Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
müssen.
    Als Doron seine Hochzeit mit Zahira ankündigte, brach pflichtgemäß ein allgemeines Jubeln aus. Alle klatschten Beifall, viele aus echter Begeisterung. Gaidaron klatschte nicht. Plötzlich musste er an Jaryn denken. Merkwürdig. Jetzt, wo er kein Rivale mehr war, wo er wusste, dass er noch heute Abend sterben würde, fühlte er ein flüchtiges Bedauern. Jaryn war fast schmerzhaft schön, er hatte es immer gewusst, aber es nicht an sich heranlassen wollen. Wie es wohl im Bett mit ihm gewesen wäre? Jetzt würde er es nie erfahren. Ob Caelian es wusste? Gaidaron war davon überzeugt. Er musste ihn fragen, wie es war, wie es sich angefühlt hatte, diesen makellosen Körper überall zu berühren und ihn dann ganz zu besitzen. Er fragte sich, wie dieser Sonnenpriester, den er immer nur steif und herablassend erlebt hatte, sich wohl beim Liebesakt bewegte? Bäumte er sich auf? Schrie er vor Lust? Funkelte dann auch in seinen kühlen Augen die Gier nach Befriedigung, kannte er die ungezügelte Leidenschaft?
    Gaidaron hatte sich so in diese Bilder hinein gesteigert, dass er ein heftiges Ziehen zwischen den Beinen verspürte. Und das jetzt, wo er sich nicht vom Fleck rühren durfte. Er verfluchte sich und seine lüsternen Gedanken. Was um ihn herum passierte, nahm er nur noch als fernes Rauschen wahr. Er biss sich auf die Lippen. Doch zum Glück war jetzt ein allgemeines Aufbrechen zu bemerken. Die Menschen strömten aus dem Hof zum rückwärtigen Teil des Palastes. Dort, inmitten einer riesigen Parkanlage, befand sich auch eine kleine Arena, in der manchmal Schaukämpfe aufgeführt wurden. Hier sollte der Zweikampf der Prinzen stattfinden.
    Es dauerte eine geraume Weile, bis alle ihre Plätze gefunden hatten. Neben Doron und seiner Mutter saß Rastafan, ein blankes Schwert über den Knien. Der Platz zu seiner Linken war leer. Jaryns Platz.
    Auf der anderen Seite stand Suthranna. Der Mondpriester war gleichzeitig der Leibarzt des Königs, und es war seine Aufgabe, den Tod des Besiegten festzustellen. Zwei weitere Ärzte hielten sich als Zeugen bereit. Sagischvar saß bei den Sonnenpriestern, die ernst und bedrückt dreinschauten. Ihre Aufgabe würde es sein, Jaryns Leichnam in den Sonnentempel zu bringen und ihn dort drei Tage lang aufzubahren. Anschließend würden sie ihn in der Königsgruft beisetzen, wo alle seine Ahnen aus der Dynastie Fenraond ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Neben Sagischvar hatte der weise Anamarna Platz genommen. Sein sonst so heiteres Greisengesicht wirkte grau und verfallen.
    Alles starrte auf den leeren Platz neben Rastafan. Der Bote war noch während der Zeremonie zu Jaryn geschickt worden, doch er hatte vermeldet, dieser sei nicht auf seinen Gemächern. Daraufhin hatte Doron die beiden Priester bitten müssen zu erlauben, dass nach ihm in den Tempeln gesucht werde, doch sie hatten sich geweigert. »Der Prinz wird kommen«, hatte Sagischvar nur gesagt, und Doron musste sich zähneknirschend mit dieser Auskunft zufriedengeben.
    Obwohl der Platz voller Menschen war, herrschte eine unheimliche Stille. Niemand wagte es auch nur, sich zu räuspern. Alle warteten auf das Erscheinen des Prinzen. Und dann kam er.
    Rastafan erhob sich, um ihm entgegenzugehen. Aber als er seiner ansichtig wurde, legte sich ein Schleier über seine Augen. In diesem Augenblick wusste er, dass er verdammt war.
    Sie befanden sich im Dunkelmond, und die Sonnenpriester trugen jetzt schwarze Gewänder. Jaryn jedoch war bekleidet mit dem rot-seidenen Gewand des Hitzemonds, in dem er Rastafan zum ersten Mal begegnet war. Der schimmernde Zopf fiel ihm bis auf den Rücken, und auf der Brust funkelte die Goldkette mit dem Rubin, dem Auge Achays. Bei seinem Auftritt ging ein andächtiges Raunen durch die Menge. Jaryn hatte sich gewappnet mit der Kraft der Schönheit und der Unberührbarkeit eines Sonnenpriesters. Mit hoch erhobenem Haupt betrat er den Kampfplatz, er war unbewaffnet.
    Rastafans Arm fühlte sich kraftlos an. Es fehlte nicht viel, und das Schwert wäre seinen schlaffen Fingern entglitten. Jener Tag in den Rabenhügeln stand so lebendig vor ihm, als sei es gestern gewesen, dass er den hübschen Jüngling mit dem auffälligen Gewand unbeschwert durch seinen Wald hatte wandern sehen. Er stand da, und vermochte keinen Muskel zu rühren. Nun wusste er, dass Jaryn recht gehabt hatte: Er würde diesen Kampf verlieren, denn er würde Jaryn wie ein Schaf schlachten müssen. Alle würden Zeuge dieser

Weitere Kostenlose Bücher