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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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liebten gutes Essen und erlesene Weine und gaben sich gern dem Vergnügen hin. Sie unterschieden sich darin, dass sich Sir Alfred im Gegensatz zum Prince of Wales diese Annehmlichkeiten leisten konnte.
    Bertie, wie der Prince of Wales bis ins Alter von 50 Jahren von seiner Mutter genannt wurde, wurde von der frommen, sich abseits der Öffentlichkeit bewegenden Victoria kurz gehalten. In regelmäßigen Abständen ersuchte er das Unterhaus um eine Erhöhung seiner Bezüge im Austausch für die Übernahme weiterer Repräsentationspflichten, die von seiner zurückgezogen lebenden Mutter nicht mehr wahrgenommen wurden. Trotz der Unterstützung durch verschiedene Premierminister, darunter auch Gladstone, wurde dieses Ansinnen stets von Königin Victoria durchkreuzt, die ihrem Sohn zutiefst misstraute. Folglich hatte der Prinz wenig zu tun und besaß wenig Geld für seine Freizeitvergnügen. Er war ständig auf die Unterstützung durch wohlhabende Freunde angewiesen, und Alfred war nicht nur reich und großzügig, sondern auch ein Gelehrter, ein Ästhet, ein Junggeselle, ein Mann mit Esprit und ein Kleidernarr. Die Freundschaft bestand bis zum Tod des Prinzen fort.
    Von seiner eigenen Familie erntete Sir Alfred weitaus herbere Kritik als seitens der Öffentlichkeit. Die Frau seines älteren Bruders, Emma, die ihm besonders ablehnend gegenüberstand, erachtete ihn als frivol, zügellos und exzentrisch. Als Alfred, der zeitlebens ledig blieb, eine Liaison mit Marie Wombwell einging, einer Frau, die nicht nur verheiratet, sondern Gattin eines Mannes war, der wegen Wilderei auf einem Anwesen seiner Angehörigen verhaftet worden war, stieß er auf klare Missbilligung. Die Tatsache, dass er Marie in einer der exklusivsten Adressen im eleganten Mayfair einen großzügigen Lebensstil ermöglichte und offensichtlich in deren Tochter ganz vernarrt war, wurde als weiterer Beweis seiner Missachtung der Familienwürde angesehen.
    Auch wenn sich die Frage, wer Alminas leiblicher Vater war, nicht mit Bestimmtheit beantworten lässt, lebte Marie, als Almina zur Welt kam, bereits seit Jahren von Frederick Wombwell getrennt. Nur gelegentlich ließ sich Frederick in Maries Umfeld sehen. Marie und Alfred waren mit Sicherheit Gefährten und Geliebte, aber keinesfalls ein anerkanntes Paar.
    Marie kam aus achtbarem Hause: Ihr Vater war ein Pariser Bankier, ihre Mutter stammte aus einer wohlhabenden spanischen Familie. Marie wuchs in Paris auf und verbrachte außerdem viel Zeit in England. Ihre zwei Schwestern heirateten englische Adlige und führten gute Ehen, Maries Ehe war weniger erfolgreich. Da Frederick Wombwell der jüngste Sohn eines Baronets war, waren bei der Hochzeit einige hochrangige Mitglieder der Aristokratie anwesend. Doch Frederick erwies sich als windiger Bursche, er war ein Trinker und Dieb. Das Paar hatte einen Sohn, der ebenfalls Frederick getauft wurde, Mutter und Sohn entfremdeten sich jedoch, als Marie die Fehltritte ihres Mannes unerträglich wurden. (Da der unglückselige Wombwell sechs Jahre vor Alminas Hochzeit starb, blieben der Familie weitere Peinlichkeiten erspart, und dem Bruder des Verstorbenen, Sir George Wombwell, wurde es möglich, die Rolle des Brautführers zu übernehmen.)
    Als Marie Alfred de Rothschild begegnete, war sie eine einsame Frau. Sie war immer noch jung und attraktiv, wurde aber ausgegrenzt, da ihr Mann in Ungnade gefallen war und sie kaum finanzielle Mittel besaß. Marie muss in der Gesellschaft eines Mannes, der sie nur allzu gern verwöhnte, aufgeblüht sein. Alfred und Marie scheinen bis ans Ende ihrer Tage eine gute Beziehung gehabt zu haben, jedoch bestand auch nach Frederick Wombwells Tod nie die Aussicht auf Heirat, da Alfred keinerlei Neigung besaß, seinen Junggesellenstatus aufzugeben oder eine Katholikin zu ehelichen. Als Maries Tochter zur Welt kam, verhätschelte Alfred das Kind. Zwar bekannte er sich nie offiziell zur Vaterschaft, doch Alminas ungewöhnlicher Name – eine Kombination der Vornamen ihrer Eltern – bot einen verschlüsselten Hinweis darauf: Dem Rufnamen ihrer Mutter, Mina, wurden die Anfangsbuchstaben ihres Vaters vorangestellt.
    Im ausgehenden 19. Jahrhundert stand man – zumindest in vornehmen Kreisen – Affären tolerant gegenüber, solange die Paare Diskretion wahrten. Ehebruch galt im Vergleich zur Scheidung als kleineres Übel. Allein die Zurschaustellung, nicht die Tatsache an sich, wurde, auch Frauen gegenüber, mit Ungnade bedacht. Trotz der Empörung

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