Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Planungen für die Hochzeit begannen, und Almina konnte ihre Vorfreude kaum bändigen. Elsie lud Almina ein, sie in ihrem Haus in London zu besuchen – Marie Wombwell, die auf dem Land als Gast willkommen war, wurde zu dieser Zusammenkunft in der Stadt bezeichnenderweise nicht hinzugebeten.
Fortan verbrachte Almina einen Großteil ihrer Zeit im Haus der Carnarvons in 13 Berkeley Square und war offensichtlich so aufgeregt, wie es ein 18-jähriges Mädchen vor seiner Hochzeit nur sein konnte. In einem weiteren Brief an seine Frau Winifred schrieb Lord Burghclere: »Ich war bei Elsie. Sie ist ein wahrer Schatz gegenüber Porch – und gegenüber A., die fast bei ihr zu wohnen scheint. Ich glaube nicht, dass [sie] es auch nur einen Moment für sich behalten kann – sie ist unglaublich aufgeregt … Sie ist offenbar bis über beide Ohren verliebt. Wären wir doch schon verheiratet, sagt sie, und könnten zusammen auf Kreuzfahrt gehen.«
Doch Almina war nicht nur aufgeregt. Hinter ihrer Anhänglichkeit und ihrer Begeisterung verbarg sich verständlicherweise auch ein Gefühl der Bedürftigkeit. Da sie bisher im Schatten zwischen den Welten gelebt hatte, freute sie sich nun ganz offensichtlich auf größere Geborgenheit und Sicherheit nicht nur in gesellschaftlicher, sondern auch in emotionaler Hinsicht. Marie und Almina scheinen ein sehr enges Verhältnis gehabt zu haben – die Tatsache, dass Marie ihr Leben lang regelmäßig in Highclere zu Gast war, spricht für die anhaltend gute Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Doch trotz des relativ hohen Maßes an Toleranz, das ihrer familiären Situation entgegengebracht wurde, muss die Belastung durch den nur halbwegs anerkannten gesellschaftlichen Status der Mutter und die Nachwirkungen der Eskapaden von Frederick Wombwell beträchtlich gewesen sein. Diese Befindlichkeit war offensichtlich genug, um Lord Burghclere in dem Brief an seine Frau zu einem Kommentar zu veranlassen: »Das arme, kleine Ding scheint sich … (wie ich auch zu Elsie sagte) verzweifelt nach einer anständigen Familie und einem Ehemann zu sehnen.« Er schließt mit den rührenden Worten: »Ich hoffe, Porchy wird mit A. nur halb so gut zurechtkommen, wie wir beide es miteinander tun.«
Der Ehevertrag war vor dem Hochzeitstag Alminas und Porchys unter Dach und Fach, trat jedoch erst einen Monat, nachdem die Trauung glücklich vollzogen worden war, in Kraft. Die drei an dem Vertrag beteiligten Parteien waren Alfred de Rothschild, Almina Wombwell, nun Countess of Carnarvon, und der 5. Earl of Carnarvon. Auch wenn der Earl von den vielen liebenswerten Eigenschaften Alminas eingenommen war und eine große Zuneigung zu ihr entwickelt hatte, hatte er auch die Gelegenheit gewittert, ein einträgliches Geschäft abzuschließen. Die Earls of Carnarvon hatten schon in der Vergangenheit durch Eheschließungen mit Erbinnen Vermögen und weitere Anwesen hinzugewonnen, und der Earl war sich der Tatsache, dass zur Aufrechterhaltung des aristokratischen Lebensstils gelegentliche Finanzspritzen erforderlich waren, durchaus bewusst.
Der erste Passus sah vor, dass Alfred de Rothschild Lady Carnarvon oder, sollte diese vor ihrem Gatten versterben, Lord Carnarvon, jährlich eine Summe von 12 000 Pfund zukommen lassen würde. Da durch Aufzeichnungen für diese Zeit ein Jahreslohn von 22 Pfund für die Bediensteten in Highclere Castle nachgewiesen ist, lässt sich der heutige Wert des von Sir Alfred gezahlten Betrags mit 6,5 Millionen Pfund veranschlagen. Diese Zuwendung erfolgte zusätzlich zu der Tilgung der beträchtlichen Schulden des Earls, die Sir Alfred auf dessen Bitte hin vorgenommen hatte, um für einen unbelasteten Beginn des Ehelebens zu sorgen. Auch für künftige Kinder des Paars wurde Vorsorge getroffen. Sir Alfred erklärte sich nur zu gerne mit allem einverstanden, und dem jungen Glück stand der Weg in ein begütertes Leben offen, das ihnen jede Form der Extravaganz und des Vergnügens erlaubte.
KAPITEL 4
Ein Triumph für Ihre Ladyschaft
Almina war zwar als Außenseiterin nach Highclere gekommen, brachte aber ein großes Maß an Begeisterung und Selbstvertrauen mit. Wie hätte dies auch anders sein können, nachdem es ihr schließlich gelungen war, das durch ihre Heirat erlangte gesellschaftliche Ansehen mit dem immensen Wohlstand ihres Vaters zu verbinden. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie sich ihres Platzes und ihrer Rolle im Leben gewiss. Sie besaß einen Titel, der ihre Position
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