Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)
Geheimnis kannte. »Wer einen Schwarzen Reiter zum Vater hat, sollte lieber den Mund halten«, zischte er ihm zu.
»Mein Vater und ich sind früh getrennte Wege gegangen. Er hält mich für ein …« Caelian fasste sich mit dramatischer Geste an die Stirn. »Ich glaube, für ein seltenes Insekt, das, völlig unerklärlich, seinen Lenden entspross, aber du hast dir diesen Waldläufer selbst ausgesucht.« Er trat einige Schritte zurück und betrachtete Rastafan genauer. »Bei Dorons Eiern, das Exemplar ist nicht übel. Etwas rüde Manieren, nehme ich an, gepaart mit einer Prise Mordlust, aber das soll ja manchmal wie eine Lustdroge wirken.«
Rastafan lachte. »›Bei Dorons Eiern‹ – das gefällt mir. Woher kommst du? Weshalb lebst du nicht bei deinem Vater?«
»Weil ich Mondpriester werden wollte. Ich kenne mich aus in Kräuterkunde, Zubereitung von Salben, Medizin und Zaubersprüchen, aber meine Kräutersalben wirken besser. Ich koche und backe auch ganz vorzüglich. Meine Süßspeisen und Kuchen sind begehrt. Ich hatte ein Fruchtmus dabei – danach hättest du dir alle Finger geleckt. Leider haben Jaryn und ich schon alles aufgegessen.«
»Gut. Dann ernenne ich dich vorübergehend zu unserem Koch. Etwas Besseres konnte uns nicht passieren. Jaryn als Hauptgericht und deine Zuckertörtchen als Nachtisch.« Er zwinkerte Jaryn zu.
»Das kannst du vergessen!«, gab Jaryn wütend zur Antwort. »Leute wie du und dieser Lacunar sollten Baumrinde fressen!«
»Da hat Jaryn recht«, sagte Caelian, marschierte mit gerecktem Kinn voran und gab Rastafan im Vorbeigehen einen Klaps auf den Hintern.
Blitzschnell hatte Rastafan zugegriffen, seine Hand lag wie ein Schraubstock um Caelians Handgelenk. »Du frecher Rotschopf! Du kommst auch noch dran, keine Sorge. Ich nehme an, dein Vater hat nichts dagegen, wenn ich dich einmal gehörig übers Knie lege.«
»Übers Knie? Was für eine reizvolle Stellung«, säuselte Caelian. »Aber ich will Jaryn nicht ins Gehege kommen.«
»Keine Sorge, ich schaffe euch beide.« Er ließ Caelian los, und dann, als falle ihm das jetzt erst auf, fragte er: »Mondpriester? Seit wann tun sich denn ein Sonnenpriester und ein Mondpriester zusammen? Habe ich etwas versäumt? Geht die Welt unter?«
Jaryn starrte ihn verbittert an. »Ja Rastafan, für mich ist sie heute untergegangen.« Dann wandte er sich ab und ging mit schnellen Schritten zum Zelt zurück. Caelian folgte ihm.
Rastafan sah den beiden grimmig nach. Diese beiden Männer waren ihm zur Unzeit in die Quere gekommen, aber unschädlich machen konnte er sie auch nicht, also würden sie zu einer Belastung werden. Man musste zu ihrer Überwachung Männer abstellen, die nicht am Raubzug teilnehmen durften, was zu Unmut führen würde. Er trat in Lacunars Zelt.
Dieser hatte ihn offensichtlich erwartet, aber seine Miene war noch finsterer geworden.
Rastafan ließ sich mit gekreuzten Beinen ihm gegenüber nieder. »Du hast mir nichts von deinem Sohn gesagt.«
»Muss ich auch nicht. Habe ich dich nach deinen Kindern gefragt?«
»Dein Sohn ist aber ein Mondpriester, das hättest du nicht verschweigen sollen.«
»Ich sagte schon, dass einige Achladier in Margan leben.«
»Wurde dein Sohn gefangen genommen? Warum nimmst du ihn dann nicht bei dir auf?«
»Er ist freiwillig hier«, knurrte Lacunar, während er vor sich auf den Boden starrte.
»Freiwillig? Er hat euch verlassen, um in Margan zu leben? Warum?«
»Nun …« Lacunar war es offensichtlich nicht recht, darüber zu sprechen. »Es gab eine ganze Menge Gründe. Caelian und ich haben uns nie verstanden. Ständig gab es Streit zwischen uns. Wir hatten einfach zu unterschiedliche Auffassungen davon, wie der Sohn eines Achladierfürsten sich zu verhalten hat.«
»Hm. Das geht mich nichts an, aber ist er eine Gefahr für uns?«
»Nein!« Lacunar schlug sich mit der geballten Faust auf den Schenkel. »Caelian ist ein verweichlichtes, verzogenes Muttersöhnchen. Steht am liebsten in der Küche, kocht und backt und hantiert mit seinen Kräutern wie ein Weib. Beim Gehörnten!« Lacunar holte schnaufend Luft. »Er ist ein Weib, hast du das noch nicht bemerkt? Am liebsten würde er in bunten Weiberröcken herumlaufen. Ob seine Locken gut sitzen, ist ihm wichtiger als der Umgang mit dem Bogen oder dem Krummdolch. Kaum erblickt er einen attraktiven Mann, wackelt er mit dem Hintern wie eine Hure. Nein, Rastafan, Caelian ist genauso wenig eine Gefahr wie irgendein dummes
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