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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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war ein Kammerjunge unterstellt, der, sobald geläutet wurde, zu dem jeweils benötigten Bediensteten rannte.
    Jede Klingel war einer bestimmten Personalgruppe zugewiesen. Streatfield, Fearnside und die Diener sorgten dafür, dass Familienmitglieder und Gäste angemessen begrüßt und angemeldet wurden und dass es ihnen an nichts fehlte. Die ranghöheren Hausmädchen kümmerten sich um die weiblichen Gäste. Die meisten Angestellten kamen jedoch nur selten mit den Gästen in Kontakt, da bei den Mahlzeiten nur die Diener zur Hand gingen. Eine Küchenmagd konnte monatelang ihrem Dienst nachgehen, ohne einem Familienmitglied zu begegnen, da es für sie keinen Anlass gab, die Wirtschaftsräume zu verlassen, und Almina das Untergeschoss nur selten aufsuchte.
    Die unverheirateten weiblichen Bediensteten wohnten im zweiten Stock des Herrenhauses und in Zimmern im Turm, die über eine Wendeltreppe erreichbar waren. Jedes Einzelzimmer war mit einem Bett und einem Kamin ausgestattet, in dem das Wasser für die Körperpflege erwärmt werden konnte. Einige der jüngeren Dienstmädchen teilten sich ein Zimmer zu zweit. Die Schlafzimmer waren nur zum Übernachten da, denn für die Freizeit gab es einen Gesinderaum und ein gemeinschaftliches Wohnzimmer, Privatsphäre wurde der Dienerschaft nicht zuerkannt. Die Schlafzimmer konnten jederzeit inspiziert werden, und obwohl Mrs Bridgland kein Hausdrachen war, nahm sie ihre Aufgabe doch ernst und prüfte, ob sich in den Schränken oder unter den Betten Hinweise auf Regelverstöße fanden. Über die Moral und das Benehmen der Angestellten zu wachen gehörte ebenso zu den Pflichten der Wirtschafterin und des Butlers wie die Pflege des Weinkellers, das Verwahren der Tresor- und Geschirrschrankschlüssel, die Beschaffung von Vorräten oder die Beaufsichtigung der Kammermädchen. Die Hausmädchen traten meist im Alter von 17 oder 18 Jahren ihre Dienststellen an und lebten dann häufig zum ersten Mal von ihren Familien getrennt. Die Rolle der älteren Bediensteten beinhaltete auch ein Element der Seelsorge, waren sie doch aufgefordert, jede Missstimmung aus dem Weg zu räumen, um einen reibungslosen Ablauf der Haushaltsführung zu garantieren.
    Die Mädchen waren absichtlich ein gutes Stück abseits der männlichen Bediensteten untergebracht. Das bedeutete aber auch, dass sie sich im Fall eines Brandes in großer Entfernung zum Erdgeschoss befanden. Die Fluchtwege für den Notfall waren abenteuerlich. In den Fluren der Schlafzimmertrakte war der lakonische Hinweis aufgemalt: »Bei Feuer Rutsche benutzen«. Die schweren Schläuche aus Segeltuch waren mit Eisenhaken versehen, die sich in den Fensterrahmen verankern ließen. Das untere Ende wurde von einer Gruppe Männer gehalten, die weit unten auf dem Rasen standen. Dieses Prinzip muss funktionstüchtig gewesen sein, da sich auch spätere Generationen an Brandschutzübungen mit diesen Schläuchen erinnern können. Die Dienstmädchen wussten, dass sie dicke Pullover tragen und die Arme dicht am Körper halten mussten, damit sie nicht mit den Ellbogen an den Metallreifen hängen blieben.
    Für den Umgang der Bediensteten untereinander galten ebenso strenge Regeln wie für die Interaktion der privilegierten Bewohner der oberen Stockwerke. Streatfield nahm seine Mahlzeiten zusammen mit Mrs Bridgland und Mr Fearnside in seinem Wohnzimmer ein. Ihnen wurde von einem Diener niederen Ranges aufgetragen. Mr Roberts, der Kammerdiener, und Mary Adams saßen den Hausmädchen und Dienern im Gesinderaum vor, wobei die Männer die eine Seite, die Frauen die andere Seite des Esstisches einnahmen. Auch hier wurde die Rangordnung eingehalten, indem das oberste Hausmädchen zur Rechten von Mr Roberts saß und die höheren Diener neben Lady Carnarvons Zofe platziert waren. Das Küchenpersonal unterlag einer eigenen Hierarchie. Zofen und Kammerdienern, die ihre Herrschaft bei Besuchen begleiteten, wurden ihrem Status entsprechende Plätze zugewiesen: Mrs Bridgland recherchierte den Stellenwert des Titels und die Größe der Anwesen der Familie, in deren Diensten sie standen, indem sie in ihrem Wohnzimmer das Adelsverzeichnis Debrett’s Peerage and Baronetage ebenso sorgfältig studierte wie Almina, wenn diese die Sitzordnung für einen hochherrschaftlichen Empfang festlegte.
    Zu Alminas Lebzeiten waren Mr Streatfield bis zu 18 männliche Bedienstete in streng hierarchischer Ordnung unterstellt. Selbst ihre Kleidung reflektierte ihren Status. Streatfield legte eine

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