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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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angedeutet habt, hätte ich jetzt nichts einzuwenden. Aber ich ziehe es vor, allein zu speisen.«
    Shalaman erhob sich. »Selbstverständlich. Ein Diener wird Euch jetzt auf Eure Gemächer führen. Ich werde alles Weitere veranlassen.«
    ~·~
    Gaidaron lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. Dabei waren seine Gedanken ständig unterwegs. Er war in einem Gästehaus des Palastes untergebracht worden, das alle Annehmlichkeiten bot. Aber seiner Umgebung schenkte er ohnehin wenig Beachtung. Wenn er in Khazrak niemanden traf, der genügend Einfluss besaß, und andererseits glaubte, noch nicht genügend Macht zu besitzen, dann hatte er die Reise vergeblich gemacht. Was sollte er Rastafan sagen? Dass er kläglich gescheitert war? Schließlich hatte er ihm den Vorschlag selbst unterbreitet. Noch bitterer wäre es jedoch, wenn er sein Ziel aufgeben müsste. Jenes Ziel, das er niemals aus den Augen verloren hatte: Er wollte König von Jawendor werden. Solange Rastafan und sein Gesetz dort herrschten, blieb das ein unerfüllter Traum. Nur eine Möglichkeit gab es für ihn, sich zum Herrscher aufzuschwingen: Ein anderer Herrscher musste ihm dazu verhelfen. Es musste zum Krieg kommen und Jawendor besiegt werden. Dann konnte der Sieger ihn als Vasallenkönig einsetzen, was Gaidaron selbstverständlich nicht lange bleiben würde. Aber so etwas handelte man nicht mit einem Shalaman aus.
    Die Sache mit ihrem König war undurchsichtig. Gaidaron war sehr gespannt auf diesen Mann, und er nahm sich vor, alles zu versuchen, um doch zu ihm vorzudringen. Gottkönig und Tadramanen hin oder her, es waren alles Menschen mit den üblichen Schwächen und Begierden, wie überall auf der Welt. Auch zu König Nemarthos gab es einen Schlüssel, er musste ihn nur finden.
    Nachdem er gegessen und sich ausgeruht hatte, beabsichtigte er, sich die Stadt anzusehen. Er schlüpfte in sein prächtiges Mondpriestergewand, ließ den hohen Hut jedoch zurück. Er entschied sich für einen Stirnreif, von dem edelsteingeschmückte Lederbänder herabhingen. Der hatte ihn schon immer unwiderstehlich gemacht.
    Khazrak erinnerte ihn an Margan mit seinen teilweise gepflasterten Straßen, der Sauberkeit und den gepflegten Häusern. Er wunderte sich, dass es gelang, so eine Vollkommenheit zu erreichen, ohne die Stadt für Unbefugte zu sperren. Die Menschen waren gut gekleidet, daraus zog er seine Schlüsse, denn wer wohlhabend war, der ließ andere für sich arbeiten. Natürlich befand er sich noch in der Nähe des Palastes. Sicher würde es auch Armenviertel in Khazrak geben und enge, schmutzige Gassen, wo diejenigen hausten, die die Arbeiten verrichteten.
    Von vielen wurde er neugierig angestarrt, auch bemerkte er, dass über ihn getuschelt wurde. Selbstbewusst ging er seinen Weg. Was konnten diese Maden ihm schon anhaben, die einen gewöhnlichen Menschen für einen Gott hielten.
    Erst nach einer ganzen Weile fiel ihm auf, dass sich nur wenige Frauen in den Straßen aufhielten. Das kam daher, dass er für Frauen keinen Blick hatte. Aber nun, da es ihm aufgefallen war, hielt er es für eine weitere Merkwürdigkeit. Und noch etwas fehlte im Straßenbild: Tempel und die dazugehörigen Priester.
    Er kam jetzt in Gegenden, wo unter langen Kolonnaden Märkte abgehalten wurden. Hier konnte man alles kaufen, was das Herz begehrte, und noch vieles mehr, was niemand benötigte, aber jeder haben musste. Gaidaron schlenderte an den Ständen entlang und dachte, es sei eine gute Idee, die Märkte im Schatten der Säulen zu betreiben, das ersparte Stangen und Planen. Ein einfacher Tisch genügte meistens, um die Waren darzubieten. Er nahm sich vor, das in Margan vorzuschlagen, wo die Kolonnaden ausschließlich dem Lustwandeln dienten. Insgesamt erschien ihm Khazrak lebendiger als Margan, das ihm, je weiter er die Gassen erforschte, aus der Ferne wie ein bunt bemaltes Grabmal erschien. Hatte Rastafan doch recht, wenn er die Stadt allen öffnen wollte?
    Gaidaron hatte die Märkte hinter sich gelassen, die Straßen waren hier nicht mehr gepflastert, die Häuser geduckter, die Gassen schmaler. Hier wohnten Handwerker und Dienstleute wie Fuhrleute und Lastenträger. Viele übten ihr Handwerk wie Töpfern oder Schreinern auf der Straße vor ihrer Werkstatt aus und schwatzten miteinander. Doch als sie Gaidaron bemerkten, verließen sie still ihre Werkbänke und gingen ins Haus. Er hatte das Gefühl, dass man ihm aus den Fenstern und von den Balkonen hinterherstarrte. Es war Furcht, was

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