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Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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der Kapuze konnte er seine Gesichtszüge nicht erkennen. »Ich verstehe. Wie die Yaschkanen, die sich vor lüsternen Blicken schützen, weil sie fürchten, ihr Geschlechtsteil falle ihnen sonst ab.«
    »Wer bei Zarads Plattfüßen sind die Axacunen und die Yaschkanen?«, fauchte Jaryn. »Von denen habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Der Meister sagte, das sind Völker jenseits der Wolkenberge, die lauter merkwürdige Sitten haben. Er sagte auch, dass wir Jawendorer uns an ihnen kein Beispiel nehmen dürften, weil wir zivilisiert seien.«
    Jaryn verstand diese Parabel durchaus. Anamarna hatte diese Völker erfunden, um dem Jungen etwas beizubringen, was sich anhörte wie ein versteckter Angriff auf den Sonnentempel. Sollte der Alte etwa heimlich den Mondpriestern zugeneigt sein? Aber das konnte er jetzt nicht klären. Er wollte nur, dass Aven verschwand, damit er endlich ein Bad nehmen und seine Lust abkühlen konnte.
    Aven schien das inzwischen begriffen zu haben. Er schlüpfte in seine Kleider und sagte: »Ich lasse dich jetzt allein. Du kennst ja den Weg.«
    Misstrauisch sah Jaryn ihm nach, bis er verschwunden war, wartete aber noch eine Weile, bis er sicher war, dass er nicht zurückkam. Nun erst wagte er es, sich zu entkleiden, und kurze Zeit später fühlte er sich wunderbar entspannt. Er lag im Wasser auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet, den Blick zum Himmel gerichtet. Nie hatte er ein so erquickendes Bad genommen. Der abgelegene Ort gab ihm das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein. Niemand wühlte sein Innerstes auf, denn was er darin erblickte, war Grund genug, es sorgsam verschlossen zu halten. Und wie er so stillvergnügt in die Sonne blinzelte, neigte Achay sich zu ihm hinab und erquickte seine Lenden mit seinem heißen Atem.
    Stunden später, nachdem Jaryn mit Anamarna gegessen hatte, war dieses Gefühl verflogen. Sein Auftrag erfüllte ihn mit Bangen. Er war sicher gefährlich, aber die Gefahr war weder greifbar noch ahnte er, aus welcher Richtung sie kommen würde. Hinweise oder Spuren, denen er nachgehen konnte, gab es nicht. Es kam ihm vor wie ein Stochern im Nebel. Und doch konnte er sich nicht weigern. Sagischvar selbst hatte den Besuch bei Anamarna gutgeheißen, und Jaryn argwöhnte, dass der Oberpriester von vornherein Bescheid gewusst hatte, was ihn bei dem Eremiten erwartete.
    Ihm graute auch vor dem langen Heimweg. Bis er Margan erreichte, würde er viel Zeit haben, über die Sache nachzudenken, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie er sie durch reines Grübeln befördern sollte.
    Anamarna sah ihm die Beklemmung an und sprach ihm noch einmal Mut zu. »Allerdings«, schloss er seine Ausführungen, »halte ich es für unklug, in einem seidenen Gewand und einer kostbaren Kette über die Rabenhügel zu gehen. Du hast Glück gehabt, dass dir auf dem Herweg nichts geschehen ist. Dort haust zwielichtiges Gesindel. Ich will dir gern einen von meinen Kitteln leihen.«
    Jaryn schauderte bei dem Gedanken. Er lächelte überlegen. »Niemand würde es wagen, einen Sonnenpriester anzugreifen und ihn zu bestehlen. Dafür würde er tausend Jahre auf einem glühenden Rost gebraten werden.«
    Anamarna hob zweifelnd die Augenbrauen. »Hoffentlich wissen das auch die Banditen.«
    Als Jaryn schon eine Weile fort war, fragte Aven den Meister: »Was ist, wenn der Auserwählte stirbt, bevor er den Mann gefunden hat?«
    »Ich glaube nicht, dass er sterben wird. Nicht, bevor er durch alle …« Anamarna zögerte. »Nicht, bevor er das Unheil abgewendet hat, sonst hätten sich die Götter geirrt.«
    »Und die irren nie?«
    »Zu oft, mein Sohn, zu oft«, murmelte Anamarna und strich ihm über das Haar.

2
    Es geschah um die Mittagszeit, als Jaryn tief in Gedanken versunken durch den Wald schritt, denn zu vieles ging ihm durch den Kopf. Der Mann stand plötzlich vor ihm, als hätte ihn einer der Felsen ausgespuckt. Jaryn blieb stehen und starrte auf die Gestalt, die ihm den Weg versperrte.
    Die Beine anmaßend gespreizt und fest in den Boden gerammt, stand da ein Kerl, die linke Faust in die Hüfte gestemmt, die Rechte entspannt an der Hüfte baumelnd. Er war von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gekleidet. Das sonnenverbrannte Gesicht war noch jung, aber der Blick wild, das schwarze, krause Haar ungebärdig und nachlässig im Nacken gebunden. Alles an ihm war dunkel. Es handelte sich offensichtlich um einen jener Gesetzlosen, vor denen man Jaryn gewarnt hatte.
    Er war nur kurz zusammengezuckt, dann hatte

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