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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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morgen nachmittag. Angenommen?«
    Ein wahrer Jubel begleitete den Schluß der Anspra-
    che, Melanie sprang auf, um ihm einen Kuß zu ge-
    ben, und Fräulein Riekchen erzählte, daß es nun ge-
    rade dreiunddreißig Jahre sei, seit sie zum letzten Male in Treptow gewesen, an einem großen Dobre-montschen Feuerwerkstage - derselbe Dobremont,
    der nachher mit seinem ganzen Laboratorium in die
    Luft geflogen. »Und in die Luft geflogen warum? Weil die Leute, die mit dem Feuer spielen, immer zu sicher sind und immer die Gefahr vergessen. Ja, Mela-
    nie, du lachst. Aber, es ist so, immer die Gefahr vergessen.«
    Es wurde nun gleich zu den nötigen Verabredungen
    geschritten, und man kam überein, am anderen Tage
    zu Mittag in die Stadt zu fahren, daselbst ein kleines Gabelfrühstück einzunehmen und gleich danach die
    Partie beginnen zu lassen: die drei Damen im Wa-
    gen, van der Straaten und Rubehn entweder zu Fuß

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    oder zu Schiff. Alles regelte sich rasch, und nur die Frage, wer noch aufzufordern sei, schien auf kleine Schwierigkeiten stoßen zu sollen.
    »Gryczinskis?« fragte van der Straaten und war zu-
    frieden, als alles schwieg. Denn so sehr er an der
    rotblonden Schwägerin hing, in der er, um ihres an-
    schmiegenden Wesens willen, ein kleines Frauenideal verehrte, so wenig lag ihm an dem Major, dessen
    superiore Haltung ihn bedrückte.
    »Nun denn, Duquede?« fuhr van der Straaten fort
    und hielt das Crayon an die Lippe, mit dem er even-
    tuell den Namen des Legationsrates notieren wollte.
    »Nein«, sagte Melanie. »Duquede nicht. Und so
    verhaßt mir der ewige Vergleich vom ›Meltau‹ ist, so gibt es doch für Duquede keinen andern. Er würde
    von Stralow aus beweisen, daß Treptow, und von
    Treptow aus beweisen, daß Stralow überschätzt wer-
    de, und zu Feststellung dieses Satzes brauchen wir
    weder einen Legationsrat a. D. noch einen Altmärki-
    schen von Adel.«
    »Gut, ich bin es zufrieden«, erwiderte van der Straaten »Aber Reiff?«
    »Ja, Reiff«, hieß es erfreut. Alle drei Damen klatschten in die Hände, und Melanie setzte hinzu: »Er ist artig und manierlich und kein Spielverderber und
    trägt einem die Sachen. Und dann, weil ihn alle kennen, ist es immer, als führe man unter Eskorte, und alles grüßt so verbindlich, und mitunter ist es mir 71
    schon gewesen, als ob die Brandenburger Torwache
    ›heraus‹ rufen müsse.«
    »Ach, das ist ja nicht um des alten Reiff willen«, sagte Anastasia, die nicht gern eine Gelegenheit vorü-
    bergehen ließ, sich durch eine kleine Schmeichelei zu insinuieren. »Das ist um deinetwillen. Sie haben dich für eine Prinzessin gehalten.«
    »Ich bitte nicht abzuschweifen«, unterbrach van der Straaten, »am wenigsten im Dienst weiblicher Eitelkeiten, die sich, nach dem Prinzipe von Zug um Zug, bis ins Ungeheuerliche steigern könnten. Ich habe
    Reiff notiert, und Arnold und Elimar verstehen sich von selbst. Eine Wasserfahrt ohne Gesang ist ein
    Unding. Dies wird selbst von mir zugestanden. Und
    nun frag' ich, wer hat noch weitre Vorschläge zu machen? Niemand? Gut. So bleibt es bei Reiff und Ar-
    nold und Elimar, und ich werde sie per Rohrpost a-
    vertieren. Fünf Uhr. Und daß wir sie draußen bei
    Löbbekes erwarten.«
    Am andern Tage war alles Erregung und Bewegung
    auf der Villa, viel, viel mehr, als ob es sich um eine Reise nach Teplitz oder Karlsbad gehandelt hätte.
    Natürlich, eine Fahrt nach Stralow war ja das Unge-
    wöhnlichere. Die Kinder sollten mit, es sei Platz genug auf dem Wagen, aber Lydia war nicht zu bewe-
    gen und erklärte bestimmt, sie wolle nicht. Da mußte denn, wenn man keine Szene haben wollte, nachge-geben werden, und auch die jüngere Schwester
    blieb, da sie sich daran gewöhnt hatte, dem Beispiele der ältern in all und jedem zu folgen.

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    In der Stadt wurde, wie verabredet, ein Gabelfrüh-
    stück genommen, und zwar in van der Straatens
    Zimmer. Er wollt' es so jagd- und reisemäßig wie
    möglich haben und war in bester Laune. Diese wurd'
    auch nicht gestört, als in demselben Augenblicke, wo man sich gesetzt hatte, ein Absagebrief Reiffs eintraf. Der Polizeirat schrieb: »Chef eben konfidentiell mit mir gesprochen. Reise heute noch. Elf Uhr funfzig. Eine Sache, die sich der Mitteilung entzieht. Dein Reiff. Pstscr. Ich bitte der schönen Frau die Hand
    küssen und ihr sagen zu dürfen, daß ich untröstlich bin...«
    Van der Straaten fiel in einen heftigen Krampfhus-
    ten, weil er, unter dem Lesen, unklugerweise

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