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Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Haltung seines Kopfes drückten Empörung aus. »Lehrt man euch in Drienmor etwas anderes?«
    Aven schaute unschuldig drein. »Das weiß ich nicht. Ich lerne vom Meister Anamarna.« Er verschränkte die Arme auf dem Rücken und zuckte mit den Schultern. »Dann musst du eben springen, aber wenn du hineinfällst, ziehe ich dich nicht heraus, das wäre ja verboten.«
    Jaryn bemerkte, dass der Knabe unverschämt zu seinen Worten grinste. Er sprang, und er schaffte den Graben, aber er hatte den Rock dazu bis zu den Knien raffen müssen. Und der Knabe hatte nicht weggesehen. Er hätte es sicher genossen, wenn er hineingefallen wäre. Jaryn schäumte innerlich. Er wollte gar nicht daran denken, was man mit so einem in Margan gemacht hätte. Aber hier in der Wildnis war eben alles möglich.
    Nach ein paar Schritten erblickte er die sagenumwobene Quelle. Klares Wasser sprudelte aus einem Felsen in einen kleinen Teich, der von Grünpflanzen umstanden war. Der Platz war so einsam, schön und friedlich, dass er einem das Herz öffnen konnte. Wenn nur nicht dieser Aven – Jaryn wollte ihm eben befehlen, sich zu entfernen, damit er sich waschen könne, als er zu seinem Schrecken bemerkte, dass dieser sich anschickte, seine Kleider abzulegen. Es war nicht viel, was er fallen lassen musste: ein Kittel und ein Hüfttuch. Schon stand er nackt da und sprang in den Teich. Er winkte Jaryn, der so unbeweglich am Ufer stand, als sei er selbst zu einem Felsen geworden. »Komm herein, es ist herrlich. Und es ist genug Platz für uns beide.«
    Jaryn wollte ihm etwas zurufen, das sich so ähnlich anhörte wie »Du schamloses Insekt«, aber in seiner Kehle saß ein Pfropfen, er brachte nur ein Krächzen zustande. Niemals hatte er andere Priester nackt gesehen, es war ungehörig, denn die animalische Lust vertrug sich nicht mit ihren vergeistigten Seelenzuständen. Zeremonien, Prozessionen, Rituale und Gebete verloren ihren Wert, wenn zuvor der Lust gefrönt worden war. Weil aber Nacktheit diese hervorrufen konnte, war es verpönt, sich so zu zeigen. Jeder Sonnenpriester hatte seinen Lebenswandel stets auf seine Pflicht hin auszurichten. Die Mondpriester freilich, diese unzüchtigen Diener Zarads, kannten weder Scham noch Anstand. Deshalb hielt sich ein Achayane auch von ihnen fern.
    Aber Jaryn hatte den schlanken, honigfarbenen Körper gesehen – mehr als seinen Augen gestattet war. Die schmalen Hinterbacken und das für das Alter des Jungen recht große Glied. Warum hatte er nicht die Augen geschlossen? Warum das Gesicht nicht in den Händen verborgen? Jetzt ging ihm das Bild nicht mehr aus dem Schädel, obwohl er nur noch Avens Kopf aus dem Wasser ragen sah. Der Junge lachte und winkte.
    Jaryn beschloss, sich in sein Innerstes zurückzuziehen. Er setzte sich auf einen Stein, zog die Kapuze tief ins Gesicht und versuchte, sich zu konzentrieren. Das hatte immer funktioniert, wenn er etwas Unangenehmes vergessen wollte. Aber diesmal nicht. Dafür schien ihn tiefer unten Achay zu besuchen, obwohl er die Scheibe nicht dabeihatte. Aber Jaryn wusste, es war nicht Achay, der jetzt in seinem Unterleib wütete, es war Zarad, der Herr der Würmer und des Unrats. Und er kannte kein Gebet, um ihn zu vertreiben. Nur die Hand half, aber das war an diesem Ort undenkbar.
    Jaryn knirschte mit den Zähnen, als Aven aus dem Wasser stieg und auf ihn zukam. Auf seiner seidigen Haut perlten die Wassertropfen. »Warum kommst du nicht herein, edler Herr? Willst du dich nicht waschen? Oder ist es dir verboten zu baden wie den Axacunen, die eine Schmutzkruste statt der Kleider tragen?«
    Jaryn stöhnte auf. Wäre dieser Aven nicht Anamarnas Freund, er hätte ihn auf der Stelle erwürgt. Jedenfalls wünschte er sich, das zu tun, wenn er ihn dabei nicht hätte anfassen müssen. Beherrscht erwiderte er: »Wir halten unsere Körper so rein wie unsere Seelen, aber wir zeigen uns nicht nackt vor anderen.«
    Aven riss die Augen auf. »Auch nicht beim Baden?« Er setzte sich unbekümmert neben Jaryn ins Gras und legte sich als Zugeständnis seinen Kittel über die Blöße. »Badest du in den Kleidern?«
    Ein ungewohnt frischer Duft ging von Aven aus. Er war angenehm, aber Jaryn wusste, dass er ihn nicht genießen durfte. Er atmete flach, weil seine Erektion stärker wurde. Einen winzigen Augenblick lang dachte er, wie köstlich es wäre, wenn der Junge ihn jetzt dort berührte. Er erschrak vor sich selbst. »Wir baden allein.«
    Aven musterte ihn von der Seite, aber wegen

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