Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
etwas passiert, aber wir können nicht darüber reden – noch nicht. Sonst könnte der Plan misslingen. Aber bald werdet ihr alles erfahren.«
»Und wer führt uns, wenn ihr beide uns verlasst?«, fuhr Tasman wenig überzeugt fort.
»Ich schlage dich vor.«
»Danke! Aber ich kann mich nicht recht darüber freuen. Vertrauen sieht anders aus.«
»Ich vertraue euch allen. Aber es müsste nur einem von euch versehentlich ein falsches Wort entschlüpfen, und das könnte mein Verderben sein.«
»Mama Zira meinte aber, es sei ein großartiger Plan. Nun redest du von Verderben?«
»Ihr wisst doch, dass großartige Pläne auch Gefahren mit sich bringen. Diesmal sind sie besonders groß, aber der Gewinn wird unermesslich sein.«
»Und wie lange wollt ihr euer Geheimnis für euch behalten?«
»Ein paar Wochen, vielleicht erfahrt ihr früher davon, als mir lieb ist. Aber was auch immer euch zu Ohren kommen mag – und sei es noch so unbegreiflich: Ich bleibe euer Hauptmann und werde euch beschützen.«
Tasman erkannte, dass Rastafan nichts weiter preisgeben würde. Das Wort ›beschützen‹ jedoch hatte ihn aufhorchen lassen. Aus welchem Grunde sollte er sie beschützen? Bisher hatte er sie gut geführt, aber beschützt hatte sich jeder selbst. Sie waren doch keine Kleinkinder! Er warf einen Blick auf Caelian, der im Hintergrund auf einem Stein saß. Wozu war der hier? Wusste der Sohn Lacunars mehr? Tasman war sich ziemlich sicher, dass die Angelegenheit etwas mit dem achladischen Fürsten zu tun hatte. Wollte Rastafan in seine Dienste treten? Hatte Lacunar ihm einen hohen Posten versprochen? Irgendwie kam ihm das nicht logisch vor. Dieser Fürst war doch selbst nur ein besserer Räuber.
Er sah, dass Caelian gehen wollte und Mama Zira sofort an seine Seite eilte. Die Drei verband offensichtlich ein Geheimnis und ihn – Tasman – hatten sie davon ausgeschlossen. Das schmerzte ihn tief. Er drehte sich zu den Männern um. »Die Besprechung scheint vorüber zu sein«, sagte er mit lahmer Stimme, dann wandte er sich ab und ging, ohne sich umzusehen, in seine Hütte.
Als er sich bückte, um unter dem niedrigen Türrahmen hindurchzugehen, legte sich eine Hand auf seine Schulter. »Darf ich mit hineinkommen?«
Tasman wusste, wer es war. »Es war immer auch deine Hütte«, erwiderte er bitter.
»Und jetzt nicht mehr?«, fragte Rastafan.
Tasman ging schweigend voraus. Wie oft hatten sie hier oder in Rastafans Hütte beieinandergesessen, getrunken, gewürfelt und gute Gespräche geführt! Das war nun vorbei. »Was willst du? Hast du soeben nicht alles gesagt?«
»Ich will nicht, dass wir Feinde werden.«
»Wir sind keine Feinde, Rastafan. Aber Freunde behandelt man anders. Du behältst etwas für dich. Deine Mutter weiß es, und ich könnte schwören, Caelian weiß es auch.«
Rastafan faltete die Hände ineinander und senkte den Kopf. So verlegen hatte Tasman ihn noch nie erlebt. »Er weiß es nicht von mir. Caelian ist hier als Gefangener, damit er nichts verrät.«
»Und ich würde dich verraten? Verschweigst du mir deshalb etwas? Ich hätte mich für dich in Stücke hauen lassen!«
»Ich weiß. Auch ich – bei Nirgal …!«
»Warum habe ich das Gefühl, dass du und Mama Zira nicht wiederkommen werdet?«
Rastafan stöhnte. »Also gut, du sollst es wissen, auch wenn meine Mutter mich dafür verwünschen wird.«
»Nein. Wenn du es sagen willst, dann sage es allen. Ich will ihnen gegenüber keinen Vorteil haben.«
Rastafan legte ihm seine Hand auf den Arm. »Tasman. Wenn du es weißt, dann wirst du mir recht geben, dass es sich nicht herumsprechen darf.«
»Also sprich!«
»Wirst du schweigen?«
»Bin ich eine Elster?«
»Gut.« Rastafan seufzte. »Ich habe erfahren, dass meine Mutter vor meiner Geburt lange Zeit als Sklavin oder Konkubine im Palast Dorons lebte. Doron hat sie oft zu sich geholt und – nun ja …« Rastafan zuckte die Achseln. »… dann bekam sie einen Sohn, und dieser Sohn bin ich.«
Tasman sah Rastafan lange schweigend an. Rastafan fühlte sich elend. Er konnte seinem Blick nicht standhalten. War es richtig, ihn einzuweihen? Tasman schwieg, und die Stille bedrückte Rastafan. Doch dann trat sein Freund auf ihn zu und zog ihn in eine feste Umarmung. »Rastafan! Was für eine Nachricht! Dann wirst du König von Jawendor? Hurra! Wir werden alle in Geld schwimmen.«
Rastafan war erleichtert. »Verstehst du mich jetzt?«, flüsterte er. »Ich konnte es ihnen doch nicht sagen. Noch nicht.
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