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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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von
    seinem Sherry genippt hatte. Nichtsdestoweniger
    sprach er unter Husten und Lachen weiter und erging sich in Vorstellungen Reiffscher Großtaten. »In politi-scher Mission. Wundervoll. O lieb' Vaterland, kannst ruhig sein. Aber einen kenn' ich, der noch ruhiger sein darf: er, der Unglückliche, den er sucht. Oder sag' ich gleich rundweg: der Attentäter, dem er sich an die Fersen heftet. Denn um etwas Staatsstreich-lich-Hochverräterisches muß es sich doch am Ende
    handeln, wenn man einen Mann wie Reiff allerper-
    sönlichst in den Sattel setzt. Nicht wahr, Sattlerchen von der Hölle? Und heut' abend noch! Die reine Ballade. ›Wir satteln nur um Mitternacht.‹ O Lenore! O
    Reiff, Reiff.« Und er lachte konvulsivisch weiter.
    Auch Arnold und Elimar, die man nach Verabredung
    draußen treffen wollte, wurden nicht geschont, bis
    endlich die Pendule vier schlug und zur Eile mahnte.

    73
    Der Wagen wartete schon, und die Damen stiegen
    ein und nahmen ihre Plätze: Fräulein Riekchen neben Melanie, Anastasia auf dem Rücksitz. Und mit ihren
    Fächern und Sonnenschirmen grüßend, ging es über
    Platz und Straßen fort, erst auf die Frankfurter Linden und zuletzt auf das Stralauer Tor zu.
    Van der Straaten und Rubehn folgten eine Viertel-
    stunde später in einer Droschke zweiter Klasse, die man »echtheits«halber gewählt hatte, stiegen aber
    unmittelbar vor der Stadt aus, um nunmehr an den
    Flußwiesen hin den Rest des Weges zu Fuß zu ma-
    chen.

    Es schlug fünf, als unsre Fußgänger das Dorf erreichten und in Mitte desselben Ehms ansichtig wurden,
    der mit seinem Wagen, etwas ausgebogen, zur Lin-
    ken hielt und den ohnehin wohlgepflegten Trakeh-
    nern einen vollen Futtersack eben auf die Krippe gelegt hatte. Gegenüber stand ein kleines Haus, wie
    das Pfefferkuchenhaus im Märchen, bräunlich und
    appetitlich, und so niedrig, daß man bequem die
    Hand auf die Dachrinne legen konnte. Dieser Nied-
    rigkeit entsprach denn auch die kaum mannshohe
    Tür, über der, auf einem wasserblauen Schilde,
    »Löbbekes Kaffeehaus« zu lesen war. In Front des
    Hauses aber standen drei, vier verschnittene Linden-bäume, die den Bürgersteig von dem Straßendamme
    trennten, auf welchem letzteren Hunderte von Sper-
    lingen hüpften und zwitscherten und die verlorenen
    Körner aufpickten.

    74
    »Dies ist das Ship-Hotel von Stralow«, sagte van der Straaten im Ciceroneton und war eben willens, in das Kaffeehaus einzutreten, als Ehm über den Damm
    kam und ihm halb dienstlich, halb vertraulich ver-
    meldete, »daß die Damens schon vorauf seien, nach
    der Wiese hin. Und die Herren Malers auch. Und hät-
    ten beide schon vorher gewartet und gleich den Tritt runter gemacht und alles. Erst Herr Gabler und dann Herr Schulze. Und an der Würfelbude hätten sie
    Strippenballons und Gummibälle gekauft. Und auch
    Reifen und eine kleine Trommel und allerhand noch.
    Und einen Jungen hätten sie mitgenommen, der hät-
    te die Reifen und Stöcke tragen müssen. Und Herr
    Elimar immer vorauf. Das heißt mit 'ner Harmonika«.
    »Um Gottes willen«, rief van der Straaten, »Zieh-
    harmonika?«
    »Nein, Herr Kommerzienrat. Wie 'ne Maultrommel.«
    »Gott sei Dank!... Und nun kommen Sie, Rubehn.
    Und du, Ehm, du wartest nicht auf uns und läßt dir geben... Hörst du?«
    Ehm hatte dabei seinen Hut abgenommen. In seinen
    Zügen aber war deutlich zu lesen: ich werde warten.
    Am Ausgange des Dorfes lag ein prächtiger Wiesen-
    plan und dehnte sich bis an die Kirchhofsmauer hin.
    In Nähe dieser hatten sich die drei Damen gelagert
    und plauderten mit Gabler, während Elimar einen
    seiner großen Gummibälle monsieurherkulesartig
    über Arm und Schulter laufen ließ.

    75
    Van der Straaten und Rubehn hörten schon von fer-
    ne her das Bravoklatschen und klatschten lebhaft
    mit. Und nun erst wurde man ihrer ansichtig, und
    Melanie sprang auf und warf ihrem Gatten, wie zur
    Begrüßung, einen der großen Bälle zu. Aber sie hatte nicht richtig gezielt, der Ball ging seitwärts, und Rubehn fing ihn auf. Im nächsten Augenblicke begrüßte man sich, und die junge Frau sagte: »Sie sind geschickt. Sie wissen den Ball im Fluge zu fassen.«
    »Ich wollt', es wäre das Glück.«
    »Vielleicht ist es das Glück.«
    Van der Straaten, der es hörte, verbat sich alle derartig intrikaten Wortspielereien, widrigenfalls er an die Braut telegraphieren oder vielleicht auch Reiff in konfidentieller Mission abschicken werde. Worauf
    Rubehn ihn zum hundertsten Male

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