Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
purpurn. »Ich? Ich bin doch nur – nun, es sei!« Er gab sich einen Ruck und tat einige zaghafte Schritte auf die Stufen zu.
»Aber ohne Umhang, mein Freund. Ich bin schließlich auch nackt.«
Tiyamanai, der längst bemerkt hatte, was für ein schöner Mann Rastafan war, meinte, bereits die lodernden Flammen Razoreths zu fühlen, aber es war nur die Hitze seiner Wollust, die sich in ihm ausbreitete. Zögernd legte er seinen Umhang ab. Wie die meisten Zylonen war er gut gebaut, aber verdreckt. Rastafan rollte mit den Augen. »Auch dein Lendentuch. Weg damit!«
»Wir sollten uns nicht gegenseitig verführen«, flüsterte Tiyamanai.
Doch, das sollten wir, dachte Rastafan. Ich kann solche verrückten Leute nicht in meinem Reich dulden, und irgendwer muss den Anfang machen, sie davon abzubringen.
Tiyamanai stieg bis zur Hüfte ins Wasser und streifte sich erst jetzt sein Lendentuch ab. »Wir wollen nur baden«, betonte er und ließ sich vorsichtig ins Wasser gleiten.
»Natürlich. Oder glaubst du, ich fasse dich vorher an?«
Tiyamanai starrte ihn an. »Manchmal glaube ich, du bist selbst ein Dämon. Dein Freund hat dich falsch eingeschätzt.«
»Worauf du dich verlassen kannst, Tiyamanai. Ihr seid einem gewaltigen Irrtum aufgesessen. Der Mondpriester ist weder mein Freund noch war ich freiwillig bei euch. Er wollte mir einen Streich spielen und hat euch irgendein Märchen aufgetischt. Dabei treibt er es selbst nur mit Männern.«
»Nein!« Tiyamanais Aufschrei war echt. »Das wäre eine unvorstellbare Gotteslästerung! Aber er ist doch ein Mondpriester, oder ist das auch erlogen?«
»Nein, das stimmt. Er beschwört auch Dämonen und treibt sie aus. In eurem Fall jedoch handelt es sich gar nicht um Dämonen. Ihr befindet euch im Irrtum, wenn ihr glaubt, Unzucht zwischen Männern sei frevelhaft.«
»Das glaube ich dir nicht«, stammelte Tiyamanai, während er Rastafan nackt im Wasser gegenüberhockte. »Das kann nicht wahr sein, niemals! Du bist ein Lügner, der mich in seinen unsauberen Netzen fangen will.«
Rastafan lachte leise. »Jetzt, wo der Schmutz weg ist, sehe ich erst, was für ein hübscher Kerl du bist. Komm! Mein Hinterteil ist gerade etwas abgenutzt, aber von vorn bin ich noch ganz brauchbar. So etwas Gutes hast du lange nicht gehabt, und denke immer daran, wie fröhlich und ausgiebig du dich hernach geißeln wirst.«
~·~
Tasman hatte Saric versprochen, bis zum Morgen zu warten, doch eine böse Ahnung ließ ihn nicht ruhen. Er nahm fünf Männer der Garde und marschierte mit ihnen kurz nach Mitternacht zum Balshazutempel. Das vorsichtige Anschleichen hätten sie sich sparen können. Der Tempel war leer, und Rastafan weit und breit nicht zu erblicken. Tasman stieß einen Fluch aus. In diesem verfluchten Bezirk, der nur noch aus mit Gestrüpp und Unkraut überwucherten Ruinen bestand, war es unmöglich, ihn zu finden, wenn er denn überhaupt jemals hier gewesen war. Womöglich hatte er Saric einen falschen Ort genannt. Missgelaunt, aber voller Sorge musste Tasman wieder abziehen.
Am nächsten Morgen fegten Gerüchte durch den Palast: Der König war verschwunden. Tasman fand sich in seinen Befürchtungen bestätigt, aber er wusste nicht, was er unternehmen sollte, denn er besaß keinerlei Anhaltspunkte, wo Rastafan geblieben sein könnte.
Nachdem Saric seine Morgengebete verrichtet hatte, begab er sich sofort zum Palast und stieß dort auf helle Aufregung. Die Hofschranzen liefen herum wie kopflose Hühner, weil ihnen niemand sagte, was sie tun sollten. Unter den Kolonnaden kam Tasman mit langen Schritten auf ihn zu.
»Im Balshazutempel keine Spur von ihm. Er muss dir absichtlich einen falschen Ort genannt haben. Oder er war da und ist entführt worden. Was nun?«
»Ich bin genauso ratlos wie du. Gerade bin ich auf dem Weg zu seinen Gemächern. Vielleicht finde ich in den Unterlagen einen Hinweis.«
»Ja, dieser Unbekannte! Wer könnte das gewesen sein?«
Saric erbleichte. »Ich weiß es wirklich nicht. Aber wir sollten uns nicht unnötige Sorgen machen. Rastafan wird bestimmt bald zurück sein.«
»Woher willst du das wissen?« Tasman trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. Das Abwarten war nicht seine Stärke. »Ich werde die Offiziere des Heeres einschalten. Wir müssen ganz Margan absuchen.«
»An deiner Stelle würde ich mir Gaidaron einmal vornehmen.«
»Du meinst, dieser Mondpriester hat etwas damit zu tun?«
»Der hat seine Finger immer im Spiel, wenn es um dunkle
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