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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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dass auch vier Träger genügten, um ihn vorwärtszutragen, aber er argwöhnte, dass so wenige seinem Ansehen schaden könnten. Also bestellte er acht.
    Die Sänfte, die erschien, bot Platz für sechs Personen. Gaidaron kam sich jetzt doch ein bisschen lächerlich vor, aber er verzog keine Miene und stieg ein. Im Laufschritt ging es nun eine gepflasterte Straße entlang, die leicht bergauf führte. Trotz der Eile schaukelte die Sänfte kaum. Die Träger mussten sehr geschult sein.
    Gaidaron ließ die Vorhänge absichtlich offen, um etwas von der Gegend zu sehen, und was er sah, war vorbildlich: bestellte Felder, gepflegte Häuser und Gärten, kein Schmutz in der Gosse, keine Bettler an den Straßenrändern. In kürzeren Abständen gab es kleine Brunnen, und zu beiden Seiten der Straße spendeten Ahornbäume, Schirmakazien und Pappeln wohltuenden Schatten.
    Gaidaron war gerade in das Muskelspiel der jungen, braun gebrannten Träger vertieft, denen der Schweiß zwischen den Schulterblättern herabrann. Und alle acht waren wirklich gutaussehende Burschen. Konnte das Zufall sein? In der Ferne kam jetzt auf einem Hügel die Stadt Khazrak in Sicht. Die Träger schienen jetzt noch schneller zu laufen.
    »Heda!«, rief Gaidaron. »Ihr braucht nicht zu rennen wie gejagte Hasen. Ich werde schon nicht zu spät zum Empfang kommen.«
    Einer der Männer wandte ihm das Gesicht zu, und Gaidaron sah, wie sich Angst darin spiegelte. »Das dürfen wir nicht, Herr.«
    Mistfliegen!, dachte Gaidaron. Zwingen die Träger, sich so abzuhetzen, dabei könnten sie in ausgeruhtem Zustand weitaus bessere Dienste leisten. Und er überlegte, wie es wäre, wenn diese Acht ihm heute Abend zur Verfügung ständen. Später würde er vielleicht das Gespräch darauf bringen. »Ich bin der Gast, und ich befehle euch, eine ganz gewöhnliche Gangart einzuschlagen.«
    »Herr!«, flehte der Mann, »wir werden beobachtet. Wenn wir in der Geschwindigkeit nachlassen, wird man uns töten.«
    Diese Auskunft verschloss sogar Gaidaron den Mund. Was für eine Verschwendung, dachte er. So starke, hübsche Burschen wachsen nicht auf den Bäumen. Und ein bisschen übertrieben ist es auch. Aber er sagte nichts mehr. Dem Besuch sah er mit gemischten Gefühlen entgegen.
    ~·~
    »Ich bin Shalaman, der Minister für die Angelegenheiten der Fremdländer.« Der Mann war mittelgroß, schlank und hatte ein glatt rasiertes, nichtssagendes Gesicht mit hellblauen, leicht hervorquellenden Augen und einem fliehenden Kinn. Eine kostbare Kette, die wohl seine Bedeutung unterstreichen sollte, lag auf seiner Brust, und sein Haupt zierte ein flacher Hut mit einer hohen Krempe und einem spitzen Kegel in der Mitte. Er bat Gaidaron in sein Arbeitszimmer. »Willkommen in Xaytan. Ich wurde beauftragt, mich Eurer Sache anzunehmen. Wie möchtet Ihr angeredet werden?«
    Gaidaron genügt, hätte er beinahe gesagt, doch ihm fiel ein, dass ihn das in den Augen Shalamans wohl herabsetzen würde. »Ich bin Oberpriester des Mondtempels und werde mit ›Erhabener‹ angeredet.«
    Gaidaron bemerkte bei Shalaman ein leichtes Zucken der Mundwinkel, ob verächtlich oder belustigt, das konnte er nicht sagen. »Selbstverständlich, Erhabener. Ich werde mit ›Hochverehrter‹ angesprochen. Es ist doch immer wichtig, dass die Form gewahrt bleibt. Fremde sind häufig nicht darüber unterrichtet.«
    Gaidaron spürte, dass die Unterredung nicht leicht sein würde, weil er stets kurz davor wäre, diesem Mann an die Gurgel zu gehen. Er erinnerte sich an Rastafan und überlegte, wie dieser sich verhalten würde. Beherrscht, freundlich und doch im Innern gleichgültig, als säße er einer Schabe gegenüber. Gaidaron hatte sein Temperament nicht so gut in der Gewalt wie Rastafan, aber er wollte sich bemühen.
    »Und die Kopfbedeckung? Man behält sie hier wohl auf, oder ist das unhöflich?«
    Shalaman hätte jetzt antworten müssen, der Höhergestellte nimmt sie niemals ab, während der andere sie aus Ehrerbietung natürlich ablegt, aber bei einem so hohen Gast wagte er das nicht. »Bei uns bleiben die Häupter unter Gleichgestellten bedeckt«, kam er Gaidaron scheinheilig entgegen. Sie saßen beide auf prunkvollen Stühlen, doch der Stuhl Shalamans war eine Spur höher.
    »Ich darf Euch sagen, dass eine reichhaltige Mahlzeit im Kreise hoher Würdenträger auf Euch wartet, denn wir wissen, was wir einem – Oberpriester des Zarad schuldig sind. Wir fühlen uns durch Euren Besuch geehrt und danken Eurem König

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