist zwar kaum etwas gesagt, aber eigentlich trotzdem alles. Die Antwort auf die alles entscheidende Frage ist gegeben. Ich-Weiß-Nicht ist kein Ja. Man könnte denken, es ist auch kein Nein, aber letztendlich heißt Ich-Weiß-Nicht Nein.
    Als wir in unserem Zimmer angekommen sind, ist es Christoph, der das Schweigen bricht.
    »Und du, Andrea, liebst du mich noch?«
    Jetzt heißt es auch für mich Farbe bekennen. Natürlich könnte ich einfach Ja sagen und damit wäre er der Buhmann. Der, der sich nicht sicher ist. Der, der die Beziehung möglicherweise zerstört. Der Schuldige. Obwohl man wohl kaum von Schuld reden kann, wenn jemand nicht mehr liebt. Das ist ja im Normalfall keine Absicht.
    »Ich bin mir auch unsicher, ein klares Ja fällt mir auch schwer. Da ist Liebe, aber irgendwie verschüttet. Vielleicht ist es auch nur die Erinnerung daran, ich weiß es auch nicht.«
    Er nimmt mich in den Arm. Ich weine, weil ich das Gefühl habe, hier ist er, der Bruch,

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