Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
ein Schwarzer Reiter? Das wäre einmal ein rechter Spaß.«
Caelian versetzte ihm einen spielerischen Boxhieb in die Seite. »Nicht wahr? Über so einen Streich würden wir uns köstlich amüsieren.«
~·~
Am nächsten Morgen suchte Caelian Ameron und Fedrajor auf, die er noch gut aus seiner Kindheit kannte, und fragte sie, wie das Ergebnis der nächtlichen Besprechung ausgegangen sei. Zuerst wollten sie nicht mit der Sprache heraus und drucksten herum. Dann setzte Fedrajor eine ernste Miene auf und sagte: »Caelian. Es tut mir leid, aber wir müssen davon ausgehen, dass dein Vater tot ist. Wir waren der Meinung, dass wir schnellstmöglich einen Nachfolger wählen müssen, denn das Land muss einen Fürsten haben.«
Caelian legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Ich weiß. Auch ich habe keine Hoffnung mehr. Zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?«
Fedrajor musterte Caelian zögernd, warf Ameron einen kurzen Blick zu, räusperte sich und sagte dann: »Nun, dein Vater hat nur einen Sohn, nicht wahr? Natürlich wollen sie dich zum Lacunar machen.«
Caelian musste grinsen, denn Fedrajor war es schwergefallen, das zu sagen. »Ihr beide seid aber nicht damit einverstanden, ist es nicht so?«
Ameron senkte beschämt den Blick. »Verzeih, Caelian, aber wir glauben, du hast vielleicht andere Pläne?«
»Das hast du sehr diplomatisch ausgedrückt, Ameron.«
»Natürlich haben wir in der Versammlung nichts gesagt«, fiel Fedrajor hastig ein. »Es ist schließlich immer schon so gewesen, dass der Sohn …«
»Ihr meint also, ich sei für die Nachfolge ungeeignet?«
»Du bist das raue Leben nicht gewöhnt, und dein Vater hat dich nie …«
»Er hat immer gesagt …«
Caelian lachte herzlich über die beiden. »Stottert doch nicht herum wie schüchterne Mädchen bei ihrer ersten Verabredung. Ihr habt ja recht, ich eigne mich nicht zum Lacunar, und ich will es auch nicht werden.«
Die beiden Männer lächelten befreit. »Das haben wir uns schon gedacht«, sprudelte Ameron hervor. »Wir kennen dich doch. Ich habe immer zu Fedrajor gesagt, der Caelian, der ist ein lustiger Vogel, der will seine Flügel ausbreiten und in den Himmel fliegen. Das Amt des Lacunar jedoch ist hart.«
»Genau das hat er gesagt«, nickte Fedrajor.
»Dann werden also die Stammesfürsten eine große Versammlung einberufen müssen, auf der jeder einen passenden Nachfolger vorstellt?«
»Ja, wenn du deine Rechte nicht einforderst, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, obwohl das keine große Begeisterung hervorrufen wird.«
»Aber sie wollen mich doch gar nicht? Oder seid ihr beide die Einzigen?«
»Nein, sie haben dich nur vorgeschlagen, weil es nie anders gewesen ist. Doch wenn du ablehnst, dann müssen wir einen Anwärter aus unserer Mitte wählen, den wir auf der Versammlung vorstellen. Und das wäre nicht gut.«
»Das musst du mir erklären.«
»Erst einmal wird es bei uns zum Streit kommen, wer deinen Vater beerben darf. Zum anderen ist der Lacunar bisher stets aus der Linie Zarnaont hervorgegangen. Zarnaont und die Schwarzen Reiter, nie war es anders. Und nun sollen wir uns mit den anderen um ein Lagerfeuer setzen und um einen neuen Lacunar feilschen. Wir verlieren unsere Vormachtstellung, wenn wir uns mit denen gleichmachen.«
»Ich verstehe. Habt ihr als Schwarze Reiter nicht das Vorrecht, einen Anwärter vorzuschlagen?«
»Jeder hat dieses Recht. Und jemand aus unseren Reihen würde bei der Wahl nicht bevorzugt, weil er aus keinem Fürstengeschlecht stammt, genauso wie die Anwärter der anderen Stammesfürsten. Alle wären dann gleich, und mit dem neuen Lacunar würde eine neue Dynastie beginnen.«
»Was würdet ihr sagen, wenn es einen Mann gäbe, der königlichen Geblüts ist und um den bei uns kein Streit ausbrechen würde, weil er kein Achladier ist?«
»Kein Achladier? Unmöglich. Von wem sprichst du?«
»Von meinem Freund Jaryn. Er ist der leibliche Sohn Dorons, des verstorbenen Königs von Jawendor.«
»Ein Fenraond?«, stieß Ameron entsetzt hervor. »Das sind unsere Feinde!«
»Ich dachte, er sei Mondpriester so wie du«, fügte Fedrajor kopfschüttelnd hinzu.
»Nein, das war eine Notlüge.«
»Aber wenn er Dorons Sohn ist, weshalb sollte er dann bei uns Lacunar werden und nicht König in Jawendor?«
»Weil sein Bruder den Thron bestiegen hat. Und weil die beiden sich ein wenig zerstritten haben.«
»Ein abgehalfterter Prinz also«, spottete Fedrajor. »Und ausgerechnet aus Jawendor. Den
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