Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
kann man Ketten, goldene Schüsseln und Armreifen gerecht verteilen? Der Neid würde sich ausbreiten. Nein, nein, damit will ich nichts zu tun haben. Der Dorffriede ist mir wichtiger.«
Jaryn und Caelian versprachen, die Dörfer in den nächsten Wochen mit allem Nötigen zu versorgen. Den Beutel nahmen sie selbst an sich. Sie bedankten sich noch einmal bei der alten Frau. »Auf euch ruht die Hoffnung vieler Menschen«, sagte sie zum Abschied. »Wohin führt euch jetzt der Weg?«
»Erst einmal in das Tal meines Vaters«, sagte Caelian. »Dann sehen wir weiter.«
»Denkt daran: Die Götter müssen versöhnt werden, dann versöhnen sich auch unsere Länder. Dann wird Alathaia wieder über alle herrschen.«
Jaryn nickte höflich dazu. Da begann plötzlich die Erde zu beben, und ein donnerndes Geräusch unter ihren Füßen schreckte sie auf. Kalisha fürchtete sich nicht, sie lächelte nur. »Der Mahandael hat mir geantwortet. Er wird noch einige Tage lang grummeln und grollen. Er hat euch eine gute Reise gewünscht.«
Als Jaryn und Caelian schon eine Strecke geritten waren, sagte Jaryn: »Sie ist eine herzensgute und manchmal auch weise Frau, aber wenn sie anfängt, von Alathaia zu schwärmen, dann redet sie doch rechten Unsinn. Wer hätte schon gehört, dass ein Vulkan, den alle Menschen als Verwüster fürchten, einem eine gute Reise wünscht.«
Caelian lächelte. »Ist doch aber ein schöner Gedanke. Sag, können wir es wagen, einen Abstecher nach Faemaran zu machen? Ich möchte Maeva gern von Radomas’ Tod berichten.«
Jaryn überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Das halte ich nicht für klug. Noch weiß niemand, was mit Radomas und Lacunar passiert ist, und dabei sollte es eine Weile bleiben. Bedenke, Achlad ist jetzt führerlos, und die Stammesfürsten, die bisher deinem Vater die Treue gehalten haben, könnten sich erheben und gegeneinander um die Vorherrschaft kämpfen. Wir wollen erst einmal hören, was die Schwarzen Reiter uns raten. Außerdem wissen wir nicht, wie uns Radomas’ Leute empfangen würden. Alles befindet sich in der Schwebe.«
»Ja, wahrscheinlich hast du recht«, seufzte Caelian. »Du redest schon wie ein zukünftiger Anführer.«
Jaryn lachte. »Ich doch nicht. Aber wie geht es weiter? Wirst du als sein Sohn jetzt Lacunar?«
Caelian schüttelte heftig den Kopf. »Nicht für alles Gold der Welt. Die Schwarzen Reiter soll anführen, wer will, ich nicht. Ich bin ein Mondpriester und bleibe es. Ich will irgendwann zurück zu meiner Kräutermedizin und den leckeren Kuchen. Das ist meine Welt.«
»Eines Tages wirst du wieder in deiner Küche stehen. Ich sehe dich vor mir, wie du den Bratspieß schwenkst.«
»Haha«, sagte Caelian. »Und dabei schaut mir Gaidaron über die Schulter, während er mir gleichzeitig an den Hintern fasst.«
»Vor dem wird dich schon Suthranna beschützen. Aber wenn du die Nachfolge ablehnst, wer wird es dann sein?«
»Die Stammesfürsten kommen zusammen und wählen einen von ihnen. Jedoch soviel ich weiß, ist so eine Wahl noch nie nötig gewesen.«
»Dann müssten die Schwarzen Reiter eine Versammlung einberufen. Es ist gut, dass sie diesen Zeitpunkt selbst bestimmen können, denn noch gilt dein Vater nur als verschollen, nicht als tot. Sie haben genügend Zeit, darüber zu beraten.«
~·~
Die Rückkehr Caelians und Jaryns wurde in Araboor kaum beachtet, denn sie hatten bei ihrem überhasteten Aufbruch niemandem das Ziel ihrer Reise mitgeteilt, und daher bestürmte sie auch niemand mit Fragen.
Ameron und Fedrajor hingegen, die kurz zuvor eingetroffen waren, wurden umlagert. Durch sie erfuhren die Schwarzen Reiter, was sich im fernen Zarador und vor allem in der Nacht am Teich zugetragen hatte: Sie und Lacunar waren Radomas’ Gefangene gewesen. Sie hatten gefesselt im Zelt gelegen, doch Radomas hatte Lacunar die Fesseln abnehmen lassen, weil er der Fürst war. Dann hatte Radomas sich angeboten, die Nachtwache zu übernehmen. Am nächsten Morgen waren beide spurlos verschwunden, doch ihre Pferde hatten sie zurückgelassen. Natürlich war nach ihnen gesucht worden, und der Vermutungen gab es viele, aber bis heute war das Verschwinden der beiden ein Rätsel.
Vermutungen stellten auch die Schwarzen Reiter an. Vor allem verdächtigten sie Radomas übler Umtriebe, und einige wollten gleich nach Faemaran aufbrechen, um Rache zu nehmen. Sie hatten sich auf ihrem Versammlungsplatz am Fluss eingefunden, um darüber zu beraten.
Ameron sagte: »Ich halte
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