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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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recht haben, so auch hierin. Es ist das Traurigste von der Welt, immer wieder eine Durchschnittsheldenge-schichte von zweifelhaftem Wert und noch zweifel-
    hafterer Wahrheit hören zu müssen, aber es ist das
    Schönste, was es gibt, zu helfen und zu heilen.«
    Melanie hatte, während er sprach, ihre Handarbeit in den Schoß gelegt und ihn fest und freundlich angesehen. »Ei, das lob' ich und hör' ich gern. Aber wer mit so warmer Empfindung von dem Hospitaldienst
    und dem Helfen und Heilen, das uns so wohl kleidet, zu sprechen versteht, der hat diese Wohltat wohl an sich selbst erfahren. Und so plaudern Sie mir denn
    wider Willen, nach fünf Minuten schon, Ihre Geheim-
    nisse aus. Versuchen Sie nicht, mich zu widerlegen, Sie würden scheitern damit, und da Sie die Frauen-herzen so gut zu kennen scheinen, so werden Sie
    natürlich auch unsere zwei stärksten Seiten kennen: unseren Eigensinn und unser Rätselraten. Wir erraten alles...«
    »Und immer richtig?«
    »Nicht immer, aber meist. Und nun erzählen Sie mir, wie Sie Berlin finden, unsere gute Stadt, und unser Haus, und ob Sie das Zutrauen zu sich haben, in Ihrem Hofkerker, dem eigentlich nur noch die Gitter-
    stäbe fehlen, nicht melancholisch zu werden. Aber
    wir hatten nichts Besseres. Und wo nichts ist, hat, wie das Sprichwort sagt...«

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    »Oh, Sie beschämen mich, meine gnädigste Frau.
    Jetzt erst, nach meinem Eintreffen, weiß ich, wie
    groß das Opfer ist, das Sie mir gebracht haben. Und ich darf füglich sagen, daß ich bei besserer Kenntnis...«
    Aber er sprach nicht aus und horchte plötzlich nach dem Hause hin, aus dem eben (die Musikstunde hatte schon vorher geschlossen) ein virtuoses und in
    jeder feinsten Nuancierung erkennbares Spiel bis auf die Veranda herausklang. Es war »Wotans Abschied«, und Rubehn erschien so hingerissen, daß es ihm Anstrengung kostete, sich loszumachen und das
    Gespräch wieder aufzunehmen. Endlich aber fand er
    sich zurück und sagte, während er sich abermals
    gegen Riekchen verneigte: »Pardon, meine Gnädigs-
    te. Hatt' ich recht gehört? Fräulein von Sawatzki?«
    Das Fräulein nickte.
    »Mit einem jungen Offizier dieses Namens war ich
    einen Sommer über in Wildbad-Gastein zusammen.
    Unmittelbar nach dem Kriege. Ein liebenswürdiger,
    junger Kavalier. Vielleicht ein Anverwandter...?«
    »Ein Vetter«, sagte Fräulein Riekchen. »Es gibt nur wenige meines Namens, und wir sind alle verwandt.
    Ich freue mich, aus Ihrem Munde von ihm zu hören.
    Er wurde noch in dem Nachspiel des Krieges ver-
    wundet, fast am letzten Tage. Bei Pontarlier. Und
    sehr schwer. Ich habe lange nicht von ihm gehört.
    Hat er sich erholt?«

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    »Ich glaube sagen zu dürfen, vollkommen. Er tut
    wieder Dienst im Regiment, wovon ich mich, ganz
    neuerdings erst, durch einen glücklichen Zufall über-zeugen konnte... Aber, mein gnädigstes Fräulein, wir werden unser Thema fallen lassen müssen. Die gnä-
    dige Frau lächelt bereits und bewundert die Ge-
    schicklichkeit, mit der ich, unter Heranziehung Ihres Herrn Vetters, in das Kriegsabenteuer und all seine Konsequenzen einzumünden trachte. Darf ich also
    vorschlagen, lieber dem wundervollen Spiele zuzuhö-
    ren, das... Oh, wie schade; jetzt bricht es ab...«
    Er schwieg, und erst als es drinnen still blieb, fuhr er in einer ihm sonst fremden, aber in diesem Augenblicke völlig aufrichtigen Emphase fort: »Oh, meine
    gnädigste Frau, welch ein Zaubergarten, in dem Sie
    leben. Ein Pfau, der sich sonnt, und Tauben, so zahm und so zahllos, als wäre diese Veranda der Markus-platz oder die Insel Cypern in Person! Und dieser
    plätschernde Strahl, und nun gar dieses Lied... In
    der Tat, wenn nicht auch der aufrichtigste Beifall
    unstatthaft und zudringlich sein könnte...«
    Er unterbrach sich, denn vom Korridore her waren
    eben Schritte hörbar geworden, und Melanie sagte
    mit einer halben Wendung: »Ah, Anastasia! Du
    kommst gerade zu guter Zeit, um den Dank und die
    Bewunderung unseres lieben Gastes und neuen
    Hausgenossen allerpersönlichst in Empfang zu neh-
    men. Erlauben Sie mir, daß ich Sie miteinander be-
    kannt mache: Herr Ebenezer Rubehn, Fräulein Anas-
    tasia Schmidt... Und hier meine Tochter Lydia«, setz-te Melanie hinzu, nach dem schönen Kinde hinzei-

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    gend, das, auf der Türschwelle, neben dem Musik-
    fräulein stehengeblieben war und den Fremden ernst
    und beinah feindselig musterte.
    Rubehn bemerkte den Blick. Aber es war ein Kind,
    und so wandt' er sich ohne weiteres

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