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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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nicht, weil er's nicht könnte, nein, weil er nicht will . Und er braucht es auch nicht zu wollen.
    Und wenn man gerecht sein will, er kann es auch

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    nicht wollen. Denn er ist reich, und alle reichen Leute lernen die Menschen von ihrer schlechtesten Seite
    kennen. Alles überstürzt sich, erst in Dienstfertigkeit und hinterher in Undank. Und Undank ernten ist eine schlechte Schule für Zartheit und Liebe. Und deshalb glauben die Reichen an nichts Edles und Aufrichtiges in der Welt. Aber das sag' ich dir, und muß ich dir immer wieder sagen, dein van der Straaten ist besser, als mancher denkt und als du selber denkst.«
    Es entstand eine kleine Pause, nicht ganz ohne Ver-
    legenheit, dann nickte Melanie freundlich dem alten Fräulein zu und sagte: »Sprich nur weiter. Ich höre dich gerne so.«
    »Und ich will auch«, sagte diese. »Sieh, ich habe dir schon gesagt, er behandelt mich gut, weil er ein gutes Herz hat. Aber das ist es noch nicht alles. Er ist auch so freundlich gegen mich, weil er mitleidig ist.
    Und mitleidig sein ist noch viel mehr als bloß gütig sein und ist eigentlich das Beste, was die Menschen haben. Er lacht auch immer, wenn er meinen langen Namen hört, geradeso wie du, aber ich hab' es gern, ihn so lachen zu hören denn ich höre wohl heraus,
    was er dabei denkt und fühlt.«
    »Und was fühlt er denn?«
    »Er fühlt den Gegensatz zwischen dem Anspruch
    meines Namens und dem, was ich bin: arm und alt
    und einsam, und ein bloßes Figürchen. Und wenn ich
    sage Figürchen, so beschönige ich noch und
    schmeichle noch mir selbst.«

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    Melanie hatte das Batisttuch ans Auge gedrückt und
    sagte: »Du hast recht. Du hast immer recht. Aber wo nur Anastasia bleibt, die Stunde nimmt ja gar kein
    Ende. Sie quält mir die Liddi viel zu sehr, und das Ende vom Lied ist, daß sie dem Kind einen Widerwil-len beibringt. Und dann ist es vorbei. Denn ohne
    Lieb' und ohne Lust ist nichts in der Welt. Auch nicht einmal in der Musik... Aber da kommt ja Teichgräber und will uns einen Besuch anmelden. Ich bin außer
    mir. Hätte viel lieber noch mit dir weiter geplaudert.«
    In eben diesem Augenblicke war der alte Parkhüter,
    der sich vergeblich nach einem von der Hausdiener-
    schaft umgesehen hatte, bis an die Veranda heran-
    getreten und überreichte eine Karte.
    Melanie las: »Ebenezer Rubehn (Firma Jakob Rubehn
    und Söhne), Lieutenant in der Reserve, des 5. Dra-
    goner-Regiments...«
    »Ah, sehr willkommen... Ich lasse bitten.« Und wäh-
    rend sich der Alte wieder entfernte, fuhr Melanie gegen das kleine Fräulein in übermütiger Laune fort:
    »Auch wieder einer. Und noch dazu, aus der Reser-
    ve! Mir widerwärtig, dieser ewige Lieutenant. Es gibt gar keine Menschen mehr.«
    Und sehr wahrscheinlich, daß sie diese Betrachtun-
    gen fortgesetzt hätte, wenn nicht auf dem Kiesweg
    ein Knirschen hörbar geworden wäre, das über das
    rasche Näherkommen des Besuchs keinen Zweifel
    ließ. Und wirklich, im nächsten Augenblicke stand der 62
    Angemeldete vor der Veranda und verneigte sich
    gegen beide Damen.
    Melanie hatte sich erhoben und war ihm einen Schritt entgegengegangen. »Ich freue mich, Sie zu sehen.
    Erlauben Sie mir, Sie zunächst mit meiner lieben
    Freundin und Hausgenossin bekannt machen zu dür-
    fen... Herr Ebenezer Rubehn... Fräulein Friederike
    von Sawatzki!«
    Ein flüchtiges Erstaunen spiegelte sich ersichtlich in Rubehns Zügen, das, wenn Melanie richtig interpre-tierte, mehr noch dem kleinen verwachsenen Fräu-
    lein als ihr selber galt. Ebenezer war indessen Welt-mann genug, um seines Erstaunens rasch wieder
    Herr zu werden, und sich ein zweites Mal gegen die
    Freundin hin verneigend, bat er um Entschuldigung,
    seinen Besuch auf der Villa bis heute hinausgescho-
    ben zu haben.
    Melanie ging leicht darüber hin, ihrerseits bittend, die Gemütlichkeit dieses ländlichen Empfanges und
    vor allem eines unabgeräumten Frühstückstisches
    entschuldigen zu wollen. »Mais à la guerre, comme à la guerre, eine kriegerische Wendung, an die mir's
    im übrigen ferne liegt, ernsthafte Kriegsgespräche
    knüpfen zu wollen.«
    »Gegen die Sie sich vielmehr unter allen Umständen
    gesichert haben möchten«, lachte Rubehn. »Aber
    fürchten Sie nichts. Ich weiß, daß sich Damen für
    das Kapitel Krieg nur so lange begeistern, als es
    Verwundete zu pflegen gibt. Von dem Augenblick an,

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    wo der letzte Kranke das Lazarett verläßt, ist es mit dem Kriegseifer vorbei. Und wie die Frauen in allem

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