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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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überlasse.«
    Achhardins Bestürzung nahm zu, aber sie bezog sich nicht auf das Fehlverhalten Taymars. Die Beschuldigungen hielt er für lächerlich und vorgeschoben. Welche Kreise am Hof hatten hier ihre Hand im Spiel? War jemand auf den Posten Taymars erpicht?
    »Diese – äh – Beschuldigungen, ich höre sie mit Verwunderung. Könnte es sein, dass Taymar Neider am Hofe hat, die ihn anschwärzen wollen?«
    Jaryn lächelte immer noch. »Neid ist eine beklagenswerte Charakterschwäche, aber in diesem Fall dürfte sie nicht zutreffen. Die Beschwerden kamen nicht aus dem Palast. Sie kamen von der Bevölkerung der Provinz Caschu.«
    »Von der Bevölkerung?«, stieß Achhardin entgeistert hervor. »Ihr meint – von den Bauern?«
    »Von der Bevölkerung«, wiederholte Jaryn gelassen. »Sie besteht aus Bauern, aber auch aus Handwerkern und Händlern. Eben all jenen Menschen, die eine Provinz am Leben erhalten.«
    »Aber mein Prinz …« Achhardin schnappte sichtlich nach Luft. »Ihr werdet doch dem einfachen Volk kein Gehör schenken, wenn es seinen Landesherrn verunglimpft?«
    »Seht Ihr, Achhardin, genau das tue ich. Darin unterscheide ich mich von meinem Vater, und Ihr tätet gut daran, Euch beizeiten darauf einzustellen.«
    Nun hatte Jaryns Stimme einen harten Unterton angenommen, und Achhardin hatte lange genug Palastluft geatmet, um diesen Ton richtig einordnen zu können. Blitzschnell zog er seine Schlüsse daraus. So war das also. Der Prinz wollte einen neuen Wind durch den Palast wehen lassen, der schnell zum Sturm werden konnte. Ein Sturm, der viele entwurzeln und umreißen würde, die sich ihm entgegen stemmten.
    »Euer Vater, der König, weiß von Eurer – besonderen Zuneigung zum gewöhnlichen Volk?«, fragte Achhardin vorsichtig.
    »Kann er mir verbieten, das Volk zu lieben, über das er herrscht?«
    »Nun, auch der König liebt sein Volk«, fuhr Achhardin geschmeidig fort, »aber es braucht strenge Herren, damit es nicht übermütig wird oder säumig in seinen Pflichten.«
    »Strenge Herren, aber keine, die sich über alle Gesetze hinwegsetzen. Oder ist es in Jawendor erlaubt, die Töchter seiner Untertanen zu missbrauchen? Ihre jungen Söhne nach Xaytan zu verkaufen oder den Leuten doppelt so viele Steuern abzupressen wie befohlen? Ist es zulässig, Kinder ab dem vierten Lebensjahr auf die Felder zu schicken oder denjenigen, die ihre Lasten nicht mehr tragen können, das Haus niederzubrennen?«
    »Das ist …«, stotterte Achhardin.
    »Das ist Alltag in Caschu«, erwiderte Jaryn scharf. »In Caschu, wo der untadelige Taymar das Regiment führt.«
    »Nun, die Schilderungen dürften sicher übertrieben sein«, wagte Achhardin zu bemerken.
    Jaryn erhob sich drohend aus seinem Sessel. »Ihr wagt es, meine Nachforschungen infrage zu stellen?«
    »Aber Aussagen von Untertanen gegen ihren Landesherrn sind doch nicht ernst zu nehmen, in den meisten Fällen nicht einmal erlaubt.«
    »Ihr, Achhardin, glaubt also, dass Taymar sich dieser Dinge nicht schuldig gemacht hat? Würdet Ihr das beschwören?«
    »Beschwören?« Achhardin schluckte. »Nein, das kann ich natürlich nicht, ich war nicht vor Ort, aber selbst wenn es wahr wäre – es geht doch nicht an, dass wir einen Landesherrn absetzen, weil sich seine Untertanen beschwert haben. Bedenkt doch, was das für Auswirkungen hätte! Es spräche sich im Lande herum, und überall würde man sich gegen seine rechtmäßigen Herren erheben.«
    Jaryn wandte Achhardin verächtlich den Rücken zu und trat an die offene Tür seiner Terrasse. »Niemand hat sich in Caschu erhoben. Ich selbst habe Taymar für unwürdig befunden, sein Amt noch länger auszuüben. Und weil ich befürchte, dass es in den anderen Provinzen nicht besser ist, werde ich auch dort nach dem Rechten sehen lassen.«
    Jetzt erschrak Achhardin. Das grenzte an eine Revolte. Er räusperte sich. »Gesetzt den Fall, Taymar hätte sich tatsächlich etwas zuschulden kommen lassen, das uns zwingt, ihn abzusetzen: Wer soll an seine Stelle treten? Habt Ihr bereits an einen Nachfolger gedacht?«
    »Nein. Könnt Ihr mir einen empfehlen?«
    »Mein Prinz.« Achhardin holte tief Luft und gedachte, den unerfahrenen Sonnenpriester auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. »Zum Glück kenne ich viele fähige Männer, die diesen verantwortungsvollen Posten bekleiden könnten. Verantwortungsvoll im Sinne – nun, im Sinne Margans.«
    Jaryn wandte sich träge zu ihm um. »Was wollt Ihr damit andeuten?«
    »Herr – ich

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