Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
wissen, dass er Verrat mit dem Tode bestraft.«
»Liebe Tante«, begann Caelian erneut, weil er merkte, dass die Anrede Zahira erboste. »Das weiß ich schon, seit ich auf der Welt bin und denken kann.«
»Dann sind wir uns ja einig. Im Übrigen darfst du mich Mama Zira nennen, so wie es alle meine Freunde tun«, gab sich Zahira versöhnlich.
Caelian nickte. »Mama Zira. Ich werde es mir merken.« Er sah fragend von einem zum anderen. »Kann ich jetzt gehen?« Er wartete die Antwort nicht ab und strebte zur Tür, doch Rastafan vertrat ihm den Weg. »Nein, du bleibst. Hier steht mehr auf dem Spiel, als wir in diesem Augenblick ermessen können. Du wirst bei uns bleiben. In Margan darf nicht vorzeitig bekannt werden, dass es einen weiteren Anwärter auf den Thron gibt.«
»Dann bin ich also euer Gefangener?«, empörte sich Caelian.
»Wenn du es so sehen willst, ja«, gab Rastafan kühl zurück. »Aber ich verspreche, es wird dir an nichts fehlen.«
Caelian warf beleidigt den Kopf in den Nacken und wandte den beiden den Rücken zu. Es war schon das zweite Mal, dass er Rastafan gesucht und dabei in seine Gefangenschaft geraten war. Er beschloss, von nun an kein Wort mehr mit einem von ihnen zu wechseln. Doch Rastafan beachtete sein Grollen nicht. Er packte ihn am Arm und zerrte ihn mit sich. »Komm, es wird Zeit, dass wir Narmora verlassen.«
13
Jaryn hatte Achhardin zu sich rufen lassen. Dieser war für die Verwaltung der Provinzen zuständig, dabei unterstand ihm auch das Festsetzen und Eintreiben von Steuern und Abgaben. Mit dieser Aufgabe hatte er wiederum die jeweiligen Landesherren belehnt, die ihm Bericht erstatteten.
Achhardin war ein Mann von schmächtiger Statur. Sein dünner Haarkranz wurde schon an einigen Stellen grau. Er ging leicht gebeugt und hatte ein Fuchsgesicht. Kaum jemand hätte in ihm einen der mächtigsten Männer des Landes vermutet, doch ein Blick in seine harten Augen belehrte jeden Zweifler eines Besseren.
Er war etwas irritiert über den Befehl des neuen Prinzen, den man im Palast allgemein für wenig durchsetzungsfähig hielt. Seine flüchtige Verbeugung und das zögerliche Nähertreten zeugten nicht von ehrerbietiger Zurückhaltung, sondern drückten seinen Unmut über die lästige Störung aus.
Jaryn wies auf einen Diwan. »Bitte nehmt Platz, Achhardin.«
»Darf ich erfahren, worum es geht?«, fragte dieser, während er unentschlossen an seinem Platz verharrte. »Meine Zeit ist kostbar.«
Jaryn verzog keine Miene. »Unser aller Zeit ist kostbar, denn wir reiben uns unermüdlich auf im Dienst an Land und König. Und um diesen Dienst geht es mir.« Seine Hand blieb einladend ausgestreckt. »Also darf ich Euch bitten?«
Spöttisch und scharfzüngig! , dachte Achhardin. Darüber hatte man mich noch nicht aufgeklärt. »Ich stehe Euch zur Verfügung«, erwiderte er mit einer leichten Verbeugung und nahm Platz.
»Ich will Eure kostbare Zeit nicht überbeanspruchen, daher komme ich gleich zum Kern meines Anliegens. Über den Landesherrn Taymar in Caschu gab es Beschwerden. Ich möchte, dass er von seinem Posten abgelöst wird.«
Mit einem so klaren und unmissverständlichen Befehl hatte Achhardin nicht gerechnet. »Beschwerden über Taymar?«, wiederholte er verblüfft. »Davon ist mir nichts bekannt.«
Jaryn lächelte freundlich und nickte. »Natürlich nicht. Diese Beschwerden sind mir zugetragen worden. Ich habe mir erlaubt, ihnen nachzugehen. Die Überprüfungen haben ergeben, dass die Beschwerden berechtigt waren und die Vorwürfe zutreffen.«
Achhardin beeindruckte diese knappe Antwort. Einige Gerüchte über den Prinzen konnten nicht stimmen. Man durfte ihn nicht nach seinem harmlosen Äußeren beurteilen. Hinter seiner sanften Miene und der samtenen Stimme verbarg sich ein eiserner Wille. Rasch überlegte er, wer Taymar beim Prinzen verleumdet haben könnte, denn nur um eine Verleumdung konnte es sich handeln. Taymar hatte seinen Posten nun schon seit über zehn Jahren inne, und es hatte nie Schwierigkeiten mit ihm gegeben. Hatte sich Taymar Feinde am Hof gemacht?
»Ich bin bestürzt, das über Taymar zu erfahren, den ich – verzeiht mir – bisher für untadelig gehalten habe. Darf ich erfahren, worauf sich diese Beschwerden beziehen?«
»Zum größten Teil auf die Ausbeutung der Landbevölkerung. Hinzu kommen Übertretungen seiner Machtbefugnisse in etlichen Fällen. Mir liegt eine lange Liste seiner Vergehen vor, die ich Euch gern zur Einsicht
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