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Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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zu wünschen«, murmelte Jaryn kraftlos, denn er verstand nicht viel von Flüchen und Prophezeiungen. Er wusste nur, dass Anamarna ihm immer größere Lasten aufbürdete, die er glaubte, niemals bewältigen zu können.
    »Ja. Doch bedenke: Ohne die Aufhebung des Fluches kann die Prophezeiung nicht wirksam werden. – Aber nun solltest du dich wirklich zu Bett begeben. Du siehst so bleich aus wie ein Gefangener nach langer Kerkerhaft.«
    Jaryn erhob sich mit bleischweren Gliedern. Dankbar wankte er in die Hütte und ließ sich ohne Weiteres auf einen der Strohsäcke sinken. Er glaubte, unter der ungeheuren Verantwortung zerbrechen zu müssen. Ihm war nichts anderes aufgetragen worden, als den Kampf mit der Finsternis aufzunehmen, Razoreth seinen Schützling zu entreißen und den alten Vertrag zu zerbrechen. Ein ehrenvoller Auftrag, doch auch ein Übermenschlicher, selbst für einen Erleuchteten. Wenn es ihm gelang, dann war ihm unsterblicher Ruhm sicher. Aber wenn er versagte – Nein! Diesen Gedanken durfte er nicht zulassen. Niemals! Er berührte die kostbare Kette auf seiner Brust. »Ich bin Jaryn, der Achayane«, flüsterte er inbrünstig, »ein Feind alles Bösen, denn ich bin erleuchtet worden.« Dann schlief er ein und lieferte sich seinen Träumen aus. Aber sie kamen nicht. Und als er am nächsten Morgen erwachte, stand Aven an seinem Bett und lächelte ihn an. »Der Meister erwartet dich zum Frühstück, Jaryn.«
    Benommen starrte er zu dem Knaben hinauf. Hatte dieses Nichts von einem Diener ihn etwa während des Schlafes beobachtet, vielleicht sogar angestarrt und ihn soeben vertraulich mit seinem Namen angesprochen? Dann fiel ihm dieser tückische Auftrag ein, und sein Zorn legte sich, machte tiefer Sorge Platz. »Geh hinaus, ich muss mich umziehen!« Es kostete ihn Überwindung, das Wort an ihn zu richten, aber was sollte er tun? In Margan wussten die Diener, was sich gehörte.
    Der Knabe verneigte sich lächelnd und verließ den Raum. Was für ein unverschämtes Lächeln das gewesen war! Hastig kleidete Jaryn sich an. Er wählte jetzt das saubere Gewand und stopfte das Getragene achtlos in seinen Beutel. Da er keine Möglichkeit sah, sein Haar zu richten – den kunstvollen Zopf flocht ihm sonst Saric –, schlug er sich die Kapuze über den Kopf und ging vor die Tür, wo Anamarna bereits auf ihn wartete.
    »Hast du gut geschlafen, Jaryn?«
    Dieser stutzte. Das fragte ihn im Tempel nie jemand. »Ja, danke«, erwiderte er verwirrt und setzte sich. Es gab wieder Quellwasser, Brot, Käse, Eier und Fruchtmus.
    »Ist dir kalt?«, erkundigte sich Anamarna freundlich, während er spöttisch die Kapuze musterte.
    »Ich – ja, ein wenig«, log Jaryn und schenkte sich aus dem Krug ein, um Anamarna nicht ansehen zu müssen. Dann räusperte er sich. »Ein Bad gibt es hier wohl nicht?«
    »Aber ja, wir waschen uns an der Quelle. Es gibt nichts Besseres. Aven wird dich hinführen. Willst du gleich gehen?«
    Jaryn hätte sich gern vor dem Essen gewaschen, aber der Gedanke, sich vor dem Knaben zu entkleiden, verursachte ihm Panik.
    Anamarna forschte in seinem Gesicht. »Du magst Aven nicht?«
    Die Frage überraschte Jaryn. »Er ist ein Diener.«
    »Nein, er ist ein Freund. Aber was machte es, wenn er ein Diener wäre?«
    »Ein Freund? Aber er bedient uns.«
    »Nun, ich bin schon alt, da bin ich für seine Hilfe dankbar. Er kommt aus Drienmor. Oft bleibt er einige Tage bei mir. Er ist gern hier.«
    Jaryn senkte den Blick. »Verzeiht mir, das wusste ich nicht.«
    Anamarna rief Aven zu sich und bat ihn, Jaryn zur Quelle zu führen.
    »Folgt mir, edler Herr«, rief Aven und eilte voraus.
    Sie gingen um die Hütte herum, kamen an der Höhle vorbei, in der Anamarna gewohnt hatte, bevor er sich die Bequemlichkeit einer Hütte leistete, und benutzten einen Pfad, der zum Bach hinunterführte. Der Boden war hier sumpfig und von Rinnsalen durchzogen. Jaryn lüftete den Saum seines Gewandes, doch mit den Sandalen versank er bis zu den Knöcheln. Er verfluchte seine Absicht, sich an der Quelle zu waschen, aber es war zu spät. Aven sprang leichtfüßig vor ihm her und setzte mit einem Sprung über einen Graben. Jaryn blieb stehen und starrte in das schlammige Wasser. Beinahe wäre er umgekehrt, da streckte ihm Aven die Hand hin. »Der lange Rock könnte dich behindern. Komm, ich halte dich.«
    Jaryn starrte auf die Hand. »Hat man dir nicht gesagt, dass man einen Sonnenpriester niemals berühren darf?« Seine Stimme und die

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