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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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auszuüben.
    Beinahe hätte ihn die Sache mit Jaryn erneut aus der Bahn geworfen. Er hatte wieder begonnen, dem Marfander zuzusprechen, sich aber rechtzeitig gefangen. Doch die Unruhe nistete in ihm wie ein gefangener Vogel. Deshalb war er in Gaidarons Falle getappt. Wenn er jetzt daran zurückdachte, war es nicht die Demütigung, die ihm nachhing. Er war abgrundtief enttäuscht, dass es nicht Jaryns Zeilen gewesen waren. Zwar empfand er so etwas wie Anerkennung für Gaidarons dreistes Vorgehen, aber dass dieser ihn um seine Hoffnung betrogen hatte, verübelte er ihm sehr.
    Am fünften Tag erschien er. Für Rastafan ganz unvermutet, denn er hatte den ganzen Vormittag anstrengende Audienzen gegeben und vorgehabt, ein Bad zu nehmen, ein wenig zu ruhen und anschließend bei Tasman seine Bogenkünste zu verbessern. Saric hatte sich gerade verabschiedet, und Rastafan wollte eben nach Frantes schicken lassen, als die Wache ihm Gaidaron meldete.
    Er trug den schwarzsilbernen Rock der Mondpriester und wirkte darin sehr würdevoll. Diese Priestergewänder hätten auch aus einem Unscheinbaren eine erhabene Erscheinung gemacht. Aus Gaidaron machten sie eine Majestät. Er wusste um seine Ausstrahlung, und sie verlieh ihm zusätzliche Haltung.
    Rastafan, der gewöhnlich einfache Kleidung bevorzugte, trug wegen der Audienzen noch sein königliches Gewand aus dunkelgrüner Seide und eine goldene Halskette. So standen sich beide Hähne in respektablem Federschmuck gegenüber. Rastafan saß immer noch in dem prunkvollen Sessel, in dem er die Besucher empfangen hatte. Er ließ seinen Blick finster auf Gaidaron ruhen.
    »Was willst du?«
    Gaidaron wusste, dass er sich etwas vergab, weil er Rastafan aufsuchte, aber er hatte die Spannung nicht mehr ausgehalten. Anfangs hatte er gefürchtet, Rastafan werde ihn noch am selben Tag wutentbrannt im Tempel zur Rede stellen oder ihn vor seinen Thron zitieren, doch es geschah – nichts. So, als habe der Vorfall im Morphortempel niemals stattgefunden. Das hatte Gaidaron verunsichert, und er fragte sich, ob Rastafan ihn überhaupt ernst nahm. Doch jetzt durften diese Überlegungen keine Rolle spielen. Er verschränkte die Hände in den weiten Ärmeln und versuchte, kühl und überlegen zu wirken.
    »Ich will dich an dein Versprechen erinnern.«
    Rastafan antwortete mit einem unheilverkündenden Schweigen, bis er mit eisiger Stimme sagte: »Ich könnte dich auf der Stelle einfach abschlachten und Frantes bitten, den Schmutz zu entfernen. Glaubst du, es gäbe deinetwegen einen Aufstand in Margan?«
    Gaidaron zuckte nicht mit der Wimper. Das Gebot der Stunde war es, Haltung zu bewahren. Den nun folgenden Schlagabtausch musste er gewinnen. Jedes Anzeichen von Schwäche würde Rastafan sofort einen Vorteil verschaffen und der ganze ausgeklügelte Plan könnte am Ende doch noch scheitern.
    »Das tust du nicht. Du willst ein gerechter König sein.«
    »Es wäre ein Werk der Gerechtigkeit, so eine Giftschlange wie dich zu beseitigen, meinst du nicht?«
    »Wenn du mich töten wolltest, hättest du das am ersten Tag getan.«
    »Das stimmt, und ich habe es erwogen. Aber weshalb sollte ich den einzigen Mann in Margan töten, der mich so vortrefflich unterhält wie du?«
    »Du meinst, so wie ich dich im Morphortempel unterhalten habe?«
    Rastafan brachte ein dünnes Lächeln zustande. »Du glaubst wohl, es sei eine mannhafte Tat, jemanden im Dunkeln von hinten bewusstlos zu schlagen, ihn dann an einen Tisch zu fesseln und ihn zu vergewaltigen? Das vermag auch ein Knabe. Wenn du schon glaubtest, ich brauchte mehrere Männer auf einmal, warum hast du mich nicht mit den Zylonen in ein Zimmer gesperrt und den Dingen ihren Lauf gelassen? Ich sage dir, ich wäre mit allen fertig geworden und mit dir auch.«
    »Den Bären lockt man mit Honig in den Wald. Und ich verfügte über den Süßesten.«
    Rastafan vermochte ein kurzes Zucken seiner Brauen nicht zu verhindern. »Du meinst den Wisch?«
    »Er hat gewirkt oder nicht?«
    »Ich wollte erfahren, wer mich so dringend bei den Dimashkhöhlen sprechen wollte, sonst nichts.«
    »Und das ›J‹ war es nicht, das dich auf geflügelten Sohlen dorthin eilen ließ?«
    »Es gibt viele Namen, die mit ›J‹ beginnen. Erst kürzlich sprach ich mit Jagorn, dem Bruder Taymars von Caschu.«
    »Du weißt, wer gemeint war.«
    »Wenn du verbreitest, Jaryn sei noch am Leben, machst du dich lächerlich. Es sei denn, du schaffst ihn leibhaftig hierher. Aber dazu reichen selbst deine

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