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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Rastafan für die Freundlichkeit, uns einen so gelehrten Mann zu schicken, um die gute Nachbarschaft zwischen unseren Ländern zu festigen.«
    Nichts als Lügen, dachte Gaidaron, der das Zögern Shalamans wohl bemerkt hatte. Er konnte sich allerdings noch keinen Reim darauf machen. Er hoffte, bald von diesem, in seinen Augen vorgeschobenen kleinen Höfling, erlöst zu werden und den König selbst sprechen zu können. Salingor hatte gesagt, dieser sei für niemanden zu sprechen. Das hielt er jedoch für ein Gerücht, denn es würde ihn und vor allem Rastafan und ganz Jawendor ungeheuer brüskieren. Würde Nemarthos das wagen?
    Gaidaron fragte sich, ob er während der Fortsetzung des Gesprächs besser eine undurchdringliche Maske oder sein bezauberndes Lächeln aufsetzen sollte. Doch beim Anblick dieses Fisches hielt er sein Lächeln für verschwendet. Sie vertaten ihre Zeit noch eine Weile mit welken Höflichkeitsfloskeln, bis Gaidaron die Geduld verlor. »Es wäre mir sehr recht, wenn wir nun zur Sache kommen könnten«, sagte er. »Ich trage eine Botschaft meines Königs bei mir, die ich gern mit den maßgeblichen Leuten erörtern möchte.«
    »Eine Botschaft?« Shalaman war sichtlich erblasst. »Die hättet Ihr mir sofort überreichen müssen.«
    »Doch nicht auf Pergament. Hier oben.« Gaidaron klopfte an seinen Hut. »Ich habe sie im Kopf.«
    »Oh, ich weiß nicht, ob das statthaft ist. Ich kann nicht in Euren Kopf hineinsehen und weiß demzufolge auch nicht, ob das, was darin ist, dem Wunsche Eures Königs entspricht. Eurer Kopfbotschaft fehlt das königliche Siegel, wenn ich es einmal so ausdrücken darf.«
    »Nein, das dürft Ihr nicht«, entgegnete Gaidaron mit Schärfe. »Denn ich bin des Königs leibhaftiges Siegel. Was aus meinem Mund kommt, sind des Königs Worte. Und wenn Ihr das leugnet, dann bezichtigt Ihr meinen König der Lüge.«
    Shalaman hatte offensichtlich nicht mit einer so harten Antwort gerechnet, oder er war solche Widerworte nicht gewohnt. Deshalb lenkte er schnell ein. »Es liegt mir fern, Euch oder Euren König der Lüge zu bezichtigen. Es ist nur so, dass wir uns in Xaytan nur auf das verlassen, was schriftlich niedergelegt wurde. Aber das konntet Ihr nicht wissen. Also mag es so durchgehen.«
    Gaidaron kochte vor Wut über diese Herablassung, er presste die Lippen zu einem Strich zusammen, um nichts Unüberlegtes zu sagen. »Wäret Ihr dann so gütig, mich mit jemandem bekannt zu machen, dem ich diese Botschaft ausrichten kann?«
    Shalaman lächelte dünn. »Ihr sitzt ihm bereits gegenüber.«
    »Oh.« Das hatte sich Gaidaron fast gedacht. »Ich zweifle nicht an Eurer Zuständigkeit: Fremdländer, Ihr sagtet es bereits. Jedoch möchte ich die Botschaft niemandem als König Nemarthos selbst überbringen. Denn es handelt sich um einen Austausch von Herrscher zu Herrscher. Was König Rastafan König Nemarthos zu sagen hat, ist nicht für die Ohren untergeordneter Lakaien bestimmt.«
    Shalaman war sichtlich kurz vor einer Ohnmacht. Sein Mund klappte auf und zu wie bei einem Karpfen, und es drangen ein paar erstickte Laute aus seiner Kehle. Es handelte sich wohl um die Antwort, die er hinunterschluckte. Als er sich beruhigt hatte, erwiderte er von oben herab: »Das ist leider völlig unmöglich. Der König empfängt keine gewöhnlichen Sterblichen.«
    Gaidaron hätte bei dieser Antwort normalerweise geglaubt, es mit einem Irren zu tun zu haben, aber er erinnerte sich an Salingors Worte. »Ihr König ist ein Gott.« Beherrscht erwiderte er: »Ich bin kein gewöhnlicher Sterblicher. Ich bin Oberpriester im Mondtempel zu Margan.«
    »Das ist mir bekannt. Aber seit wann sind Priester keine gewöhnlichen Sterblichen?«
    »Und seit wann ist ein König kein gewöhnlicher Sterblicher?«, blaffte Gaidaron zurück.
    »Weil König Nemarthos kein Mensch ist. Er ist Gott.«
    »Er ist Gott. Ach so.« Zum Glück hatte Gaidaron das schon gewusst, und er konnte gelassen darauf reagieren. »Dann ist König Rastafan auch ein Gott.«
    Shalaman wirkte undurchdringlich. »Nein, das ist unmöglich, denn es gibt nur einen Gott, und das ist König Nemarthos.«
    Ihr habt den Verstand verloren!, hätte Gaidaron ihn am liebsten angeschrien, aber die Verrücktheit erschien ihm so überwältigend, dass er Shalaman nicht ernst nehmen konnte. Liebenswürdig fragte er: »König Nemarthos würde also nicht einmal meinen König empfangen?«
    Shalaman wiegte das Haupt. »Das weiß ich nicht. Das steht ganz im Ermessen Seiner

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