Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Wörtern, in denen er verzichtbar war, zu artikulieren. Der 6. Earl erinnerte sich an Streatfield als an einen unerschütterlichen Mann, der Lord Carnarvon und vor allem Highclere Castle treu ergeben war, der stets seine professionelle Contenance wahrte, aber ein großes Herz für Kinder hatte. Als Porchy ein kleiner Junge war, pflegte ihm Streatfield liebevoll übers Haar zu streichen – eine Geste der Vertraulichkeit, die der Butler mit sicherem Gespür für die Angemessenheit einstellte, als der junge Lord von der örtlichen Schule nach Eton wechselte. Erst 1897 vermählte sich Streatfield mit Edith Andrews, einer Lehrerin aus Essex, und bezog eines der mietfreien Cottages im Park.
Streatfields Schlafzimmer gehörte zu den größeren Räumen im ersten Stock des Gesindeflügels. Die kleineren Zimmer der Diener und des Kammerjunkers, Roberts, lagen innerhalb der Reichweite Streatfields, sodass dieser ein Auge darauf haben konnte. Die Räume der Diener lagen mit Fenster zum Innenhof, während die Stallknechte und Kutscher über den Ställen untergebracht waren, die die anderen drei Seiten des Hofes begrenzten.
Mister Roberts’ Stelle war recht außergewöhnlich, galt es doch als Zeichen großen Luxus, einen Kammerdiener zu beschäftigen. Alfred hatte einen solchen Bediensteten in seinem Haushalt, und auch Almina fand es äußerst nützlich, über eine Person zu verfügen, die diese Rolle versah. Roberts war mit jeder Menge kleiner Aufgaben betraut. Er stellte zum Beispiel sicher, dass Lord und Lady Carnavon in ihren Schlafzimmern stets mit ausreichend Schreibpapier und Tinte versorgt waren, nahm die Visitenkarten von Gästen entgegen, meldete Besucher und arbeitete mit Fearnside, dem überaus loyalen persönlichen Diener des Earls, und Mary Adams Hand in Hand. Roberts’ Aufgabengebiet wurde erweitert, wenn sich Gäste im Herrenhaus aufhielten. Ganz allgemein lag es in Roberts’ Verantwortung, dass sich jeder auf Highclere Castle wohlfühlte und großen Komfort vorfand.
Als Almina nach Highclere kam, war Mrs Emily Bridgland als Wirtschafterin im Schloss beschäftigt. Ihre Anrede war eine Höflichkeitsform, denn sie war ledig. Ihr Wohnzimmer lag neben dem Streatfields. Während seines mit vielen schweren, dunklen Möbeln eingerichtet war, besaß ihres eine heitere, gemütliche Atmosphäre. Sie verfügte über zwei mit Brokat bezogene Sofas, einen großen Polstersessel aus Rosenholz, einen Schreibtisch und eine Nähmaschine. Sie verwaltete die Schlüssel zu allen Räumen und trug den Schlüssel zu den Geschirrschränken, die sich in der Nähe ihres Zimmers befanden, an einer Kette um ihre Taille. So wie Streatfield über das Silber wachte, behütete sie mit Argusaugen das Porzellan.
Mrs Bridgland stieg jeden Tag um zehn Uhr morgens die Personaltreppe zum Erdgeschoss hinauf. Lady Carnarvons Wohnzimmer befand sich direkt unter ihrem Schlafgemach und war diskret über private Zugänge zu erreichen. Almina hatte den Raum gerade umgestaltet. Er war nun mit einem dicken, altrosa Teppich ausgestattet, und der zarte georgianische Stuck setzte sich wirkungsvoll von den in hellem Rosa gehaltenen Wänden ab, die reizende Gemälde und Miniaturen zierten. Es war ein Zimmer, in dem Almina mit Mrs Bridgland Haushaltsangelegenheiten unter vier Augen besprechen konnte. Wie im gesamten Schloss entsprach auch hier die Aufteilung der Räume im Untergeschoss deren Anordnung im oberen Stockwerk. Lady und Lord Carnarvons Wohnzimmer grenzten wie die Wohnzimmer von Mrs Bridgland und Streatfield aneinander. Mrs Bridgland holte Lady Carnarvons Anweisungen ein und ging mit ihr die Pläne für den jeweiligen Tag durch: Wann würden Gäste eintreffen oder abreisen, welches Unterhaltungsprogramm war für den Nachmittag vorgesehen, und welche Gerichte sollten zu Mittag und zu Abend serviert werden. Sobald alles geklärt war, kehrte Mrs Bridgland in die Wirtschaftsräume zurück und delegierte die verschiedenen einzelnen Aufgaben an das oberste Hausmädchen und die Köchin.
An der Wand des Flures im Untergeschoss, der sich über die gesamte Länge des Hauses von der Gartentür bis zum Weinkeller erstreckte, befand sich das Klingelbrett, mittels dessen dem Personal signalisiert wurde, dass die Herrschaft seine Dienste wünschte. Es war zwischen den Zimmern des Butlers und der Wirtschafterin angebracht und mit insgesamt 60 Klingeln bestückt – eine für jeden Empfangsraum sowie für die Schlafzimmer der Familie und der Gäste. Streatfield
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