Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
doch hatten sich die von dem 4. Earl of Carnarvon abgehaltenen Geselligkeiten in bescheidenerem Rahmen bewegt. Der Umstand, dass der Wert der Einkäufe für dieses Wochenende sein vierfaches Jahresgehalt überstieg, wird ihm nicht entgangen sein.
Am Tag der Ankunft des Prinzen schrieb Almina eigenhändig die Speisekarten für den Abend, wie gewohnt auf Französisch. Es hatte eine Weile gedauert, die angemessene Sitzordnung festzulegen, ihre Garderobe hatte Almina im Voraus zusammen mit Mary Adams ausgewählt. Fünf bis sechs verschiedene Kleider waren für jeden Tag angesetzt. Das absolute Minimum für einen solchen Anlass umfasste ein Kleid für den Vormittag, eines für den Spaziergang am Nachmittag, eines für den Nachmittagstee und eines für den Abend.
Almina stand neben ihrem Gatten an der eisenbeschlagenen Eingangstür aus Walnussholz, um den Prince of Wales, als dieser aus der Kutsche stieg, in Highclere Castle willkommen zu heißen. Während sie vor dem Prinzen einen tiefen Knicks machte, hoffte sie, alles in ihrer Macht Stehende unternommen zu haben, um ihm ein amüsantes Wochenende zu bereiten. Das Schloss erhob sich hinter ihnen im gedämpften Licht des Winters. Sein Inneres wurde von 150 Öllampen erhellt, die Galerien und der neu gestaltete Salon waren von warmem Kerzenlicht erfüllt.
Der Earl und die Countess of Carnarvon hatten sich viele Gedanken darüber gemacht, welche Gäste zu diesem Wochenende außerdem eingeladen werden sollten. Es war üblich, sowohl in der Umgebung ansässige Freunde des Prinzen als auch einige seiner Vertrauten, mit denen er sich in Marlborough umgab und deren Gesellschaft er besonders schätzte, hinzuzubitten. Letztendlich kam eine größere Schar zusammen, die auch Familienmitglieder einschloss: Lord und Lady Burghclere mit Freunden, zu denen der Earl und die Countess of Westmoreland gehörten, Lord Ashburton, Lord und Lady Chelsea, die Nevilles und die Colebrookes. Auch der russische Botschafter, ein Freund des Prinzen, war zugegen. Der Aufenthalt in Highclere sollte den Gästen zum Teil zu ihrem eigenen Vergnügen dienen, andererseits waren sie geladen worden, um den Prince of Wales zu unterhalten, und waren nach dessen Interessen ausgewählt worden.
Das Diner an diesem Abend war ein epikureisches Mahl, das die volle Wertschätzung des Prinzen erhielt. Almina hatte für ihren exquisiten Geschmack, den von ihr prächtig gestalteten Salon und das gemütliche Schlafgemach des Prinzen, bereits zahlreiche Komplimente erhalten. Der Prince of Wales schien geneigt, an allem Gefallen zu finden, und das Abendessen würde ihn sicher nicht enttäuschen. Es begann mit einer Suppe, einer Consommé, gefolgt von einem Fischgericht: Steinbutt grillé Dugléré (nach Adolphe Dugléré, einem der renommiertesten Küchenchefs im Paris des 19. Jahrhunderts, der seit Jahren für die Rothschild-Familie kochte). Darauf folgten die Entrées: Pastete und Geflügel. Anschließend wurden Braten und Wildgeflügel mit Foie gras und zahlreichen Gemüsebeilagen serviert. Soufflé d’orange und Eiscreme bildeten die Desserts.
Nach dem Unterhaltungsprogramm (Aufzeichnungen belegen, dass im Musikzimmer ein Kammerorchester spielte) wurde noch ein leichtes Nachtmahl mit kaltem Fleisch wie Fasan und Rinderbraten gereicht. Als sich der Prinz rundum zufrieden und bestgelaunt zurückzog, wird Almina wohl einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen haben.
Die Jagd war für den darauffolgenden Tag angesetzt, und nun war Lord Carnarvon in seinem Element. Zu Highclere gehörten zwei Reviere: Biggs und Warren. Da die höher gelegenen Kalksteingebiete im Wesentlichen als Kaninchengehege fungierten und nicht bewirtschaftet wurden, boten sie exzellente Jagdgründe. Acht Schützen waren beteiligt: Seine Königliche Hoheit, der Prince of Wales, Lord Westmoreland, Lord Burghclere, Lord Chelsea, der Ehrenwerte Seymour Fortescue, Sir Edward Colebrooke, M. Boulatsell und Lord Carnarvon. Zusammen erlegten sie eine gewaltige Menge Vögel und Kaninchen – zu jener Zeit zählte unter Jägern eher Quantität als Qualität.
Auf Highclere Castle wurden Protokolle geführt, die die Verwertung jedes einzelnen auf dem Anwesen erlegten Tieres dokumentierten. Nichts wurde verschwendet. Das Verzeichnis wurde der Wirtschafterin vom obersten Wildhüter übergeben – in der Zeit des Besuchs des Prince of Wales ein Mann namens Cross, der später von dem langjährig in Diensten stehenden Henry Maber abgelöst werden
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