Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
können.«
»Gewiss«, stimmte Suthranna zu. »Aber mit ›hätte‹ und ›wäre‹ ist uns nicht geholfen. Auch nicht mit der Suche nach einem Schuldigen.«
»Das heißt also«, fuhr Sagischvar aufgebracht fort, »dass wir nichts tun können. Der Zweikampf wird stattfinden, und Jaryn wird sterben.«
»Ja«, erwiderte Anamarna. »Uns sind die Hände gebunden. Aber so leid es mir auch um Jaryn tut, das weit größere Unglück trifft Jawendor, denn wieder wird die Herrschaft mit einem Brudermord fortgesetzt. Und diesmal dürfte es schlimmer kommen, denn Rastafan wuchs nicht in adeligen Kreisen auf. Solche Männer sind oft gierig und verblendet von der Macht, wenn sie ihnen so unverhofft in den Schoß fällt.«
»Gäbe es wohl jemanden, der Rastafan in die andere Richtung beeinflussen könnte?«, fragte Sagischvar.
Suthranna schüttelte den Kopf. »Ich wüsste niemanden. Jaryn hätte es vielleicht vermocht, aber selbst er hat versagt. Die beiden – nun, sie waren wohl mehr als nur gute Freunde, dennoch … es hat nicht gereicht, Rastafan von der Macht fernzuhalten. Er ist bereit, den eigenen Bruder zu töten, so wie schon vor ihm alle Prinzen zu dieser Tat bereit waren. Aber wir sollten zu unseren Göttern beten, du Sagischvar zu Achay und ich zu Zarad. Vielleicht senden sie uns doch noch ein Zeichen.«
Anamarna stieß ein unwilliges Brummen aus. Er glaubte an keine Götter.
*
Es geschah doch alles schneller als geplant, und die Ereignisse überstürzten sich. Rastafan lief herum wie ein Tier im Käfig, und Zahira befürchtete, er würde weich werden und alles hinwerfen. Sie teilte ihre Bedenken Doron mit, und dieser sah ein, dass er handeln musste. Die drei Weisen hatten ihn ohnehin schon besucht und ihn Nerven gekostet. Gut, sie wussten es bereits. Gegen die Gerüchte war selbst ein König machtlos. Deshalb ließ er seine Berater eine lange, salbungsvolle Rede ausarbeiten, die er diesmal selbst zu halten gedachte. Er musste die mächtigen Männer im Reich beeindrucken und überzeugen. Bei dieser Gelegenheit würde er ihnen Rastafan vorstellen, und Doron zweifelte nicht daran, dass es diesem gelingen würde, alle zu bezaubern.
Um die Sache auf sichere Beine zu stellen, hatte er sich noch etwas ausgedacht, und das betraf Zahira. Als sie eines Abends beisammensaßen und von alten Zeiten plauderten, nahm Doron die Gelegenheit wahr. Ohne langatmige Vorreden kam er gleich auf den Kern der Sache zu sprechen:
»Nach reiflicher Überlegung bin ich zu der Ansicht gelangt, dass wir die feierliche Bekanntgabe eines zweiten Prinzen für die Dynastie Fenraond mit einem weiteren großen Ereignis krönen sollten. Ich möchte dich zu meiner Frau machen.«
Zahira war nicht auf den Mund gefallen und jeder Situation gewachsen, aber bei diesem Antrag fehlten ihr die Worte.
»Liebste Zahira, kleine Nachtblume! Weshalb schaust du so verstört? Bin ich dir damit etwa zu nahe getreten?«
»Nein, nein«, wehrte sie hastig ab. »Das kommt nur sehr überraschend. Du und ich …«
Sie wusste tatsächlich nicht, was sie davon halten sollte, geschweige, was das für Folgen haben könnte. Sie war einfach überrumpelt worden, und vielleicht war das Dorons Absicht gewesen.
»Du und ich, ist das so abwegig? Unser Sohn ist ein Prinz, und seine Mutter wird Königin.« Doron lächelte und streichelte ihren Arm. »Es ist eine politische Entscheidung, das gebe ich zu, aber nicht nur. Du weißt, dass du immer meine Lieblingskonkubine gewesen bist.«
Zahira fühlte sich durch Dorons spröde Werbung nicht gerade auf Rosen gebettet, aber das Wort ›Königin‹ hatte sofort einen unwiderstehlichen Reiz für sie. Denn allein als Mutter des Prinzen stand ihr kein besonderer Rang zu. Freilich, wenn Doron gewusst hätte, wie sehr sie ihn hasste, wäre er wohl von seinem Vorschlag abgerückt. »Lass mir etwas Bedenkzeit«, hauchte sie und schlüpfte vorübergehend in die Rolle des jungen Mädchens, der zarten Nachtblume, die sie einmal für ihn gewesen war.
Doron war entzückt, aber seine Antwort knapp: »Gut. Bis morgen!«
Da wusste Zahira, dass es ein Befehl war. Rasch erwog sie, ob sie ein Leben an Dorons Seite ertragen könne. Als seine Frau konnte sie sich ihm nicht verweigern. Bei dem Gedanken, ihn zu umarmen, durchfuhr sie ein Frösteln. Viele Frauen hätten sie um diesen attraktiven Mann beneidet. Aber würde sie Nacht für Nacht neben ihm liegen und Liebe heucheln können?
Ja , sagte eine andere Stimme in ihr. Für ein Leben als
Weitere Kostenlose Bücher