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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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er eigentlich gar nichts von der Sache hätte wissen dürfen. Ohne Sarics aufgeregte Nachricht von einer Falle hätte er ruhig schlafen können. Dennoch beschäftigte ihn der Gedanke, wer der Unbekannte wohl gewesen sein mochte und was er von Rastafan gewollt hatte. Er vermutete, dass Saric mehr wusste als er zugab.
    Bei den Dämonen von Dimashk! Was ging es ihn an? Er war nicht Rastafans Leibwächter. Saric hatte schon recht, Rastafan konnte selbst auf sich aufpassen, und es hatte sich ja gezeigt, dass die Aufregung unbegründet gewesen war. Ich bin gespannt, dachte er, ob sich Rastafan heute Nachmittag wirklich den Langbogen vornehmen wird. Wenn ihn keine geheimen Ängste umtreiben, wird er kühl bleiben und eine sichere Hand haben.
    ~·~
    Am späten Nachmittag erschien Rastafan, als sei nichts vorgefallen. Tasman musterte ihn verstohlen, aber ihm fiel nichts Außergewöhnliches auf.
    »Ich habe die Bogen bereits spannen lassen«, empfing er ihn gefasst und schlenderte hinüber zum Unterstand, wo sie an der hölzernen Wand lehnten. »Bist du bereit zu großen Taten?«
    »Du darfst jetzt schon beginnen, Tränen deiner Niederlage zu vergießen.«
    Tasman lächelte. »Am Ende wirst du es sein, der heulend mit gesenktem Bogen dasteht.« Er ließ Rastafan bei der Wahl der Bogen den Vortritt. »Heute Morgen hat es hier ein bisschen Aufruhr gegeben. Es hieß, du seiest unauffindbar. Was hat es denn gegeben?«
    »Nichts. Ich war eine Nacht fort, und schon benehmen sie sich wie mutterlose Welpen. Darf ich mich nicht einmal mehr amüsieren?«
    »Ach, dann warst du in Kythenai? Womöglich gar in der Gelben Rose?«
    »Woher kennst du denn dieses Knabenbordell? Ich dachte, dich lockt die holde Weiblichkeit?«
    »Was du gleich denkst. Ich muss manchmal dorthin ausrücken. Es gibt immer wieder Schlägereien und andere Vorfälle zu schlichten.«
    »Aha. Nein, ich war nicht in der Gelben Rose. Ich habe woanders mein Vergnügen gesucht. Aber nun lass uns mit dem Bogenschießen beginnen.«
    Rastafan besiegte seinen Freund dreimal bei fünf Durchgängen. Das muss besser werden, dachte er. Hat mich das Erlebnis im Morphortempel verunsichert oder mir gar die Kraft geraubt?
    Er machte sich durchaus Gedanken über Gaidaron. Wusste er etwas über Jaryn? Und würden die Zylonen auf sein Geheiß den Vorfall in der ganzen Stadt verbreiten? Was hätte das für Folgen? Sollte er sich darum sorgen? Er wusste die Sache noch nicht so richtig einzuschätzen, aber eins war ihm klar: Er würde nicht vor Gaidaron kriechen. Und er würde ihn warten lassen. Gaidaron musste zu ihm kommen.

13
    Die nächsten Tage waren so angefüllt mit Arbeit, dass Rastafan den ränkevollen Mondpriester vorübergehend völlig vergaß. Er sprach mit Jagorn und verschaffte sich einen Eindruck von ihm. Der fiel so aus, wie Orchan ihn beschrieben hatte: Jagorn war ein nüchtern denkender, etwas farblos wirkender, aber aufrichtiger Mann und hatte wenig Ähnlichkeit mit seinem Bruder Taymar. Die Brüder hatten wegen erheblicher Meinungsverschiedenheiten schon seit Jahren keinen Kontakt mehr gehabt. Dass Taymar wegen seiner tyrannischen Herrschaft im Jammerturm saß, fand Jagorns Billigung. Auf das Angebot des Königs, die Provinz Caschu als Statthalter zu verwalten, ging er ohne zu zögern ein. Er dankte Rastafan für sein Vertrauen und versprach ihm, alles zu tun, um den angerichteten Schaden seines Bruders wiedergutzumachen.
    Rastafan war mit dem Ausgang der leidigen Angelegenheit Caschu sehr zufrieden und nahm sich vor, Orchan für den guten Rat zu danken. Die zeitraubenden Auseinandersetzungen innerhalb des Palastes waren seltener geworden, und ihm blieb Zeit, sich den eigentlichen Regierungsgeschäften zu widmen. Der frische Wind hatte so manchen muffigen Geruch vertrieben und den Staub aus den Gängen gefegt. Rastafan hatte untaugliche Speichellecker durch fähige Leute ersetzt und unter alten, verknöchert erscheinenden Beamten Menschen entdeckt, die unter seiner Herrschaft aufblühten.
    Sein Leibdiener war Frantes, sein Schreiber Saric und sein Hauptmann Tasman. Daneben besaß er dank Gaidaron den Lustknaben Ganidis, mit dem er sich hin und wieder vergnügte. Es waren Menschen, die ihm seelisch oder körperlich am nächsten standen. Außerdem konnte er sich auf den schlauen Orchan verlassen und auf Sarics Onkel Apashgar. Sein Wirkungskreis vergrößerte sich zunehmend, und er vermochte die Macht, die ihm laut göttlichem Gesetz gegeben war, tatsächlich

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