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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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einleitend erst durch Anastasia und danach auch durch den jüngeren Rubehn ein paar scherzhafte Gesundheiten ausgebracht
    worden waren, erhob sich zuletzt auch der alte Pro-
    kurist, um »aus vollem Glas und vollem Herzen«
    einen Schlußtoast zu proponieren. Das Beste des
    Lebens, das wiss' er aus eigner Erfahrung, sei das
    Inkognito. Alles, was sich auf den Markt oder auf die Straße stelle, das tauge nichts oder habe doch nur
    Alltagswert; das, was wirklich Wert habe, das ziehe sich zurück, das berge sich in Stille, das verstecke sich. Die lieblichste Blume, darüber könne kein Zweifel sein, sei das Veilchen, und die poetischste Frucht, darüber könne wiederum kein Zweifel sein, sei die
    Walderdbeere. Beide versteckten sich aber, beide
    ließen sich suchen, beide lebten sozusagen inkogni-
    to. Und somit lasse er das Inkognito leben, oder die Inkognitos, denn Singular oder Plural sei ihm durch-aus gleichgiltig;
    » Das oder die ,
    Ein volles Glas für Melanie;
    Die oder das ,
    Für Ebenezer ein volles Glas.«
    Und danach fing er an zu singen.

    164
    Erst zu später Stunde trennte man sich, und Anasta-
    sia versprach, am andern Tage zu Tisch wiederzu-
    kommen; abermals einen Tag später aber (Rubehn
    war eben in die Stadt gegangen) erschien das Vre-
    nel, um in ihrem Schweizer Deutsch und zugleich in
    sichtlicher Erregung den Polizeirat Reiff zu melden.
    Und sie beruhigte sich erst wieder, als ihre junge
    Herrin antwortete: »Ah, sehr willkommen. Ich lasse
    bitten einzutreten.«
    Melanie ging dem Angemeldeten entgegen. Er war
    ganz unverändert: derselbe Glanz im Gesicht, der-
    selbe schwarze Frack, dieselbe weiße Weste.
    »Welche Freude, Sie wiederzusehen, lieber Reiff«,
    sagte Melanie und wies mit der Rechten auf einen
    neben ihr stehenden Fauteuil. »Sie waren immer
    mein guter Freund, und ich denke, Sie bleiben es.«
    Reiff versicherte etwas von unveränderter Devotion
    und tat Fragen über Fragen. Endlich aber ließ er
    durch Zufall oder Absicht auch den Namen van der
    Straatens fallen.
    Melanie blieb unbefangen und sagte nur: » Den Namen dürfen Sie nicht nennen, lieber Reiff, wenigs-
    tens jetzt nicht. Nicht, als ob er mir unfreundliche Bilder weckte. Nein, o nein. Wäre das, so dürften
    Sie's. Aber gerade weil mir der Name nichts Un-
    freundliches zurückruft, weil ich nur weiß, ihm, der ihn trägt, wehe getan zu haben, so quält und peinigt er mich. Er mahnt mich an ein Unrecht, das dadurch
    nicht kleiner wird, daß ich es in meinem Herzen nicht 165
    recht als Unrecht empfinde. Also nichts von ihm. Und auch nichts...« Und sie schwieg und fuhr erst nach
    einer Weile fort: »Ich habe nun mein Glück, ein wirkliches Glück; mais il faut payer pour tout et deux fois pour notre bonheur.«
    Der Polizeirat stotterte eine verlegene Zustimmung, weil er nicht recht verstanden hatte.
    »Wir aber, lieber Reiff«, nahm Melanie wieder das
    Wort, »wir müssen einen neutralen Boden finden.
    Und das werden wir. Das zählt ja zu den Vorzügen
    der großen Stadt. Es gibt immer hundert Dinge,
    worüber sich plaudern läßt. Und nicht bloß um Worte zu machen, nein, auch mit dem Herzen. Nicht wahr?
    Und ich rechne darauf, Sie wiederzusehen.«
    Und bald danach empfahl sich Reiff, um die Drosch-
    ke, darin er gekommen war, nicht allzu lange warten zu lassen. Melanie aber sah ihm nach und freute
    sich, als er wenige Häuser entfernt dem aus der
    Stadt zurückkommenden Rubehn begegnete. Beide
    grüßten einander.
    »Reiff war hier«, sagte Rubehn, als er einen Augen-
    blick später eintrat. »Wie fandest du ihn?«
    »Unverändert. Aber verlegener, als ein Polizeirat sein sollte.«
    »Schlechtes Gewissen. Er hat dich aushorchen wol-
    len.«

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    »Glaubst du?«
    »Zweifellos. Einer ist wie der andre. Nur ihre Manieren sind verschieden. Und Reiff hat die Harmlosig-
    keitsallüren. Aber vor dieser Spezies muß man dop-
    pelt auf der Hut sein. Und so lächerlich es ist, ich kann den Gedanken nicht unterdrücken, daß wir
    morgen ins schwarze Buch kommen.«
    »Du tust ihm unrecht. Er hat ein Attachement für
    mich. Oder ist es meinerseits bloß Eitelkeit und Einbildung?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber diese guten Herren... ihr bester Freund, ihr leiblicher Bruder ist nie sicher vor ihnen. Und wenn man sich darüber
    erstaunt oder beklagt, so heißt es ironisch und ach-selzuckend: ›C'est mon métier.‹«
    Eine Woche später hatte das neue Jahr begonnen,
    und der Zeitpunkt war da, wo das junge Paar aus
    seinem

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