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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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ihn wutschäumend. »Ich soll unter die Rockschöße unserer Feinde kriechen? Und was wäre dort bei den Wüstenkriegern wohl meine Aufgabe? Ihre Pferde zu striegeln und ihre Stiefel zu putzen?«
    Rastafans Miene verschloss sich. »Du würdest leben …«
    »Leben? Oh ja, jetzt verstehe ich. Ich soll in den Weiten der weißen Wüste verschwinden, damit du ein reines Gewissen behältst. Sicher könntest du freier atmen, wenn du dich nicht mit einem Brudermord beflecken müsstest. Doch zu diesem Trost verhelfe ich dir nicht.«
    Befriedigt stellte Jaryn fest, dass Rastafan zusammenzuckte. Er war nicht aus Stein, wenngleich er diesen Eindruck erwecken wollte. »Du irrst dich«, erwiderte er kalt. »Ich hatte noch nie ein Gewissen, es wäre mir hinderlich bei meinen Unternehmungen gewesen.« Aber Jaryn spürte, dass diese Kälte vorgetäuscht war. Hätte dies der Wahrheit entsprochen, dann wäre er nicht gekommen. Jaryn fragte sich, wie stark Rastafan das Geschehen wirklich bewegte. Doch dann schüttelte er den Gedanken ab. Es war nicht mehr wichtig.
    »Du meinst, ich fürchte mich vor dem Zweikampf und werde dankbar deine ausgestreckte Hand ergreifen und sie lecken wie ein Hündchen, weil du mir großmütig das Weiterleben gestattest. Das beweist, wie niedrig du von mir denkst. Doch ich fürchte mich weniger vor unserem Kampf als du, denn nicht ich – du wirst ihn verlieren.«
    Jaryn drehte sich um und wandte ihm den Rücken zu. Er wusste, er hatte Rastafans Stolz einen Schlag versetzt. Es war der einzige Punkt, an dem er ihn verletzen konnte. Rastafan sagte kein Wort, und die Stille lastete auf ihnen wie ein Berg. Dann hörte Jaryn die Tür zuschlagen. Er schloss die Augen, hörte, wie sich die festen Schritte auf dem Gang entfernten. Er lauschte ihnen, wie sie immer leiser wurden. Als sie verstummt waren, brach er lautlos zusammen.

28
    Anamarna war in Margan eingetroffen. Wieder einmal hatte er sich auf den langen und beschwerlichen Weg gemacht. »Muss der hübsche Sonnenpriester jetzt sterben?«, hatte Aven ihn unterwegs gefragt, und Anamarna hatte geschwiegen. Zum ersten Mal war ihm keine kluge Antwort eingefallen.
    Nun saßen die Drei in Suthrannas Arbeitszimmer zusammen: Sagischvar, Anamarna und der Mondpriester. Ihre Stimmung war gedrückt, denn auch die weisen Männer wussten diesmal keinen Ausweg aus dem Dilemma.
    »Habt ihr mit Doron gesprochen?«, fragte Anamarna.
    Sie nickten. »Er war für unsere Bitten, Ermahnungen und Warnungen unzugänglich. Er meinte, niemand, auch wir nicht, dürfte sich in das einmischen, was die Götter verhängt haben.«
    »Dieser Heuchler!«, stieß Anamarna verärgert aus. Er machte sich schwere Vorwürfe, weil er Jaryns bohrenden Fragen nach einem zweiten Prinzen ausgewichen war. »Stets hat er die göttlichen Wegweiser nach seinen Absichten aufgestellt.«
    »Und wir haben ihm dabei die Grenzsteine geliefert«, erwiderte Suthranna bitter.
    »Diesmal wollten wir es besser machen«, sagte Sagischvar. »Und was haben wir erreicht? Wir haben Jaryn dem Tod geweiht.«
    »An einen zweiten Prinzen hat niemand gedacht«, meinte Suthranna. »Das zeigt uns, dass auch wir irren können. Wir wollten uns über die Pläne der Götter erheben.«
    »Ach was!«, winkte Anamarna ab. »Wir wollten Razoreth aus Jawendor vertreiben. Und wofür steht sein Name? Für das Böse mit all seinen Folgen. Nein, nein, unsere Absichten waren rein, aber unser Wissen Stückwerk.«
    »Was können wir noch tun?«, fragte Sagischvar, während seine gewöhnlich noch scharf blickenden Augen trübsinnig vor sich hinstarrten. »Hätte es denn Sinn, mit diesem Rastafan zu sprechen?«
    »Wohl kaum. Er ist doch selbst ein Gefangener dieser Tragödie.«
    »Und Jaryn? Wie steht er zu der Entwicklung?«, fragte Anamarna.
    Suthranna zuckte die Achseln. »Außer Caelian, einem unserer Priester, lässt er keinen mehr zu sich. Er hat sein Los wohl akzeptiert. Er ist sehr stolz. Caelian wollte ihn zur Flucht überreden, aber er weigerte sich. Jaryn ist stärker als ich gedacht habe.«
    Sagischvar warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Jaryn war schon immer eine starke Persönlichkeit. Feinfühlig, das ja, aber niemals schwach.«
    »Wir haben ihn geprüft und für stark genug befunden«, versuchte Anamarna zu beschwichtigen.
    »Schuld an allem ist diese Frau, die falsche Prinzessin aus Samandrien«, brummte Sagischvar. »Wäre sie mit ihrem Sohn früher in Erscheinung getreten, hätten wir anders planen und entscheiden

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